New Retail: China: Einen Retail-Schritt vorau...
 
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China: Einen Retail-Schritt voraus

Alibaba
Jack Ma bei der Besichtigung des Hema-Supermarktes in Shanghai. © Alibaba
Jack Ma bei der Besichtigung des Hema-Supermarktes in Shanghai. © Alibaba

Während die westliche Welt gerade alle Augen auf Supermarkt-Konzepte wie Amazon Go richtet, treiben zahlreiche chinesische Händler wie beispielsweise Alibaba ähnliche Lösungen voran. Diese gelten in Metropolen wie Peking oder Shanghai bereits als selbstverständlich.

Vor rund einem Monat wurde in Seattle der vollautomatisierte Supermarkt Amazon Go eröffnet. Die Konsumenten können dort ohne Kassenpersonal ihren Einkauf erledigen – mehr zum Thema kann man hier nachlesen. Auch in Österreich springt man auf den Zug der kassenlosen Geschäfte auf: Etwa wird der neue Saturn Express in Innsbruck ab März 2018 ohne Kassen auskommen.

Rund um den großen Hype lohnt sich jedoch ein Blick nach China: Dort sind in den vergangenen Jahren bereits moderne neue Konzepte entstanden, von denen die Händler hierzulande noch lernen können. Kennen Sie etwa die sogenannte BingoBox? Hier handelt es sich um einen Supermarkt im Mini-Format, in dem vollkommen ohne Personal eingekauft werden kann. Über das Smartphone verschafft sich der Kunde Zutritt, entnimmt die Waren und bezahlt diese über Self-Scanning-Kassen per Smartphone. Das Tolle an dem Konzept: Aufgrund des kleinen Formats der Läden können diese sogar über Rollen am Boden an andere Orte verschoben werden. Andere Startups aus China verfolgen ein ähnliches Konzept solcher Mini-Läden, so etwa der F5 Future Store, in dem Getränke und Snacks gekauft werden können.

Shopping als Technologie-Erlebnis
Aber auch die großen Player aus China mischen mit: So etwa das Tech-Unternehmen Tencent, das mit dem Store „We Life“ ein kassenloses Konzept nach dem Grab & Go-Prinzip getestet hat. Mit WeChat, der Messenger App von Tencent, verschaffen sich die Verbraucher Zugang zum Laden. Die Produkte können mit einem Code über das Mobiltelefon gescannt werden, beim Ausgang muss nochmals ein QR-Code bedient werden, um die Waren abzubuchen. Ein anderes modernes Shopping-Konzept bietet Alibaba mit dem Tao Café an, wo Snacks, Fast Food und Getränke angeboten werden: Der Kunde scannt beim Betreten einen QR-Code per App von Taobao, einem Sub-Unternehmen der Gruppe. Beim Verlassen des Tao Cafés gehen die Kunden durch eine Box, die mit einer Reihe von Sensoren ausgestattet ist – so werden der Konsument und dessen Waren erkannt und über das Konto des Kunden verrechnet. Ganz ohne Personal kommt das Tao Café aber nicht aus: Mitarbeiter hinter der Bar nehmen Wünsche für Kaffee entgegen – gezahlt wird jedoch auch hier per Gesichtserkennung.

Die Hema-Hypermärkte von Alibaba stellen ein weiteres hoch technologisches Supermarkt-Konzept dar. 2015 mit Hema gestartet, will man laut Alibaba CEO Daniel Zhang den On- und Offline-Einkauf nicht getrennt voneinander, sondern als einen Kanal betrachten – „New Retail“ nennt Alibaba diese Form des Einkaufens. Angefangen vom Einholen der Produktinformation bis zur Bezahlung werden weite Teile des Einkaufsprozesses über das Mobilgerät getragen. Eines der Highlights des Marktes ist die großzügige Abteilung an frischen Fisch- und Meeresfrüchte, die vor Ort ausgewählt und zubereitet werden. Der Checkout funktioniert zwar im Gegensatz zu Amazon Go über Kassen, die Abrechnung kann dann aber auch am Smartphone per Alipay, dem mobilen Bezahlsystem von Alibaba, erfolgen. Seit Neuestem lässt sich auch per Gesichtserkennung bezahlen.

Den Leitsatz „Think Big“ hat sich Alibaba mit den Hema Supermärkten auf die Fahnen geschrieben. Bereits mit Standorten in den größten chinesischen Städten vertreten, sollen in den nächsten fünf Jahren rund 2.000 neue Läden in ganz China eröffnet werden. Bis Ende 2018 werden allein in Peking 30 neue Hema Märkte entstehen. Übrigens kann auch online bestellt werden – die Lieferung erfolgt innerhalb von 30 Minuten, da jeder Hema-Standort auch als Fulfillment Center dient.

Einen weiteren Schritt in der modernen Welt des Shoppings setzt Alibaba zum Beispiel mit dem Event „See Now Buy Now“, einer Dramaturgie folgenden Fashion Show. Hier zeigen die größten Marken der Welt wie etwa Adidas oder Ray-Ban ihre neuesten Trends. Die Show kann auch gemütlich von zu Hause auf der Couch verfolgt werden – dabei können vorgeführte Kleidungsstücke angeklickt und mit einem Link direkt auf Tmall.com, einer B2C-Plattform von Alibaba, gekauft werden. Gleichzeitig interagieren die Verbraucher mit, wenn diese bei Gewinnspielen spezielle Rabatte erhalten können. Veranstaltungen werden hier also geschickt genutzt, um online Umsätze zu generieren.
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