Neueste Zahlen des österreichischen Handelsverbands belegen: 83 Prozent aller heimischen Handelsbetriebe kämpfen mit Lieferverzögerungen und Lieferantenausfällen. Zwei Drittel der Unternehmen verzeichnen einen Lockdown-bedingt gestiegenen Altwarenbestand.
Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen zwei Jahren viel von jedem einzelnen gefordert. So auch vom Handel, der derzeit mit Planungsunsicherheiten und Personalmangel kämpft. Laut einer repräsentativen Befragung des Handelsverbandes sind aktuell zwei Drittel der österreichischen Handelsbetriebe (66 %) mit einer Steigerung des Lagerstandes an Altwaren konfrontiert. 83 Prozent der befragten Unternehmen haben mit Lieferverzögerungen oder Lieferantenausfällen zu kämpfen. Sowohl der stationäre Handel als auch der E-Commerce sind von den Engpässen gleichermaßen betroffen, so eine Aussendung des Handelsverbands.
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands ortet zahlreiche Komponenten als Verursacher der aktuellen Lage im Handel: "Die Pandemie sorgt weiterhin für massive Verwerfungen in den Lieferketten. Acht von zehn Handelsbetrieben kämpfen zurzeit mit Lieferverzögerungen. Die Ursachen sind vielschichtig. Der Containermangel in Fernost hält an, höhere Input-Kosten und der Nachfrage-Anstieg treiben die Rohstoffpreise in astronomische Höhen und die weltweite Omikron-Welle sorgt für Produktionsverzögerungen in den Industriebetrieben", sagt er.
Hinzu komme die Inflation von 2,8 Prozent im Vorjahr – Tendenz steigend. Und: "Allein im Jänner sind die Großhandelspreise im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 Prozent angestiegen". Auf den globalen Rohstoffmärkten wäre in der nächsten Zeit keine Normalisierung der Lage zu erwarten, so die Einschätzung des Handelsverbands. Einige Beispiele: der Rohkaffeepreis ist seit dem Sommer 2021 um mehr als 50 Prozent nach oben geschnellt, auch Baustoffe, wie Konstruktionsvollholz (+77 %) und Betonstahlstäbe (+53 %) erlebten Preissteigerungen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht.
Die Entwicklung der Endkundenpreise und die damit einhergehenden Preissteigerungen seien aufgrund der globalen Preisentwicklungen daher "unvermeidbar". Und: "Wir rechnen damit, dass uns die Rohstoffkrise und Lieferverzögerungen zumindest noch bis Mitte 2023 begleiten werden. Viel hängt davon ab, wie sich die Pandemie nach der Omikron-Welle entwickeln wird", so Will.
Doch nicht nur die kleinen und mittelständischen Betriebe treffe die aktuelle Situation: "Bei den großen Handelsbetrieben kommen Engpässe im Personaleinsatz aktuell ebenfalls häufiger vor, es stehen aber Springerteams und Ersatzpersonen aus internen Abteilungen bereit, um in Bereichen des Kerngeschäfts bei Bedarf auszuhelfen", so Handelssprecher Rainer Will.