Das Konzept des Frühstückens hat sich in den letzten Jahren stark verändert, die „Wichtigkeit“ hat sich relativiert. Doch dann kam Covid-19 mit all seinen Maßnahmen, die dem Segment wieder neuen Aufwind gegeben haben.
Müsli und Cerealien sind die absoluten Gewinner im Frühstückssegment während der Coronavirus-Pandemie. Der Umsatz in den Wochen neun bis 12 ist laut Nielsen gegenüber dem Vorjahr um 50,3 Prozent gewachsen. Für die ersten vier Monate im Jahr 2020 bedeutet das ein Gesamtwachstum von über 20 Prozent. "So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt. Der Cerealienmarkt in Österreich ist regelrecht explodiert und allein der März hat alles abgeschossen, was ich bis dahin gekannt habe", sagt Kellogg-Geschäftsführer Mag. Volker Tratz und weiter: "Noch unglaublicher für Kellogg ist aber, dass wir in den ersten zwölf Wochen noch stärker gewachsen sind als der Gesamtmarkt. Für uns ein Zeichen, dass man auch in schwierigen Zeiten auf Marken vertraut oder zu Marken greift, die man kennt. Anders ist das nicht zu erklären." Ein Grund für die starke Nachfrage nach Müsli und Cerealien könnte die lange Haltbarkeit der Produkte sein, die einen Vorratskauf ermöglichen. Außerdem sind sie schnell und einfach zuzubereiten und auch als Snack für zwischendurch geeignet. "Traditionelle Cerealien haben im neuen und sehr stressigen Corona-Alltag von Familien dazu beigetragen, einen einfachen, geregelten Ablauf am Morgen zu ermöglichen", erklärt Mirko Dörr, Business Executive Officer von Nestlé Cerealien in Österreich und der Schweiz. Das größte Plus verzeichnete laut Dr. Oetker übrigens die Knusper-Müslis am Markt.
Warenengpässe gab es kaum. Dafür sorgten die vielen Mitarbeiter die, wie es heißt, unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, die Lieferkette aufrecht hielten. "Unsere Anstrengungen waren zunächst, die Sicherheit unserer Mitarbeiter in den Werken und der Zentrale sicherzustellen, denn nur dadurch war es möglich, Lieferketten aufrecht zu erhalten. Dies ist uns insbesondere in Österreich sehr gut gelungen und wir konnten an jedem Tag vollumfänglich den Markt mit Ware versorgen", meint zum Beispiel Mirko Dörr. Dr. Schär ging dabei sogar noch einen Schritt weiter: "Für unsere Mitarbeiter lediglich alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um diese Herausforderung zu meistern, kam uns nicht ausreichend vor. Deshalb haben wir beschlossen, uns bei unserer Produktionsbelegschaft mit einer Sonderzulage von 15 % auf alle physisch im Unternehmen geleisteten Arbeitsstunden während der Coronavirus-Gesundheitskrise als Zeichen der Anerkennung für ihre harte Arbeit zu bedanken", erzählt Brigitte Kurz, Chief Financial Officer von Dr. Schär. Zudem hat man sich bei Dr. Schär auch verstärkt sozial engagiert, um Menschen in Not zu helfen. Dafür hat das Unternehmen die Partnerschaft mit Tafeln, u. a. die Tafel der Lombardei (Banco Alimentare della Lombardia), mit der Tafel von Zaragoza (Spanien) und dem Garden of Health (USA) weiter ausgebaut. Eine Erweiterung der Partnerschaften ist nach eigenen Angaben auch für andere Länder geplant.
Prognosen sind zu diesem Zeitpunkt natürlich noch kaum möglich. Interessant wird aber zu beobachten sein, ob sich die Trendwende zum Frühstücken weiter halten wird oder ob man auf ein Vor-Krisen-Niveau zurückkehrt. Dennoch zeigt man sich im Frühstückssegment positiv gestimmt, allen voran Kellogg’s Geschäftsführer Volker Tratz: "Es haben in den vergangenen Wochen so viele Menschen zu Cerealien gegriffen, auch welche, die das vorher eben nicht getan haben – ich denke, dass ein Teil bleiben wird. Für den Cerealienmarkt kann 2020 also durchaus ein positives Jahr werden."
Kellogg
Volker Tratz: "Der Cerealienmarkt ist explodiert"