Wofür?Für das Überleben unseres Planeten, somit auch für die Wirtschaft und das damit verbundene Überleben von uns Menschen. Während wir jahrzehntelang der singulären Wirtschaft frönten, also der Natur die Rohstoffe entnahmen, sind wir jetzt gefordert ihr auch etwas zurückzugeben. Daher ist das Thema Recycling ein immens wichtiges und der Begriff Circular Economy unser aller Überlebensstrategie. Und das funktioniert nun einmal bei Produkten aus Holz am besten.
Heißt also konkret, Verpackungen aus Karton erfüllen am ehesten die Vorgaben der EU einerseits und dienen dem Erholungsprozess unseres Planeten andererseits?Ja. In Europa werden Karton und Faltschachteln zu mehr als der Hälfte aus Recyclingmaterial hergestellt. Bei der Herstellung von Karton aus Holz werden heimische Holzarten wie Kiefer und Fichte sowie Pappel und Birke verwendet. Produktionstechnisch soll es immer eine gesunde Mischung aus langfaserigen Holzarten, wie sie es Nadelholz bietet, und kurzfaserigen Holzarten vom Laubholz sein. Tropisches Holz hat dabei überhaupt keinen Sinn und wird bei uns auch nicht verwendet. Generell werden in Österreich und Europa rund 92 Prozent bei Karton gesammelt, 85 Prozent davon werden recycliert, der Rest wird verbrannt. Aus Karton wird wieder Karton!
Für welche Verpackung ist Karton oder die Faltschachtel nicht geeignet?Reiner Karton ist eigentlich nur für Flüssigkeiten nicht geeignet. Hier sind Beschichtungen notwendig. Für alle anderen Produkte ist Karton das nachhaltigste Verpackungsmaterial, dem Temperaturen von minus 20 Grad wie bei Tiefkühlprodukten genau so wenig ausmachen wie Produkte, die erhitzt werden müssen.
Wie groß ist eigentlich die heimische Kartonproduktions- respektive Faltschachtelerzeugungsszene?Als Kartonerzeuger haben wir vor allem Mayr-Melnhof Karton im Land, Faltschachtelerzeuger hingegen gibt es um die 50. Wobei sich da in den letzten Jahren viele Spezialisten herauskristallisierten – solche für sehr hochwertige Verpackungen, solche rein für die Pharmaindustrie, solche für Zigaretten und natürlich auch Generalisten.
In Sachen Sammeln und Wiederverwerten gibt es ja die Entsorger und Wiederverwerter wie ARA und Co. Von welchen Mengen sprechen wir eigentlich, wenn wir den Karton aus dem Gewerbe- und den Haushaltsmüll addieren?Das sind rund eine Million Tonnen im Jahr.
Stichwort andere Länder. Mit den unterschiedlichsten Sammelsystemen werden viele davon mit den EU-Vorgaben definitiv Probleme bekommen. Wie ist das zu lösen?Das ist ja im Prinzip das große Dilemma der EU. Weil es eben so viele gewachsene Sammelsysteme gibt und jedes Land nur auf sich geschaut hat. Die neue EU-Gesetzgebung – Circular Economy – soll nun auch Länder mit schlechten Systemen zur Besserung führen. Die EU hat sogar die Möglichkeit Strafzahlungen zu fordern, sollten Recyclingziele nicht erreicht werden. Das Prinzip ist einfach, wer die Umwelt belastet, muss dafür zahlen, um die Kosten der „Säuberungen“ zu decken.
Meines Wissens nach ist das Sammeln von Karton nach wie vor wesentlich günstiger als das Sammeln von zum Beispiel Kunststoff. Obwohl man meinen könnte, der edlere Wertstoff steckt im Kunststoff.Tatsache ist aber, dass die Recyclingfaser von Karton günstiger ist als die frische Faser. Und bei Kunststoff ist es genau umgekehrt. In der Praxis heißt das, dass die EU-Vorgaben in Sachen
Kunststoff-Recycling das Produkt Kunststoff noch weiter verteuern werden. Und ist das dem Konsumenten auch bewusst?Ich glaube, mittlerweile ja, er fordert es sogar. Wobei man schon dazu sagen muß, dass die Thematik an sich extrem komplex ist und es nicht nur eine Lösung gibt. Was Holz betrifft, so ist der Weg klar. Denn jeder Waldbauer forstet doppelt so viel Baumbestand nach wie er entnimmt, was dazu geführt hat, dass in Europa Wald täglich in einer Fläche von 1.500 Fußballfeldern nachwächst. Da Holz CO2 speichert ist dies extrem wichtig für unser Klima, daher auch mein Appell: Baut mit Holz und kauft Kartonschachteln statt Glas, Aluminium und Plastik!
Was tun Sie, um dies den Menschen zu vermitteln?Wir starten 2020 eine große, internationale Social-Media-Kampagne, wir werden dabei verstärkt die Jugend involvieren und sehr viel mit Schulen kooperieren.
Herr Bittermann, vielen Dank für das Gespräch.