Studie: Online-Shopping als Gefahr für psychi...
 
Studie

Online-Shopping als Gefahr für psychisch Kranke?

John Schnobrich / unsplash.com

Angesichts eines neuerlichen Lockdowns und der bevorstehenden Weihnachtseinkäufe ist Online-Shopping für viele Konsumenten unverzichtbar. Für Menschen mit psychischen Problemen ist diese Option allerdings Segen und Fluch zugleich.

Für Menschen mit psychischen Problemen ist Online-Shopping oft eine Rettungsleine: Es ermöglicht ihnen, die notwendigen Dinge des Lebens einzukaufen, ohne das Haus verlassen zu müssen, wenn sie sich gerade nicht gut fühlen. Die aktuelle Situation könnte diesen Trend noch verstärken. Die gemeinnützige britische Organisation Money and Mental Health Policy Institute hat nun in einer aktuellen Studie erhoben, welche nachteiligen Effekte das Einkaufen im Web für Betroffene haben kann.

Druckpunkte

»Online-Shopping ist wegen meiner psychischen Probleme viel besser für mich«, so eine Betroffene. »Es bedeutet, dass ich alles besorgen kann, was ich will, ohne in den Laden gehen zu müssen. Wegen meiner Angstzustände ist das an manchen Tagen unmöglich.« Allerdings kann gerade die Gestaltung von Webshops neue Probleme verursache. Die Seiten verwenden oft personalisierte Informationen um Vorschläge zu machen oder Druck aufzubauen. Für Menschen mit psychischen Problemen kann es schwer werden, diesem zu wiederstehen. Das führt oft dazu, dass sie zu viel ausgeben und Schulden machen, was ihren gesundheitlichen Zustand zusätzlich verschlechtern kann.

Die Studie hat drei Schlüsselelemente der Seiten identifiziert: Zum einen machen die Seiten den Einkauf unglaublich leicht. Egal ob bei Tag oder Nacht, Einkäufe sind mit wenigen Mausklicks erledigt. Dazu kommen Zahlungsoptionen wie »kaufe jetzt, zahle später«. So geht das Gefühl für »echtes« Geldausgeben verloren. Psychotische Episoden können Impulskaufen noch verstärken. So hat man festgestellt, dass 54 Prozent der Menschen, die gerade erst ein psychisches Gesundheitsproblem durchlebten das Gefühl haben, dass es ihnen Online-Shopping zu leicht macht, Geld auszugeben, das sie eigentlich gar nicht haben.

Die meisten Seiten verwenden zudem Tricks, um ihre Kunden unter Druck zu setzen, etwa, indem sie ihnen schreiben, dass gewisse Produkte fast ausverkauft sind. Bei labilen Menschen kann so etwas zu Panik und falschen Entscheidungen führen und sie zu unnötigen Käufen veranlassen. Ein weiterer Punkt sind die personalisierten Empfehlungen, die die Kunden noch verfolgen, wenn sie eigentlich gar nicht mehr browsen. »Online Shopping ist unverzichtbar, aber auch zunehmend aufdringlich«, meint ein weiterer Betroffener. »Ich würde es einer Verkäuferin ja auch nicht gestatten, mich bis nach Hause zu verfolgen und mit Produktempfehlungen zu bombardieren.«

Gegenstrategien

Die Studie gibt aber auch eine Reihe von Empfehlungen, wie man Kunden mit psychischen Problemen unterstützen kann.

• Geben Sie Ihren Kunden und Kundinnen mehr Kontrolle über ihre Konten. Sie sollten in der Lage sein, problematische Optionen wie »Anstupser« oder »später bezahlen« ausschalten zu können.
• Geben Sie Ihren Kunden und Kundinnen Bedenkzeit, etwa durch eine 24-stündige Abkühlzeit ehe die Transaktion bearbeitet wird.
• Bieten Sie auf Ihrer Homepage Informationen dazu, wie man die Kontrolle über seine Online-Ausgaben behält und wo man sich für Hilfe hinwenden kann.

Zudem gibt es in Großbritannien Forderungen, den Konsumentenschutz anzupassen, da sich die digitalen Verkaufs- und Marketingstrategien in den letzten Jahren merklich zu Gunsten der Händler verändert haben , aber besonders Menschen mit psychischen Problemen hohen Risiken aussetzen.

Dieser Text erschien zuerst auf www.textilzeitung.at.

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