So beschreibt Dr. Andreas Nentwich seinen „Neuanfang“ als Geschäftsführer bei Maresi Austria. Denn nach 20 Jahren kehrt der Manager wieder in das Unternehmen zurück, wo es ihm bisher am besten gefallen hat. Im CASH-Interview schildert er auch, wo er strukturelle Verbesserungen einleiten will.
In welchem Bereich waren Sie denn damals tätig?Damals habe ich als Marketing-Manager gearbeitet und zum Beispiel meine Lieblingsmarke Knabber Nossi betreut. Es war eine großartige Aufgabe, ein Produkt von der Idee bis zur Markteinführung zu begleiten. Aber es im Handel erfolgreich zu platzieren – das war immer Sache des Verkaufs. Und weil sich ein interner Abteilungswechsel damals nicht ergeben hat, habe ich die Chance genutzt, als Key Account Manager bei Nestlé anzuheuern, wo ich dann in Folge zum Sales Director und Mitglied der Geschäftsführung aufgestiegen bin. Nach einer langen, internationalen Reise mit mehreren Stationen bei Nestlé und Mars sowie einem Ausflug in den Handel zur Markant hat sich jetzt die Möglichkeit ergeben, wieder in das Unternehmen zurückkehren zu können, das mir am besten gefallen hat.
Was genau gefällt Ihnen denn an Maresi so gut?Seit Langem arbeite ich wieder in einem Unternehmen, dessen Headquarter in Österreich liegt. Als Unternehmen der Vivatis-Gruppe verfügen wir einerseits über Top-Marken österreichischer Herkunft, die mittlerweile für die Kategorie stehen – denken Sie nur an Maresi für Kaffeemilch oder Inzersdorfer für Fertiggerichte – andererseits agiert Maresi als vollwertige Ländergesellschaft für internationale Partnermarken. Marketing, Vertrieb, Qualitätssicherung, Supply Chain, all das haben wir direkt vor Ort, weshalb wir Ovomaltine und Co so managen können, als wären es unsere eigenen Marken. Wenn es um die Beschaffung geht, können wir sehr flexibel am Markt agieren, weil wir keine eigene Produktion haben, sondern mit etablierten Partnern zusammenarbeiten.
Als Tochterunternehmen der Vivatis-Gruppe ist Maresi letztendlich aber trotzdem in einen großen Konzern eingebettet. Wie viel Handlungsspielraum haben Sie eigentlich, um die Performance des Unternehmens zu gestalten?Gemeinsam mit meinen Geschäftsführungskollegen René Haas und Sabine Schwaiger darf ich Maresi sehr eigenständig führen, insbesondere was unsere Marken, das Sortiment, die Kommunikation und die Organisation betrifft. Bei der grundsätzlichen strategischen Ausrichtung für zukünftige Wachstumspfade bringt sich die Holding natürlich sehr stark ein und hat konkrete Vorstellungen. Ich sehe es durchaus als großen Vorteil, in die Vivatis-Gruppe eingebettet zu sein. Durch das Aufgreifen von Synergien haben wir viele Kooperationsmöglichkeiten mit unseren Schwestergesellschaften und der Holding. Wir haben beispielsweise einen einheitlichen Innovationsprozess. Und wir profitieren beim Sourcing von der Expertise und operativen Unterstützung von Vivatis.
Sie haben gerade Ihre beiden Kollegen angesprochen. Können Sie bitte kurz schildern, wo die Trennschärfen in der Verantwortung und der Aufgabenstellung liegen und wo es Überschneidungen gibt?René Haas ist kaufmännischer Geschäftsführer und damit für Finanzen, Einkauf, Supply Chain, IT, Personal sowie Qualitätssicherung zuständig und Sabine Schwaiger hat die Verantwortung für die vier Tochtergesellschaften in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Rumänien sowie für den Export. Ich leite gesamtheitlich das Marketing – sowohl das der eigenen als auch der Partnermarken, verantworte den Vertrieb in Österreich, Deutschland und Südtirol und kümmere mich als Sprecher der Geschäftsführung um die Unternehmenskommunikation. Damit ist alles klar geregelt und funktioniert bestens. Es gibt für uns drei mehr als genug zu tun, jeder hat einen wesentlichen Anteil an unserem Ergebnis.
Apropos Ergebnis: Wie geht es Maresi in Bezug auf die Geschäftsentwicklung aktuell und was tut sich in der Organisation?Wir haben 2019 ein sehr solides Geschäft. Den Wachstumsbereichen Snackwürste, Fertiggerichte und Ethno stehen rückläufiges Geschäft wie Kaffeemilch und Heißgetränke gegenüber. Alles in allem werden wir heuer ein kleines Wachstum erzielen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das im kommenden Jahr signifikant steigern werden, sowohl aus dem Sortiment als auch aus dem internationalen Geschäft heraus. Organisatorisch haben wir gerade die Neustrukturierung des Vertriebs abgeschlossen. Das Key Account Management agiert jetzt mit drei Teams, die die Kategorien „Snacks und Energie“, „Getränke und Frühstücksprodukte“ und „Kochen und Convenience“ betreuen. Damit passen wir unser Sortimentsmanagement besser an jenes unserer Einkäufer im Handel an. Zudem investieren wir in unseren Außendienst für eine optimale Abdeckung und POS-Gestaltung im LEH. Darüber hinaus haben wir die Fachabteilung Customer Development als Schnittstelle zwischen Marketing und Vertrieb kreiert. Last, but not least sorgen wir mit dem neuen Sales-Operation-Team für eine optimale Zusammenarbeit mit unseren Handelspartnern im Tagesgeschäft. Noch heuer werden wir auch im Marketing eine strukturelle Optimierung vornehmen, um vor allem die Aufgaben Product Management, Innovationsmanagement, Internationales Brand-Management und Kommunikation optimal erfüllen zu können.
Und wird es auch strukturelle Verbesserungen im Sortiment geben? Das Marken-Portfolio von Maresi passt durchaus gut. Es gilt allerdings, alle Marken entsprechend aktuell zu halten. Deswegen wird es 2020 ein richtiges Innovationsfeuerwerk geben. Wir starten schon heuer mit unserer stärksten Marke Knabber Nossi, werden 2020 den 65er von Maresi mit vielen Neuerungen feiern und haben natürlich auch für Inzersdorfer mit neuen Konzepten einiges vor.
Das Portfolio von Maresi ist ja in Summe recht groß, auch wenn man sich in der Vergangenheit von einigen Marken getrennt hat. Wie wollen Sie diese vielen Innovationen angesichts nicht vorhandener Gummiregale am POS unterbringen?Der Prozess, sich von Marken zu trennen ist abgeschlossen. Mein Anspruch ist es, dass künftig jede Marke zum Unternehmenswachstum beiträgt. Das funktioniert einerseits über eine Ausweitung der Distribution – wir wollen in Zukunft auch verstärkt in Deutschland und Südtirol Fuß fassen – und andererseits über Innovationen. Unser Ansatz ist es, Märkte und Kategorien zu entwickeln und Marken zu Marktführern zu machen. Das betrifft sowohl unsere eigenen als auch unsere Partnermarken, die dann natürlich dementsprechend unterstützt werden. Neue Produkte zu listen gelingt dann, wenn sie sowohl konzeptionell als auch wirtschaftlich einen Mehrwert bieten. Und da haben wir für das kommende Jahr einiges im Gepäck.
Und was haben Sie sich für die Weiterentwicklung von Maresi darüber hinaus vorgenommen und was sind Ihre persönlichen Ziele?Wir haben uns vorgenommen, Maresi deutlich über die 150 Millionen Euro Umsatzgrenze zu bringen. Ich möchte mit meinen 30 Jahren Branchenerfahrung ebenso wie mit meinen vielfältigen Ideen dazu beitragen, die Erfolgsgeschichte von Maresi zu schreiben. Mit unserem Team wird das auch gelingen, davon bin ich überzeugt.
Herr Nentwich, vielen Dank für dieses Gespräch. - Gründung: 1949 als „Landwirtschaftliche Nährmittelindustrie“
- Konzernmutter: Vivatis AG
- Unternehmensstandort: Hietzinger Hauptstraße 119-121, 1130 Wien
- Umsatz 2018: 71 Mio. Euro (Maresi Austria), 112 Mio. Euro (Maresi-Gruppe; Österreich inkl. Tochtergesellschaften in Ungarn, Tschechien, Slowakei, Rumänien
- Mitarbeiter: 71 bei Maresi Austria und 173 in der Maresi-Gruppe
- Markenportfolio (Auszug): Knabber Nossi, Inzersdorfer, Maresi, Die leichte Muh, coco aloha, Ovomaltine, Shan’shi, Santa Maria, Lays, Twinings, Isostar, Dextro Energy, Samarin
- Umsatzanteil eigene Marken: 68 %, stärkste eigene Marke (nach Umsatz): Knabber Nossi vor Inzersdorfer und Maresi
- Umsatzanteil Partnermarken: 32 %, stärkste Partnermarke (nach Umsatz): Ovomaltine vor Santa Maria und Lays
- Web: www.maresi.at, www.maresifoodbroker.com
Quelle: Unternehmensangaben