(Unpopuläre) Entscheidungen zu treffen, gehört zum Job als Führungskraft dazu und beeinhaltet auch, sich gegebenenfalls von Mitarbeitern zu trennen, meint Daniela Christensen, CEO von DCC Demand Care Company.
CASH: Frau Christensen, welchen Ansatz bevorzugen Sie in der Mitarbeiterführung?
Daniela Christensen: Ich bin klare Verfechterin eines situativen Führungsstils. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jeder Führungsstil von autoritär bis demokratisch seine Berechtigung hat – zur gegebenen Zeit. Wenn ich an meine eigenen Erlebnisse zurückdenke, dann kann ich sagen, dass sich insbesondere in schwierigen Situationen, in denen oftmals auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden mussten, ein autoritärer Führungsstil bewährt hat. Einen demokratischen Führungsstil wende ich gern an, wenn hohes Commitment gefragt ist und alle am gleichen Strang ziehen sollen.
Was macht eine gute Führungskraft aus?
Eine gute Führungskraft trifft Entscheidungen. Egal, wie populär oder unpopulär das manchmal ist – erfahrungsgemäß ist es wichtiger, eine Entscheidung zu treffen, als keine Entscheidung zu treffen. Eine gute Führungskraft setzt ihre Mitarbeiter ihren Stärken gemäß ein und fördert damit den maximalen Output für das Unternehmen. Gleichzeitig behält sie durch ein gesundes Maß an Empathie die Bedürfnisse im Auge und erkennt, wenn es Schwierigkeiten im Team gibt. Idealerweise ist eine gute Führungskraft nicht selbst der Fachexperte, sondern überlässt die operativen Themen den Mitarbeitern. Ein weiterer Aspekt einer guten Führungskraft ist es, dass sie die im Unternehmen implementierten Hierarchieebenen anerkennt und nützt anstatt sie auszuhebeln. Hier habe ich in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass alteingesessene Führungskräfte oft nicht loslassen und ihre Verantwortung nicht entsprechend abgeben können. Ein Todesstoß für Führungskräfte in darunterliegenden Hierarchieebenen. Und last, but not least: eine gute Führungskraft muss exekutieren können, auch wenn darüber ungern gesprochen wird.
Wie wichtig ist es, den Team-Spirit zu pflegen und inwieweit liegt die Verantwortung dafür beim Teamleader selbst?
Als Führungskraft ist man so etwas wie ein Dirigent. Man dirigiert beziehungsweise koordiniert das Ensemble. Jeder spielt ein anderes Instrument – jeder hat seine eigene Rolle; aber alle müssen aufeinander eingestimmt sein und zusammen am gemeinsamen Strang ziehen. Wenn man das als Führungskraft schafft – und natürlich liegt hier die Verantwortung sowohl beim Teamleader selbst als auch bei den Teammitgliedern, dann kann man ein Unternehmen auch durch schwierige Zeiten führen. Als gute Führungskraft und in der Verantwortung dem Unternehmen und allen Mitarbeitern gegenüber sollte man aber auch nicht davor zurückschrecken, schwarze Schafe zu erkennen und sich von ihnen zu trennen.
Was halten Sie von Frauenquoten in Führungsetagen – ist das Ihrer Meinung nach ein sinnvoller Weg hin zu mehr Diversität?
Diese Frage habe ich mir schon mehrfach gestellt und ich finde für mich keine eindeutige Antwort. Gern würde ich sagen: So ein Irrsinn, wozu braucht man heutzutage eine Frauenquote? In Zeiten von Emanzipation und Väterkarenz sollte das doch nicht einmal mehr diskutiert werden müssen. Aber die Realität sieht anders aus. Es gibt positive Ausnahmen, jedoch leider zu wenige. Daher: Frauenquoten in manchen Bereichen „ja“, um eine Trendwende einzuleiten, dann aber ganz schnell weiter zu Gleichstellung und Leistungsorientierung.
Auf welche Charakter-Eigenschaften achten Sie bei der Einstellung neuer Mitarbeiter?
Wichtig ist mir eindeutig der Hausverstand, der per se ein sehr breit gefasster Begriff ist und eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Davon abgeleitete wichtige Eigenschaften sind jedenfalls Pragmatismus, Lösungsorientierung und Motivation. Insbesondere eine ausgeprägte und kreative Lösungsorientierung schätze ich bei Mitarbeitern sehr.
Frau Christensen, vielen Dank für Ihre Antworten!