Ankerbrot: Walter Karger: Dein Anker des Vert...
 
Ankerbrot

Walter Karger: Dein Anker des Vertrauens

Katharina Schiffl

So möchte Ankerbrot-Geschäftsführer Walter Karger das Traditionsunternehmen in der Zukunft erfolgreich aufstellen. Im exklusiven CASH-Interview spricht er über den neuen Standort in Wien-Simmering, Strategien und Produktkonzepte für Filialen sowie LEH und den brandneuen, emotionalen Markenauftritt.

CASH: Im Juni 2019 gab Ankerbrot bekannt, dass man in den nächsten Jahren in Wien-Simmering eine neue Fabrik errichten wird. Was waren die Gründe für diese Entscheidung und wie weit ist man aktuell mit den Planungen?
Walter Karger: Schon bei seiner Gründung im Jahr 1891 war es das Bestreben von Ankerbrot, ein Vorreiter der Backbranche mit kreativen logistischen Lösungen zu sein. Diesbezüglich legt uns der teilweise denkmalgeschützte Standort inmitten eines Wohngebiets in Wien-Favoriten klarerweise gewisse Limitationen auf. Daher haben wir eine Option auf ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück plus Erweiterungsmöglichkeit im Wiener Business District Ost in der Sofie-Lazarsfeld-Straße in Wien-Simmering unterzeichnet.

Was genau soll hier entstehen?
Am neuen Standort werden Produktion, Verwaltung und eine Erlebnisbäckerei entstehen, in der wir auch unsere Geschichte inszenieren wollen. Die  gesamten Detailplanungen starten im Jahr 2020, im ersten Quartal 2021 sollte der Spatenstich erfolgen und Ende 2022 oder Anfang 2023 die Produktion beginnen. Wir kommunizieren diesen Zeitplan schon so frühzeitig, um unseren Kunden und Mitarbeitern zu zeigen, dass Ankerbrot ganz klar für Verlässlichkeit und Innovation steht.

Nach dem Ausstieg der Bäckerei Ölz bei Ankerbrot ist das Unternehmen zur Gänze im Besitz der Austro Holding und der Grosso Holding rund um Investor Dr. Erhard F. Grossnigg. Welche Pläne verfolgen die Eigentümer mittel- und langfristig mit Ankerbrot? Verkaufen oder weiter zukaufen, einen neuen strategischen Partner ins Boot holen?
Der Neubau in Wien-Simmering ist ein klares Commitment für ein langfristiges Investment. Schließlich passt Ankerbrot als Vertreter der eher stabilen Lebensmittelbranche gut ins Portfolio der Austro-Holding-Beteiligungen, das sich großteils auf konjunktursensible Bereiche konzentriert. Mit der Tochterfirma Linauer aus dem niederösterreichischen Lichtenwörth hat Ankerbrot ja bereits einen strategischen Partner, der die Gruppe bei der handwerklichen Produktion zum Beispiel von Handsemmeln und durch das starke Standbein in der Gastronomiebelieferung gut ergänzt. Und ja, wenn die Bedingungen stimmen, sind wir an Zukäufen interessiert.

Mit den Filialen und der Produktion für den Lebensmittelhandel steht Ankerbrot auf zwei Standbeinen. In welchem der beiden sehen Sie das größere Zukunkftspotenzial?
Potenzial gibt es in beiden Geschäftsfeldern. Ankerbrot setzt aktuell rund 80 Prozent seines Volumens im LEH ab, davon jedoch nur rund zehn Prozent unter der Marke Anker. Diesen Anteil zu erhöhen ist unser Ziel. Schließlich können wir dem LEH einen großen Mehrwert ohne Experimente bieten, indem wir ihm in unseren Filialen erfolgreich erprobte Produktkonzepte beispielsweise im Bereich Feinbackwaren offerieren.

Und bei den Filialen, welche Strategie verfolgen Sie hier?
Brot, Gebäck und Feinbackwaren werden immer die Kernkompetenz unserer Filialen bleiben. Sie wollen aber entsprechend inszeniert, zum Beispiel in Form eines Beinschinkensemmerls oder Schnittlauchbrots, und durch passende Produkte wie köstlichen Kaffee und selbst gemachtes Kracherl ergänzt werden. Geografischer Fokus der Ankerbrot-Filialen bleibt Wien, da sich hier die Ansprüche an die Frische der Produkte am besten umsetzen lassen. Dennoch sind wir für Partnerschaften in anderen Landeshauptstädten durchaus offen. In Salzburg und in Bratislava haben wir beispielsweise sehr gute, ambitionierte Franchisenehmer.

Abschließende Frage: Wie würden Sie die wirtschaftliche Lage von Ankerbrot nach einer durchwachsenden Phase aktuell beschreiben?
Die gesamte Ankerbrot-Gruppe inklusive Linauer erreichte im Jahr 2018 einen Gesamtumsatz von 113,6 Millionen Euro und konnte damit den Vorjahreswert leicht überschreiten. Zudem war das 2018 erzielte EGT positiv. Aber klar, nach etlichen wirtschaftlich schweren Jahren gibt es noch Potenzial nach oben.
Herr Karger, vielen Dank für das Gespräch!
Neue Kommunikationsstrategie
Am 14. Oktober 2019 startete Ankerbrot ein neues Kommunikationskonzept, dem ein intensiver Prozess der Markenpositionierung vorausgegangen ist, inklusive neuer Werbekampagne. Dabei soll unter dem Aufhänger „Ich bin Dein Anker“ Geborgenheit und Wohlgefühl vermittelt werden. „‚Dein Anker‘ wird uns als zentrale Plattform und langfristige Kommunikationsstrategie in die Zukunft begleiten. Unsere Marken­identität basiert stark auf unseren Wiener Wurzeln – die Filiale als Treffpunkt im Grätzel, das gemeinsame Genießen, die Wiener Lebensart – mit ein wenig Schmäh und großer Herzlichkeit. Es freut mich besonders, dass es unserer neuen Kreativagentur Jung von Matt/Donau gelungen ist, all das einzufangen und in eine moderne und emotionale Kampagne zu verpacken“, erklärt Ankerbrot-Marketingleiterin Tina Schrettner.
Die Kampagne basiert auf 16- und 8-Bogen-Plakaten sowie Citylights im Großraum Wien. Zudem wurden zwei Straßenbahnen vollflächig gebrandet. Mit über 90 Prozent Netto-Reichweite in Wien ist dies die größte Anker-Kampagne der letzten Jahre.
Anker Filiale
Katharina Schiffl
Ankerbrot-Gruppe
Marken: Anker und Linauer Backstube
Mitarbeiter: rund 1.500, davon rund 400 in der Produktion
Tagesproduktion: rund 138 Tonnen Backwaren in den Bäckereien in Wien-Favoriten und Lichtenwörth (NÖ)
Filialen: rund 130, ca. 20 Prozent von Franchisenehmern geführt; größter Bäckereifilialist Österreichs
Umsatz 2018: 113,6 Millionen Euro
Über Walter Karger
Nach einer Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur startete der 1962 geborene Walter Karger seine berufliche Karriere im Controlling von Unilever. 2001 wurde er CFO beim Tankstellenbetreiber Avanti International, 2003 Geschäftsführer des Autozubehörhändlers Forstinger. Seit 2011 ist Karger Geschäftsführer des Beteiligungsunternehmens Austro Holding. Seit Februar 2018 fungiert er zudem als Geschäftsführer von Ankerbrot, laut Eigenaussage seine jetzige berufliche Hauptaufgabe. Weiters stieg Karger im Sommer 2019 gemeinsam mit Geschäftspartner Christoph Kurtz bei Forstinger als Eigentümer und Aufsichtsrat ein.
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