Spar Österreich: Die Großfläche ist tot, es l...
 
Spar Österreich

Die Großfläche ist tot, es lebe die Großfläche

Interspar/Johannes Brunnbauer

Interspar-Geschäftsführer Johannes Holzleitner spricht im CASH-Interview über die Zukunftsfähigkeit der Großfläche, Ortskernsterben, Flächenversiegelung und warum Interspar mehr als ein großes Geschäft am Kreisverkehr ist.

Wenige Stunden vor der großen Eröffnung des neuen Interspars im EO Park Oberwart (Bgld.) summt und surrt es bereits geschäftig im Markt, während die letzten Vorbereitungen getroffen werden. Es ist der 75. Interspar-Standort, den die österreichische Warenhandels-AG betreiben wird. In der Luft liegt der Duft von frischgebackenem Brot und Kaffee, hier wird noch einmal ein Produkt geradegerückt, dort die Frischetheke bestückt. Mit Blick auf dieses Treiben trifft CASH im integrierten Interspar-Restaurant Geschäftsführer Johannes Holzleitner bei einer Tasse Cappuccino, um sich über die Zukunft der Hypermärkte auszutauschen.

CASH: Als 1971 der erste Interspar in Neu-Rum bei Innsbruck eröffnet hat, war das Konzept eines SB-Warenhauses in der österreichischen Handelslandschaft geradezu revolutionär. Mittlerweile wird die Großfläche von vielen als überholt betrachtet, seit Jahren prophezeit man ihr den Tod, während der Trend wieder in Richtung kleinerer Geschäfte oder weg von vielen Geschäften hin zu einem Flagshipstore geht. Interspar hält mit den Hypermärkten und Maximarkt-Standorten dagegen. Warum sind Hypermärkte wie Interspar ihrer Meinung nach noch immer zukunftsfähig?
Johannes Holzleitner: Wenn Sie sagen, die Großfläche ist tot, dann gilt das vielleicht für alle anderen, aber nicht für Interspar. Wir sind im europäischen Vergleich, also im für uns relevanten Kulturkreis, die wohl einzige Großfläche, die in den letzten zehn Jahren jedes Jahr wachsen konnte. Viele Großflächen sind in dieser Zeit den Bach runtergegangen, weil sie zu groß, zu unfokussiert und die Produkte nicht mehr zeitgemäß waren. Man hat von Autoreifen über Schuhe und Fashion neben Lebensmitteln alles verkauft. Interspar hat sich Schritt für Schritt entwickelt und sich 2010 der Strategie verschrieben – und daran hat mein Vorgänger Markus Kaser einen großen Verdienst – das Sortiment gleichzeitig so weit und eng auszuwählen, dass man schlicht alles, was man für das Leben zu Hause und für die Organisation des Haushalts braucht, an einem Ort bekommt. Vor allem in den letzten zwei Jahren haben die Menschen gelernt, dass es genügt, zu Interspar zu gehen und man dort sogar Naturkosmetik, Nähzeug und Wolle bekommt.

Die Pandemie hat den Trend zum One-Stop-Shopping beflügelt – was auch daran lag, dass viele Geschäfte geschlossen halten mussten. Glauben Sie dennoch, dass dieses Einkaufsverhalten
auch nach der Pandemie bestehen bleibt?
Corona war ein Entwicklungsbeschleuniger, der Trend war aber auch schon vor der Pandemie zu beobachten. Aktuell geht die Frequenz zwar ein bisschen zurück, bleibt aber auf hohem Niveau. Wir unterstützen das One-Stop-Shopping darüber hinaus digital und schaffen so ein Omnichannel-Angebot. One-Stop-Shopping in Kombination mit Onlineshopping ist das Gebot der Stunde.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das viel zitierte Einkaufserlebnis?
Oft ist Einkaufen eine Pflichterfüllung. Wir wollen dabei aber ein gutes Gefühl geben. Deshalb sind unsere Märkte gut strukturiert und mit Sichtachsen zur Orientierung ausgestattet. Darüber hinaus punkten wir mit Service, Fachkompetenz und freundlicher Beratung. Interspar ist der Lebensmittelhändler mit den größten Bedientheken. Selbstbedienung wäre vielleicht einfacher und kostengünstiger, aber nur so können wir die Herzlichkeit und Fachkompetenz zur Verfügung stellen, die unsere Kundinnen und Kunden begeistern. Im Frischfisch-Bereich zum Beispiel haben wir in den letzten Jahren einen enormen Mehrumsatz gemacht, weil die Gastronomie geschlossen hatte, aber die Menschen trotzdem Fisch essen wollten. Wir hatten dabei aber auch die nötige Fachkompetenz, um den Menschen zu erklären, wie man ihn filetiert und zubereitet. Auch bauen wir Magic Moments ein, mit denen wir die Beziehungsebene kultivieren. Man denke an das halbe Kipferl oder das Extrawurst-Radl für Kinder. Die Kunst ist es, Kunden zu begeistern. Einen klassischen Markenartikel kann man überall kaufen, der Preis ist austauschbar, aber Menschen und Services machen uns einzigartig.

Gibt es deshalb auch kaum Self-Service-Kassen bei Interspar? Auch hier in Oberwart nicht?
Wir möchten, dass dieser schwierige Akt, sein Geld abzugeben, nicht über einen Automaten abgefertigt wird, sondern auf einer persönlichen Ebene passiert. Ich lehne die Self-Service-Kassen nicht kategorisch ab, es gibt Standorte, wo das durchaus Sinn hat – am Bahnhof zum Beispiel – aber an einem Standort wie Oberwart ist das größte Investment, das ich machen kann, jenes in die Kundenbeziehung und in Menschen, die mit ihnen in Kontakt treten. Heute geht es darum, dass der Kunde morgen wieder kommt. Abgesehen davon ist es bei den großen Warenkörben, die bei uns eingekauft werden, den Aktionen und Rabattmarkerln auch schwierig, sich ohne Hilfe an Self-Service-Kassen zu organisieren.

Lesen Sie das gesamte Interview in der Juni-Ausgabe von CASH.



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