Christian Jaritz, seit April Gesamtvertriebsleiter der Kärntnermilch und Geschäftsführer Helmut Petschar, erzählen im gemeinsamen Interview, mit welchen Strategien sich die Molkerei für die Zukunft wappnet.
CASH: Herr Petschar, was sind die größten Herausforderungen der aktuellen Coronakrise für die Kärntnermilch und ihre bäuerlichen Betriebe?
Helmut Petschar: Die enormen Sicherheitsmaßnahmen und -vorkehrungen stellen uns und unsere Bauern vor höhere Kosten. Wir brauchen daher eine Stabilisierung des Milchpreises, aber auch eine Abgeltung der im Betrieb angefallenen Kosten. Nur wenn es zukünftig gelingt, einen kostendeckenden Milchpreis an die bäuerlichen Betriebe zu bezahlen, können wir in den entlegenen Bergregionen eine flächendeckende Milchproduktion aufrechterhalten. Ich denke, dass gerade in dieser schwierigen Zeit Fairness entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefordert ist. Die aktuelle Situation ist für die gesamte Gesellschaft sehr fordernd, sie bietet aber gleichzeitig auch eine historische Chance, die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion als unverzichtbaren Bestandteil der regionalen Wirtschaft neu zu positionieren.
Sie haben kürzlich Ihre Bilanz für 2019 veröffentlicht, wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis und wie sieht die Situation heuer aus? Konnte der LEH den Wegbruch durch die Schließung der Gastronomie auffangen?
Petschar: Nach den zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren 2017 und 2018 konnten wir 2019 mit einem Umsatz von 98,4 Millionen Euro abschließen. Das ist ein kleiner Rückgang von 0,28 Prozent, aber insgesamt ein ausgeglichenes Ergebnis. Über 2020 kann man noch nicht viel sagen, jedoch eines vorweg: der Totalausfall der Gastronomie brachte uns einen Umsatzrückgang von nahezu 25 Prozent, den der LEH leider nicht zur Gänze auffangen konnte.
Wie ist die Lage international?
Petschar: Unser Exportumsatz ist im letzten Jahr um zwölf Prozent auf 28,2 Millionen Euro gestiegen. Die Auswirkungen der Coronakrise waren natürlich auch im Ausland deutlich spürbar. Aufgrund der großen Milchanlieferungsmengen im April und Mai mussten wir ein Mengenreduzierungsmodell einführen. Rückwirkend betrachtet war das die richtige Maßnahme, mit der der Milchauszahlungspreis stabilisiert werden konnte.
Herr Jaritz, Sie waren zuvor Gastrochef bei der Kastner-Gruppe und sind seit 1. April 2020 bei der Kärntnermilch. Sie sind damit dem Lockdown gerade noch rechtzeitig ausgewichen. Haben Sie ein gutes Gespür für Krisen?
Christian Jaritz: Das war ein glücklicher Zufall, denn ich habe bereits im Dezember den Entschluss gefasst, meinen Arbeitsmittelpunkt nach Kärnten zu verlagern, um näher bei meiner Familie zu sein. Ich bin sehr froh darüber, dass mir Christof Kastner dabei sehr viel Verständnis entgegengebracht hat und möchte ihm an dieser Stelle auch Danke sagen.
Das Interview in voller Länge gibt's im E-Paper September 2020