Wien zieht nach. Am 3. Mai sollen nun auch Handel und körpernahe Dienstleister in der Bundeshauptstadt wieder öffnen dürfen.
Es hat als Osterruhe begonnen, ging aber ziemlich schnell in eine Verlängerung. Nach einem Monat hartem Lockdown dürfen am 3. Mai im Osten Österreich aber nun Handel und körpernahe Dienstleister wieder ihre Türen öffnen - mit den bekannten Sicherheitsmaßnahmen. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig für Wien heute, Dienstag, 27. Mai bekannt gegeben. Niederösterreich hat bereits am Freitag (23.4.) angekündigt, den Lockdown mit 2. Mai beenden zu wollen. Das Burgenland ist diesen Schritt früher gegangen und hat schon vergangene Woche wieder geöffnet.
"Mein oberstes Ziel ist die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener", betont Ludwig. Grund für das Einführen der Schutzmaßnahmen und deren Verlängerung bis 2. Mai war und ist die hohe Auslastung der Spitäler mit Covid-Erkrankten, insbesondere auf den Intensivstationen. "Die Lage entspannt sich", sagte Ludwig weiter, "aber wir sind immer noch über der kritischen Grenze von 33 Prozent Intensivbettenbelegung mit Covid-Patienten". Deshalb müssten weitere Öffnungsschritte "sehr vorsichtig, intelligent und umsichtig" gesetzt werden. Dem pflichtete Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr bei: "Die Öffnung muss nachhaltig sein. Wir wollen im Juni oder Juli nicht wieder zusperren müssen." Dementsprechend steht Ludwig den Plänen des Bundes, in der Pfingstwoche mit 19. Mai sämtliche Gesellschaftsbereiche wieder aufsperren zu wollen, skeptisch gegenüber. Überhaupt kündigte Ludwig an, die Wiener Öffnungsschritte gegebenenfalls wieder zurückzunehmen, wenn sich die Corona-Zahlen wieder verschlechtern.
So weit will der Handel erstmal nicht denken und freut sich stattdessen über die geplanten Öffnungsschritte. "Die heutige Ankündigung, auch den Wiener Handel wieder zu öffnen, bringt Licht am Ende des Tunnels. Nur mit einer Öffnung in ganz Österreich haben die Unternehmen nämlich eine nachhaltige Perspektive", zeigt sich Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, erfreut. "Wien und Niederösterreich sind eng miteinander verbunden. Weder zwischen den Betrieben noch zwischen den Konsumenten beider Bundesländer lassen sich in der Praxis klare Grenzen ziehen. Daher ist die einheitliche Öffnung der gesamten Ostregion der einzig richtige Schritt", ist Trefelik überzeugt. Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien, zeigt sich zudem zuversichtlich, dass die Betriebe nun zum letzten Mal einen Corona-Lockdown durchleben mussten: "Der Handel wird auch weiterhin die hohen Sicherheitsvorkehrungen einhalten und sie dennoch mit einem Einkaufserlebnis verbinden. Wir wollen zeigen, dass der lokale Handel mehr bietet, als ein zweidimensionaler Bildschirm: Dass man unsere Waren nicht nur ansehen, sondern auch angreifen, riechen und fühlen kann".
Hohe Umsatzverluste
Insgesamt summieren sich die geschlossenen Einkaufstage in Wien und Niederösterreich auf 116, das Burgenland kommt auf 104, die anderen sechs Bundesländer liegen bei 90 Tagen in drei harten Lockdowns. Wie der Handelsverband berichtet, werden sich die Umsatzverluste der betroffenen Händler im Osten bis zur Wiedereröffnung am 3. Mai auf 1,95 Milliarden Euro erhöhen, davon entfällt rund 1 Milliarde Euro allein auf den Wiener Handel. Weniger als ein Viertel davon wird später von den Konsumenten nachgeholt werden. "Diese Öffnung ist für unsere Branche extrem wichtig, denn jetzt stehen auch die doppelten Gehälter an und die verdienen sich nicht von selbst", betont Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme und erklärt weiter: "Wir unterstützen jede sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung der Pandemie und haben dies als Partner der Bundesregierung bei der Umsetzung der Hygiene- und Sicherheitskonzepte bewiesen. Doch ein geschlossener Handel ist kein Beitrag dafür, dass die Infektionszahlen nach unten gehen. Es braucht hier einen Weg der Differenzierung, auch in Wien, damit wir aus der ewigen Lockdown-Spirale rauskommen".