So sehen Mag. Thomas Lichtblau und Dr. Michael Paterno den Status quo von Bipa. Nach schwächelnder Performance nimmt der Drogeriefachhändler wieder Fahrt auf und hat auch erste Erfolge zu verbuchen. Welche das sind und wie viel Rückhalt es seitens des Konzerns gibt, schildern die beiden Geschäftsführer im Interview.
Galerie: Zwischen Stolz und Wachsamkeit
CASH: Herr Paterno, Herr Lichtblau, Sie sind beide seit Ende 2016 bzw. Anfang 2017 bei Bipa tätig und haben mit der Geschäftsführung eine herausfordernde Aufgabe übernommen. Wie zufrieden sind Sie mit der Unternehmensentwicklung aktuell? Thomas Lichtblau: Ich kann sagen, dass wir mit unserer Geschäftsentwicklung voll auf Plan sind und zwar sowohl den Umsatz als auch die strategische Agenda betreffend. Großen Anteil daran haben unsere Mitarbeiter, die auch in Krisenzeiten nie den Kopf in den Sand gesteckt haben und mit uns gemeinsam an der Weiterentwicklung von Bipa arbeiten. Es ist einfach schön zu sehen, dass sich diese harte Arbeit auszahlt, wenngleich wir natürlich noch lange nicht am Ziel sind und es noch vieles zu verbessern gibt. Zusammenfassend lässt sich die aktuelle Situation mit einem guten Mix aus Stolz und Wachsamkeit beschreiben.
Sie sagen, dass Sie mit der Umsatzentwicklung auf Plan sind. Was bedeutet das konkret in Zahlen ausgedrückt und für Ihren Marktanteil? Lichtblau: Das Geschäft mit Drogeriewaren ist in Österreich hart umkämpft und Umsätze zu steigern eine tägliche Herausforderung. Wir konnten laut aktuellen Nielsen-Zahlen in den ersten 20 Wochen des Jahres trotzdem vor allem in den klassischen DFH-Kategorien, also Körperpflege, Zahn, WPR, Papier & Co, ein Plus von 0,6 Prozentpunkten erreichen und entwickeln uns damit deutlich stärker als der Markt. Ein Highlight ist sicherlich der Bereich Baby, in dem wir auch dank unseres starken Shira Family Clubs und Kooperationen mit der Industrie die Marktführerschaft auf den Umsatz bezogen im genannten Zeitraum wieder zurückholen konnten. Unser Marktanteil liegt in Summe nach wie vor bei etwa 40 Prozent. Darüber hinaus zeigen sich auch im GfK Haushaltspanel in der Gain-and-Loss-Analyse Q1/2018 sehr erfreuliche Werte in Bezug auf die Gesamtentwicklung, die Kundenintensivierung und den Wechsel der Einkaufsstätten.
Das klingt, als würde langsam wieder Stabilität einkehren, die aber auch personell besonders wichtig ist. Nach einigen Personalrochaden stehen Sie nun zu zweit an der Spitze von Bipa. Wie reibungslos gestaltet sich in Bezug auf Trennschärfen und Überschneidungen in der Verantwortung Ihre Zusammenarbeit? Michael Paterno: Wir beide funktionieren als Team richtig gut und die Zusammenarbeit macht großen Spaß. Während Thomas Lichtblau die Bereiche Vertrieb, HR, Bautechnik, Warenwirtschaft und Einkauf verantwortet, bin ich für die ganze Marketingfamilie, CRM, Strategie, Kundenservice, Bipa Online Shop, Controlling und Business Development zuständig. Wir legen großen Wert auf einen konstruktiven, wertschätzenden und auch kritischen Dialog und wollen Bipa gemeinsam wieder als erfolgreichsten Marktplayer der Branche positionieren.
Wie viel Unterstützung haben Sie denn dafür vom Rewe-Konzern? Zwischendurch kamen immer wieder Verkaufsgerüchte auf, die von Meldungen über Filialschließungen angeheizt wurden. Paterno: Es stimmt, diese Gerüchte gab es, aber die können wir hier dementieren. Wir spüren den Rückhalt des Managements sehr deutlich und zwar sowohl vom Rewe Group-Vorstand in Köln als auch vom Vorstand Handel International. Wir sind nach wie vor definitiv ein wichtiger Teil der Unternehmensgruppe.
Lichtblau: Und was das Thema Filialschließungen betrifft: Wir haben 2017 37 Filialen neu-, umgebaut oder modernisiert, 2018 werden es über 40 sein. Es ist ganz normal, dass man kleine und unrentable Standorte schließt. Auf der anderen Seite eröffnen wir aber neue Standorte im neuen Ladenlayout mit größerer Verkaufsfläche bis 450 Quadratmeter, damit wir unser Sortiment bestmöglich präsentieren und den Konsumenten eine echte Wohlfühlatmosphäre bieten können. Ganz wichtig zu betonen ist mir außerdem, dass weniger Standorte nicht weniger Mitarbeiter bedeuten, denn größere Flächen brauchen in der Regel auch mehr Personal.
Paterno: Das sind im Übrigen auch zwei Bereiche, sprich die Modernisierung des Filialnetzes und die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, in die wir aktuell stark investieren und auch in Zukunft weiter investieren werden.
Stark investiert haben Sie auch in eine neue Preis- und Angebotsauszeichnung. Ich habe den Eindruck, dass es jetzt bei Bipa viel mehr Aktionen gibt als früher. Stimmt das oder täusche ich mich? Lichtblau: Ganz generell ist zu sagen, dass wir unseren Kunden mit unserer neuen Preis- und Angebotsauszeichnung rund um die Anker Neuheiten, Aktionen und Specials die Orientierung im Sortiment erleichtern wollen und für unsere Partner eine qualitativ hochwertige Fläche schaffen, wo sie ihre Produkte und Innovationen entsprechend inszenieren können. Dabei haben wir großen Wert auf eine klare und einfache Mechanik gelegt, und kommunizieren den jeweiligen Konsumentennutzen sowohl in unseren Flugblättern als auch in den Filialen und über unsere Fassadengestaltung. Um jetzt auf Ihre Frage zurückzukommen, wir bieten einen guten Mix aus Kurant- und Tiefpreisen auf der einen Seite, wissen aber auf der anderen Seite auch, dass Aktionen in Österreich mit einem nationalen Anteil von etwa 30 Prozent sehr relevant sind. Wir wollen den Markt nicht anheizen, sondern bewegen uns, wie auch in der Vergangenheit schon, mit ihm mit.
Paterno: Das heißt, wir haben unseren Aktionsanteil per se nicht gesteigert. Aber die Kunden wünschen sich Aktionen und wir richten unser Geschäft sehr stark daran aus.
Mit dem größten Sortimentsumbau der Unternehmensgeschichte sind im Vorjahr 2.500 komplett neue Artikel, darunter auch zahlreiche healthy Snacks sowie die Exklusivmarke Alnatura gelistet worden. Welche Schwerpunkte wollen Sie im Sortiment zukünftig setzen? Lichtblau: Wir wollen ein relevantes Sortiment anbieten, das unsere Kunden aller Altersgruppen in allen Lebensphasen und allen Alltags- und Freizeitsituationen begeleitet. Dieses umfasst neben neuen Marken wie etwa NYX, mit denen wir unsere Innovationsführerschaft unter Beweis stellen wollen, auch bekannte Top-Brands wie Alnatura oder Exklusivmarken wie ZooRoyal sowie kompetente Eigenmarken wie beispielsweise unseren grünen Juwel bi good, Look by Bipa oder Babywell, die wir natürlich als Händler gezielt weiterentwickeln wollen.
Heißt das, dass Sie Ihren Eigenmarkenanteil weiter steigern möchten und wie hoch ist dieser derzeit? Lichtblau: Was die Anzahl der Produkte betrifft, haben die Eigenmarken im Sortiment bei Bipa einen Anteil von unter zehn Prozent. Wie sich die Situation umsatzmäßig darstellt, möchten wir nicht kommunizieren, aber Fakt ist, dass wir unsere Eigenmarken stärken wollen, weil sie ein wesentliches Differenzierungsmerkmal für uns sind.
Apropos Differenzierung: Ihre Kampagne „Weil ich ein Mädchen bin“ hat sehr polarisiert. Wenn Sie ein Fazit ziehen, wie fällt dieses aus? Paterno: Wir sind sehr zufrieden mit unserer Kampagne und werden definitiv daran festhalten. Die jüngsten Marktforschungsdaten übertreffen all unsere Erwartungen und liefern beeindruckende Werte, wenn es um Markenbekanntheit, Erinnerung, und Zuordnung zu Bipa geht. Dass es kritische Stimmen geben wird, damit haben wir gerechnet und wir wollten mit dem Slogan und unseren Testimonials bewusst für Aufmerksamkeit sorgen. Mit jedem neuen Kampagnenschritt machen wir deutlich, dass Bipa für ein „im Herzen jung Gefühl“ steht und Bipa alle Menschen, egal welchen Alters und Geschlechts, anspricht.
Herr Lichtblau, Herr Paterno, herzlichen Dank für dieses Gespräch.FACTBOX
Gründung: 1980
Umsatz 2017: 720 Mio. Euro (-3,91 %)
Standorte: rd. 600
Sortiment: über 15.000 Artikel
Mitarbeiter: rd. 4.000, davon 130 Lehrlinge
Stammkunden: mehr als 3,3 Mio., 20 Jahre Bipa Card
Eigenmarken: bi good, Babywell, Look by Bipa, today
Webshop: www.bipa.at
Quelle: Unternehmensangaben
BIPA SETZT AUF BEAUTYEVENTS
Um sein Profil weiter zu schärfen, baut Bipa sein Dienstleistungsportfolio aus und setzt dabei vermehrt auf Beauty Events. Seit Kurzem bietet der Drogeriefachhändler zum Beispiel von Montag bis Samstag sogenannte Styling Home Partys an. Dabei kommt ein Profi-Visagist nach individueller Terminvereinbarung zum Kunden nach Hause und berät und stylt ihn sowie sechs bis acht seiner Freunde völlig kostenlos. Zum Schluss können alle Produkte für den neuen Look via Tablet online bestellt werden, womit Bipa die Brücke zwischen On- und Offlinewelt schlagen will. Darüber hinaus gibt es Styling-Sessions in den Filialen sowie den Styling-Corner für Firmenevents oder Bälle (Details dazu auf www.beautyevents.at). In Summe beschäftigt Bipa österreichweit ein Team von speziel ausgebildteten Visagisten, die diese Beautyevents professionell und leidenschaftlich umsetzen. Über seinen Online Shop verzeichnet Bipa im Schnitt übrigens rund 130.000 Bestellungen pro Jahr; aktuell gibt es 1.000 Artikel online only – ein Angebot, das sukzessive ausgebaut werden soll.