Peter Umundum (l.), Vorstandsdirektor für Paket & Logistik bei der Österreichischen Post AG, und Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt, haben die Analyse zu den Klimaeffekten des E-Commerce vorgestellt.
Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Österreichischen Post analysiert, dass die Klimaeffekte von Einkäufen im Online- sowie stationären Handel variieren. Neben einer klimafreundlichen Paketzustellung gilt vor allem der heimische Online-Handel als Wirkungshebel.
Eine von der Österreichischen Post in Auftrag gegebene Studie hat die Klimaeffekte von Einkäufen in Online- und im stationären Handel analysiert. Das Umweltbundesamt, das die Studie durchgeführt hat, kommt dabei zu folgendem Ergebnis: Klimafreundliche Paketzustellungen bieten Einsparungspotenziale von Treibhausgas-Emissionen. Und: Greifen die Besteller:innen außerdem auf heimische Online-Händler:innen zurück, entstehen weitere positive Effekte für die österreichische Wirtschaft. "Unsere Szenarien zeigen, dass es im stationären und im Online-Handel viele Möglichkeiten gibt, Treibhausgas-Emissionen einzusparen. Die Schlüsselfaktoren sind Einkaufs- und Retourenfahrten. Sie können die Klimabilanz maßgeblich beeinflussen. Im Sinne der Klimabilanz ist ein zielgerichtetes Angebot und eine optimierte Kombination von stationärem und Online-Handel sinnvoll", sagt Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt.
E-Commerce sei "eine grüne Form des Einkaufens", ist sich Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik bei der Österreichischen Post, sicher. "Die Studie des Umweltbundesamtes bestätigt, was auch andere Untersuchungen schon gezeigt haben, nämlich eine hohe Effizienz des E-Commerce. Durch die konsolidierte Paketzustellung können im Vergleich zum stationären Handel bis zu 56 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Werden Retouren optimiert und der Fuhrpark auf E-Antrieb umgestellt, so wie bei der Post, ist der Hebel noch wesentlich größer", sagt er.
Online-Handel mit weniger Emissionen
Die Studie unterstreicht, dass der Online-Handel dem stationären Handel in puncto Klimabilanz in den gängigsten Praxisszenarien überlegen ist. Zur Erstellung des Vergleichs der Umweltauswirkungen hat das Umweltbundesamt alle treibhausgaswirksamen Emissionen und Prozesse berücksichtigt. Vertreter:innen aus den Branchen Elektro, Bekleidung und Buch haben konkrete Erfahrungen zu der Studie beigetragen. Aus der Berechnung von insgesamt 42 Szenarien zeigt sich also:
Die Reduktion von Pkw-Fahrten wirkt sich positiv auf die Klimabilanz aus. Der konsolidierte Pakettransport kann die Treibhausgas-Emissionen um bis zu 56 Prozent verringern. So ist zum Beispiel die konsolidierte Zustellung von rund 150 Paketen in einem Pakettransporter durch die Post effizienter als 150 Pkw-Einzelfahrten, um je ein Produkt zu kaufen. Auch Retouren beeinflussen die Klimabilanz. Durch eine Optimierung des Prozesses, wiederverwendbare Verpackungen und Fahrzeuge mit alternativen Antriebssystemen können Treibhausgas-Emissionen von Online-Retouren um über 60 Prozent reduziert werden.
Auch widmete das Umweltbundesamt in der aktuellen Studie einen Blick auf die ökonomischen Auswirkungen. So entstehen durch den heimischen Online-Handel eine klare Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich. Fließt die gesamte E-Commerce Nachfrage in den internationalen Online-Handel, wird pro Nachfrageerhöhung um eine Million Euro lediglich ein neuer Arbeitsplatz in Österreich geschaffen. Würde die Nachfrageerhöhung jedoch vollständig an heimische Händler:innen gehen, würden in Österreich sechs neue Arbeitsplätze entstehen.
Bei der Berechnung von Treibhausgas-Emissionen wurden alle treibhausgaswirksamen Emissionen berücksichtigt und in sogenannten CO2-Äquivalent-Emissionen (CO₂e) dargestellt. Als Bezugsgas für die Erfassung anderer Klimagase dient Kohlenstoffdioxid, weitere Gase wie Methan und Stickstoffmonoxid wurden entsprechend ihrer Klimawirksamkeit berücksichtigt. Die Umrechnung erfolgte gemäß den Vorgaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). In der Modellierung werden alle wesentlichen Prozesse berücksichtigt, von der Primärenergie- und Rohstoffgewinnung bis zur genützten Energie und Stoffbereitstellung. Das heißt, es werden neben den direkten auch indirekte Emissionen abgebildet, die bei vor- und nachgelagerten Prozessen entstehen.