Es ist ja nun nicht so, als wenn es nicht schon eine Überfülle an Marktplätzen in Deutschland geben würde.
PR kann Fyndiq: “Amazon der Schnäppchenjäger”, “eBay-Schreck” (eBay ist seit 2015 nicht mehr in Schweden) und “Nulltarif für Händler”. Griffige Bilder. Händler aber schauen lieber auf Kosten und Zahlen. Um die zu gewinnen, verzichtet Fyndiq nun großzügig auf eigene Einnahmen.
Dinesh Nayar, CEO von Fyndiq, sieht den Marktplatz nicht als eierlegende Wollmilchsau für allen Kundengruppen, sondern positioniert die Plattform ganz bewusst als „Schnäppchen-Superstore“.
Wie relevant kann Fyndiq werden?
Ja, der Markt ist übervoll. Neben Amazon und eBay buhlen unter anderem auch Rakuten, Hood, Hitmeister, Allyouneed und serienweise lokale Marktplätze und Spezialanbieter wie Dawanda um Kunden und Händler.
Keiner der Anbieter hat sich aber bislang mit letzter Konsequenz in Richtung der Generation Discount positioniert. Wenn es Fyndiq gelingt, sich als Aldi unter den Marktplätzen aufzustellen, könnten die Schweden zumindest die Amazon- und eBay-Verfolger mit ihren mittleren zweistelligen Millionenumsätzen binnen weniger Jahre überholen. Die Stärke der Marke wird dabei ganz entscheidend sein. Der Händler selbst tritt als Marke gegenüber dem Kunden beim Einkauf nicht in Erscheinung. Das kann ein Vorteil sein, wenn es gilt Restposten und Saisonware über das Portal abzuschleusen.
Größte Herausforderung für manche Händler: Die Produkte müssen innerhalb von 24 Stunden nach Bestellung an die Schnäppchenjäger verschickt werden.
So bleibt denn vor allem das Henne-Ei-Problem als Fragezeichen. In der ersten Woche nach dem Start im Juni 2015 haben sich rund 200 Händler neu registriert. Das könnten schnell mehr werden, wenn es Fyndiq gelingt, mit seinem Einstiegsangebot gerade auch Neulinge zu erreichen, die eine Verkaufsplattformen möglichst risikolos testen wollen und etablierte Händler die Gelegenheit nutzen werden, vergleichsweise bequem einen neuen Vertriebskanal zu erproben.
Nur der Name Fyndiq ist gewöhnungsbedürftig: in einer früheren Version des Beitrags war an einigen Stellen von “findiq” die Rede. Aber lassen Sie sich kein y für ein i vormachen.
Fyndiq in Zahlen
Fyndiq hat in Schweden rund 1.600 Händler unter Vertrag. Zum Vergleich: Hitmeister hat hierzulande derzeit 5.500 Händler und Lieferanten. In Schweden konnte Fyndiq bereits im zweiten vollen Geschäftsjahr (2012) für seine Händler einen Umsatz von mehr als 6,2 Millionen Euro generieren und knapp 200.000 Käufer gewinnen. Im darauffolgenden Jahr verdoppelte der Marktplatz seinen Umsatz auf 13,6 Millionen Euro. Aktuell liegt er bei 21,3 Millionen Euro (2014). Im Heimatmarkt erreicht die Plattform eine Quote von 68 Prozent wiederkehrender Kunden. Die Kernzielgruppe ist um die 30 Jahre alt und vorwiegend weiblich.
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