Handelsimmobilien: Überraschend hohe Nachfrag...
 
Handelsimmobilien

Überraschend hohe Nachfrage hält Mieten stabil

Philipp Lipiarski
Pup-up-Stores wie hier das Start-up-Village im Wiener Donau Zentrum sorgen für Spannung in den Einkaufsstraßen und Shopping-Zentren.
Pup-up-Stores wie hier das Start-up-Village im Wiener Donau Zentrum sorgen für Spannung in den Einkaufsstraßen und Shopping-Zentren.

Der österreichische Markt für Einzelhandelsflächen hat sich im ersten Quartal 2021 überraschend positiv entwickelt. Trotz der Lockdowns ist die Nachfrage im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 deutlich gestiegen. Der Leerstand wächst kaum.

Wie das "Update Einzelhandelsimmobilien Q1 2021" des Wiener Immobilienberaters EHL zeigt, nützen vor allem Newcomer die aktuelle Umbruchsituation, um sich geeignete Standorte zu sichern. "Corona hat den strukturellen Wandel im Handel enorm beschleunigt", erklärt EHL-Einzelhandelsspezialist Mario Schwaiger. "Daher registrieren wir jetzt geradezu im Zeitraffer Entwicklungen, die ohne die Pandemie wohl jahrelang gedauert hätten. Wichtige, traditionelle Handelssparten nehmen empfindliche Flächenreduktionen vor, gleichzeitig nutzen innovative Unternehmen die Lücken."

Besonders starke Impulse kommen aus der Verschmelzung von Online und Offline. So benötigt aktuell eine Reihe von Online-Supermärkten geeignete Logistikflächen nahe bei den potenziellen Kunden. Auch der Trend zu Selbstbedienungskonzepten, insbesondere 24/7 geöffneten Automatensupermärkten mit Fokus Lebensmittel, hat sich enorm beschleunigt. Aber auch hochwertige Lebensmitteleinzelhandelskonzepte mit Fokus auf Regionalität und Bio werden an Bedeutung gewinnen. "Dafür suchen wir in Wien derzeit in praktisch allen Bezirken Flächen", so Schwaiger "Die neuen Handelsbranchen haben das Exotenstadium hinter sich und sind für eine quantitativ relevante Flächennachfrage verantwortlich."

Deutscher Modefilialist nutzt Pop-Ups in Österreich

Gleiches gilt für Pop-up-Stores, die in großen Einkaufsstraßen und Einkaufszentren, aber auch in Nebenlagen und Fachmarktzentren auf dem Land temporär Flächen anmieten. "Geschäftslokale, die nur einige Monate oder gar Wochen an einem Standort zu finden sind, gehören immer mehr zum normalen Bild. Sie tragen dazu bei, Einkaufszonen spannend und lebendig zu halten", meint Schwaiger.

Beispiel: Zuletzt hat EHL u. a. mehrere Ladenlokale für den deutschen Modefilialisten Mister*Lady vermittelt. Der deutsche Modehandel leidet noch viel stärker unter den Lockdowns, der Warenrückstau ist enorm. Eine Möglichkeit, Altware los zu werden, ist über Pop-up-Stores in Österreich. Darum hat Mister*Lady nun in mehreren Einkaufszentren Outlet-Stores eröffnet, etwa im Stadtparkcenter Spittal oder im Fachmarktzentrum Sonnhalberweg. Dort wird hauptsächlich Winterware mit Rabatten von bis zu 70 Prozent abverkauft.

Mieten bleiben weitgehend stabil

Flächennachfrage kommt aber auch aus "klassischen" Einzelhandelsbranchen, die von der Krise unberührt sind oder sogar Zuwachsraten verzeichnen, etwa vom Lebensmittel-, dem Sportartikel- und dem Möbelhandel. In der Gastronomie sind insbesondere Standorte mit Terrassen und Schanigärten gefragt. Diese wachsenden Marktsegmente haben dazu geführt, dass die Leerstände nach einem Jahr Pandemie nicht dramatisch gestiegen sind. Die Mieten für Einzelhandelsflächen sind weitgehend stabil, wenn auch Vergünstigungen wie mietfreie Zeiten, Zuschüsse für Umbaumaßnahmen etc. deutlich zugenommen haben.


Dieser Text erschien zuerst auf www.textilzeitung.at.




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