Vor Kurzem feierte die Adeg-Wolfsberg ihr 55-jähriges Betriebsjubiläum. Geschäftsführer Mag. Wolfgang Jäger im CASH-Interview über den Status quo und die Zukunftsperspektiven der Genossenschaft.
CASH: Herr Jäger, wie viele Filialbetriebe und wie viele Kaufleute zählt die Adeg-Wolfsberg aktuell?
Wolfgang Jäger: Die Adeg-Wolfsberg umfasst derzeit 19 Filialen und ein Einkaufszentrum – das Euco-Center Wolfsberg – sowie in Summe rund 60 Lieferstellen, darunter ca. 20 Kaufleute und die Raiffeisen Lagerhäuser im Lavanttal.
Wie geht es der Adeg-Wolfsberg und den Kaufleuten in Ihrem Einzugsgebiet. Macht sich die Wirtschaftskrise im Süden Österreichs bemerkbar?
Für die größeren Kaufleute rechnet es sich noch, die kleineren dagegen tun sich wirklich schwer. Wir wollen unseren Kaufleuten natürlich das Überleben sichern und damit auch die Nahversorgung in den Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt. Deshalb unterstützen wir unsere Kaufleute – egal ob groß oder klein – auf vielfältige Weise, etwa indem wir bei Renovierungen und Geschäftsverschönerungen unseren Beitrag leisten. Die Adeg-Wolfsberg selbst liegt sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel erfreulicherweise über den Umsatzzahlen des Vorjahres. Die Krise – auch die Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit im Tal – berührt unsere Umsätze zumindest derzeit glücklicherweise noch wenig bis gar nicht. Sehr wohl zeigen sich aber Änderungen im Einkaufsverhalten. Die Kunden weichen verstärkt von höherwertigen Produkten auf Einstiegsmarken aus.
Und wie ist es um die Zukunft der beiden Abholgroßmärkte bestellt?
Der AGM in Unterburg am Klopeinersee hat nur saisonal geöffnet. Der AGM in Wolfsberg ist renovierungs- und vergrößerungsbedürftig, wobei wir aber auf alle Fälle abwarten werden, in welche Richtung sich die AGMs der Adeg Österreich nun unter Rewe entwickeln und welche neuen Konzepte und Strategien angedacht sind.
Apropos Rewe: Lebt es sich mit der Rewe als Partner im Hintergrund besser als mit der Edeka, und sind Sie mit den Konditionen bzw. mit den Spannen zufrieden?
Erster Ansprech- bzw. Kooperationspartner ist für uns ja nach wie vor die Adeg Österreich. Diesbezüglich hat es also keine wesentlichen Änderungen seit dem Wechsel von der Edeka zur Rewe gegeben. Auch die Konditionen sind bisher annähernd gleich geblieben und die Rewe-Eigenmarken wie Ja! Natürlich oder Clever sind ohne Zweifel Umsatzbringer, weisen allerdings schlechte Spannen auf.
Gibt es dafür aus Ihrer Sicht eine plausible Erklärung?
Ich glaube, dass die Adeg Österreich und die Rewe derzeit noch mit der internen Koordination und Abstimmung beschäftigt sind, d.h. die optimalen, endgültigen Strukturen noch nicht gefunden haben und daher auch die erwarteten Vorteile noch nicht voll zum Tragen kommen.
Ab wann rechnen Sie mit einer Verbesserung?
Ich rechne damit, dass die eigentlich zugesagten Verbesserungen in der zweiten Jahreshälfte, nach wirklich vollzogenem Zusammenschluss von Adeg Österreich und Rewe, schlagend werden.
Was tut sich bei der Adeg Wolfsberg in Sachen Sanierung bestehender Filialen bzw. Standorte? Wird es in absehbarer Zeit eventuell sogar die eine oder andere Neueröffnung geben?
Wir haben in den letzten fünf Jahren drei neue Eigenmärkte eröffnet, das Euco-Center Wolfsberg vergrößert und modernisiert und annähernd die Hälfte unserer Filialen renoviert und auf modernen Stand gebracht. Vor zwei Monaten haben wir unseren erst vier Jahre alten Markt in Sittersdorf auf Grund der ausgezeichneten Umsatzentwicklung vergrößert. Vor Kurzem haben wir den Adeg-Markt in Völkermarkt auf den neuesten Stand gebracht. Darüber hinaus sind wir derzeit dabei, einen 400 m² großen Nah&Frisch-Markt in St. Michael ob Bleiburg zu übernehmen und völlig neu zu gestalten. Außerdem sollen heuer noch die Adeg-Märkte in St. Stefan und St. Gertraud verschönert und vergrößert werden, und wir denken ernsthaft darüber nach – diesbezügliche Gespräche führen wir bereits – unser Liefergebiet in Richtung Klagenfurt auszuweiten.
Dieses Jahr feiert ja nicht nur die Adeg-Genossenschaft Wolfsberg ein rundes Jubiläum. Sie selbst sind jetzt seit fünf Jahren Geschäftsführer derselben. Wie hell brennt die Flamme der Begeisterung für den Job nach dieser Zeit noch in Ihnen?
Die Begeisterung für den Job ist immer noch äußerst groß! Ich bin glücklich, dass mir eine wirklich schwere Stunde in dieser Zeit erspart geblieben ist. Wir sind ein ausgezeichnetes Team und haben Erfolg. Das macht Freude!
Was würden Sie zum 60-jährigen Betriebsjubiläum gern über die Adeg Wolfsberg berichten?
Dass wir weiter gewachsen sind und sich der vorsichtige Expansionskurs bewährt hat, dass wir uns als selbstständige Genossenschaft gegenüber den starken Mitbewerbern behauptet haben, dass wir nach wie vor sichere Arbeitsplätze bieten, dass die erfolgreiche Führungscrew weiterhin aktiv ist, kurz: Dass wir auch zum 60. Jubiläum wieder einen Grund zum Feiern haben.
Herr Magister Jäger, vielen Dank für das Interview!
Adeg Wolfsberg
Großeinkauf der Kaufleute
• Eigentumsverhältnisse: registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
• Gründung: 1954 in Wolfsberg; 1985 Übersiedlung der Zentrale nach St. Andrä
• Geschäftsführer und Vorstandsobmann: Mag. Wolfgang Jäger
• Filialen/Märkte: 19 EH-Filialen, 1 Einkaufszentrum (Euco-Center Wolfsberg), 2 Abholgroßmärkte für Gastronomie und Großverbraucher
• Lieferstellen: ca. 60, darunter ca. 20 Kaufleute, weiters die Raiffeisen Lagerhäuser im Lavanttal, Bäcker, Fleischer etc.Kooperationen: mit der Adeg Österreich Handels GmbH.
Quelle: Unternehmensangaben
Die Führungscrew der Adeg Wolfsberg. V.l.n.r.: Werner Ellersdorfer (Vertrieb), Robert Lorber (Lager), Franz Pichler (Marktkoordinator Eigenmärkte), GF Wolfgang Jäger, Johann Weißegger (EDV/RW), Irmgard Wucherer (Einkauf), Hannes Prinz (Einkauf), Franz Monsberger (Einkauf)
Mit über 400 Besuchern bei der Jubiläumsfeier im Juni, darunter zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft, war das Festzelt am Adeg-Betriebsgelände bis auf den letzten Platz gefüllt.