Unter diesem Titel fand am 17.11.2020 das Fairtrade Forum - diesmal in digitaler Variante - statt.
Die gemeinnützige Organisation Fairtrade machte bei ihrem digitalen Forum auf die Situation in den Anbaugebieten aufmerksam. Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner forderte in seiner Keynote-Speech unter anderem, dass bei der gesamten Thematik rund um Lieferketten-Resilienz während der Coronakrise, nicht nur auf die Industrie eingegangen werden darf, ohne die kleinsten Glieder - ihre Lieferanten - ebenfalls zu berücksichtigen. "Die Lieferkette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied". Er appelliert einmal mehr, dass auch auf die Arbeiter und Bauern in Entwicklungsländern Rücksicht genommen werden muss, damit sie ihren Lebensunterhalt vernünftig bestreiten und sicher arbeiten können.
„Die Lieferkette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied.“
Hartwig Kirner, GF Fairtrade Österreich
"Die derzeitige Situation hat uns deutlich gezeigt: Wenn wir natürlichen Lebensraum zerstören, springen Krankheiten von Tier zu Mensch über und verbreiten sich rasend schnell. Die Krise ist wie ein Vergrößerungsglas und zeigt uns die Unterschiede in der Gesellschaft, nämlich, dass insbesondere benachteilige Bevölkerungsgruppen stark darunter leiden." Ihm zufolge bietet die derzeitige Situation auch eine Chance, um den Wiederaufbau der Wirtschaft so zu gestalten, dass alle ein gutes Leben führen können.
Fairtrade Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner
Studie: Nachhaltigkeit und Corona
Im Rahmen des Forums präsentierte Andrea Fronaschütz, Geschäftsführerin des Österreichischen Gallup Instituts eine neue Studie über die Relevanz von Nachhaltigkeit und Fairtrade während der Coronakrise. Der Studie zufolge ist Nachhaltigkeit für die Befragten vielmehr ein gesellschaftliches als persönliches Thema, das während der Coronakrise zugelegt hat - auch bei jenen Personen, die von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Beim Einkauf von Lebensmitteln steht mit 62 Prozent der Umfrageteilnehmer eine artgerechte Tierhaltung an oberster Stelle der Nachhaltigkeitskriterien, gefolgt von reduzierter Verpackung (53 %). Hohes Vertrauen genießt dabei auch das Fairtrade-Siegel: 93 Prozent der Befragten geben an, zumindest hin und wieder Lebensmittel mit diesem Gütesiegel zu kaufen. Betrachtet man dabei die Bevölkerungsschichten, so zeigt sich, dass ein etwas höherer Käuferanteil bei politisch links Stehenden sowie Personen mit einer höheren Nachhaltigkeitsorientierung festzustellen ist. Intensive Fairtrade-Käufer sind laut Gallup etwas häufiger in folgenden Bevölkerungssegmenten zu finden: Frauen, unter 50 Jahren, linke politische Orientierung, höheres Haushalts-Nettoeinkommen und hohe Ausgabebereitschaft.
Die in zwei Wellen durchgeführte Umfrage (Anfang Juni sowie Mitte September) kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass aktuell nur noch 18 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, die Corona-Pandemie sei unter Kontrolle – im Juni waren es noch 53 Prozent. Für 35 Prozent von ihnen hat sich die Coronakrise bereits negativ auf ihr Haushaltseinkommen ausgewirkt.