Vöslauer: Birgit Aichinger: Marktführer mit V...
 
Vöslauer

Birgit Aichinger: Marktführer mit Vorbildwirkung

Johannes Brunnbauer

Beim CASH-Gespräch erzählt Vöslauer-Geschäftsführerin Mag. Birgit Aichinger, wohin sich der heimische Mineralwassermarkt entwickelt und welche Verantwortung die Produzenten gegenüber dem Handel und den Kunden haben.

CASH: Frau Aichinger, Sie sind seit Juli 2018 Geschäftsführerin von Vöslauer. Wie war das noch nicht ganz vollendete erste Jahr für Sie und Ihre Firma?
Birgit Aichinger: Es war prinzipiell ein sehr gutes Jahr. Der heiße Sommer hat für eine starke Nachfrage gesorgt, wobei wir zwei wirklich gute und zwei mäßige Monate hatten. An Spitzentagen haben wir 25.000 Hektoliter abgefüllt, an durchschnittlichen Tagen kommen wir zum Vergleich auf 8.000 bis 10.000 Hektoliter. Einige Trends der vergangenen Jahre haben sich fortgesetzt wie etwa stilles Mineralwasser, kleinere Gebinde bis zu einem Liter oder zuckerarme und zuckerfreie Near-Water-Getränke. Alle drei sind dem immer mobiler werdenden Lebensstil der Konsumenten geschuldet.

Fällt auch das Revival von Mehrweggebinden aus Glas unter diese Trends?
Nicht nur Glas, generell sind Pfand-Gebinde – auch aus PET – wieder im Kommen. 2018 haben wir an den Handel rund 25 Prozent mehr Glasflaschen geliefert. Im Handel liegt der Anteil noch unter zehn Prozent, was vermutlich mit dem geringen Interesse der Händler an Pfandsystemen zu tun hat. Mit der Gastronomie eingerechnet liegt unser Glas-Anteil bei ungefähr 17 Prozent. Wir haben die selbstentwickelten Glasgebinde und Kisten vor vier Jahren wieder auf den Markt gebracht, jetzt hat das Thema aber richtig Fahrt aufgenommen.

Woran liegt das?
Die ganze Diskussion um ressourcenschonenden Umgang mit Verpackungen hat dazu stark beigetragen. Das Thema war viel in den Medien und die Konsumenten sind seit Jahren sensibilisiert – so wurde 2018 ein Punkt erreicht, an dem die Nachfrage deutlich gestiegen ist. Jetzt gibt es einen weit verbreiteten kritischen Umgang mit Plastik und eine Rückbesinnung auf Alternativen wie eben Glas.

Was müsste der Handel machen, um die Glasgebinde zu fördern?
Ihnen mehr Platz geben und uns vertrauen. Es werden ständig Innovationen gefordert und die haben wir in den vergangenen 20 Jahren immer wieder geliefert. Wir waren die Ersten mit stillem Mineralwasser, mit Sportflaschen und mit Near-Water. Als Marktführer und Trendsetter haben wir eine gewisse Vorbildwirkung, auch bei den Gebinden. Natürlich ist Glas-Mehrweg mit einer Umstellung für die Händler verbunden, aber ein Umdenken findet statt und dafür braucht es eine bessere Platzierung im Handel. Denn Mehrweg-Flaschen bringen Mehrweg-Kunden.

Und was tut sich rund um die recycelten PET-Flaschen?
Wir stellen hierzulande die ersten Flaschen bereits komplett aus dem wiederverwerteten rePET her, in Deutschland werden schon alle Kunststoff-Gebinde daraus produziert. In Österreich wird das bis spätestens 2025 der Fall sein, wobei wir dieses Ziel wohl früher als geplant erreichen. Verwendet wird ein rePET-Anteil bereits seit etlichen Jahren, jetzt haben wir uns gesagt, wenn 70 Prozent gehen, gehen auch 100. Aber es geht nicht nur um die Flaschen, sondern auch um die Folien, Labels und Lieferkartons, bei denen wir auf recycelte Materialien setzen. Wichtig ist natürlich, dass die produzierten Objekte die hohen Standards erfüllen, etwa bei der Materialstärke. Beim Sammeln der wiederverwertbaren Stoffe sind die Österreicher sehr gut unterwegs, aber es gibt immer Luft nach oben.

Welches Gebinde ist ihrer Meinung nach zukunftsträchtiger – Glas oder rePET?
Ich glaube, es gibt die richtige Flasche im richtigen Moment. Kunden fordern Lösungen – die Glasflasche für zu Hause und die PET-Flasche für unterwegs zum Beispiel. Beide Gebinde haben also einen Platz auf dem Markt. Was den ökologischen Aspekt angeht, habe ich viele Studien zu dem Thema gelesen und mein Fazit ist, dass beide Materialien relativ ausgeglichen sind.

Lassen Sie uns auf den Inhalt der Gebinde zurückkommen. Der Hype um Near-Water-Getränke ist abgeflacht, in den vergangenen Jahren war die Kategorie immer leicht stagnierend – kommt durch die Abkehr vom Zucker wieder ein Plus?
Es ist unser aller Herausforderung, diese Kategorie mit spannenden Produkten und Konzepten zu füllen, was uns mit den kalorienfreien Getränken gelungen ist – die treiben auch die Kategorie. Wir glauben daran, dass ein Wachstum wieder ansteht. Es kommt natürlich darauf an, wie die Produkte vom Konsumenten aufgenommen werden, das geschieht in Wellen. Near-Water ist und bleibt eine Größe am Markt der alkoholfreien Getränke und wenn wir sie alle weiterentwickeln, wird sie auch weiterhin stark bleiben.

Nun haben Sie ja bereits die Abfüllmenge pro Tag erwähnt. Wie sieht Ihr Logistik-Konzept aus, um diese Menge an den Handel und die Gastronomie zu liefern?
Wir haben keinen eigenen Fuhrpark, sondern bedienen uns Frächter, mit denen wir langfristige Kooperationen haben. Dabei versuchen wir, mehr auf die Schiene zu bringen, was uns gut gelingt. Etwa 30 Prozent unserer Lieferungen werden innerhalb von Österreich und Deutschland mit Zügen bewegt. Die größte Herausforderung bei der Logistik ist es, die Spitzen abzudecken.

Ist Deutschland der stärkste Export-Markt von Vöslauer?
Unser Hauptexportmarkt ist Deutschland, auch Ungarn ist wichtig. In Deutschland sind wir bei allen großen Supermärkten gelistet, nach und nach etablieren wir uns in den Gastronomie-Betrieben der urbanen Regionen. Berlin, München, die Ballungsräume in Nordrhein-Westfalen – da arbeiten wir uns Stück für Stück vor. Wobei es interessant ist, dass während bei uns prickelndes Mineralwasser am beliebtesten ist, in Deutschland das milde Wasser am besten läuft. Dazu sei aber gesagt, dass dort mildes Mineralwasser kohlensäurehaltiger als bei uns ist – eine Eigenheit des Marktes.

Zu guter Letzt noch eine wichtige Frage: Darf es für Sie prickelnd, mild oder still sein?
Ich trinke „ohne“ am liebsten.

Frau Aichinger, danke für das Gespräch.
Über Vöslauer
100%-iges Tochterunternehmen der Ottakringer Getränke AG
Geschäftsführung: Mag. Birgit Aichinger (Marketing, Verkauf, Finanzen) und DI Herbert Schlossnikl (Produktion, Technik)
Wertmäßiger Marktanteil beim Mineralwasser im Österreichischen LEH 2018: 40,6 %, damit Marktführer
Umsatz 2017: 99,4 Millionen Euro
Exportquote (Umsatz) 2017: 14,3 %
Jährliche Abfüllmenge: 3,11 Millionen Hektoliter, davon 2,23 Millionen Hektoliter Mineralwasser
Lizenznehmer für Pepsi und Seven up in Österreich, Lohnfüller für Almdudler




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