Der frischgebackene Käserei-Geschäftsführer verriet im Leadership-Interview, wie er seine Mitarbeiter motiviert und worauf es ihm in der Zusammenarbeit ankommt.
CASH: Herr Woerle, Sie sind nun schon seit einigen Monaten Geschäftsführer der Familienkäserei. Auf welchen Führungsstil setzen Sie?
Gerrit Woerle: Ich pflege einen sehr offenen und kooperativen Führungsstil. Ich bin davon überzeugt, dass man den Menschen Vertrauen schenken muss, damit sie ihre Aufgaben auch gut machen. Natürlich muss man hier oder dort auch Vorgaben machen, aber es ist sehr wichtig, die Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren und ihnen Eigenverantwortung zu geben. Als Geschäftsführer muss man dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Meine Tür ist immer offen und meine Mitarbeiter wissen auch, dass sie jederzeit zu mir kommen können.
Machen Sie hier vieles anders als Ihr Vater?
Ich habe das Glück, viel von meinem Vater lernen zu dürfen, aber natürlich unterscheidet sich unser Führungsstil – uns trennen schließlich 40 Jahre. Was wir gemeinsam haben ist, dem Neuen gegenüber immer interessiert und offen zu sein und dem Menschen immer respektvoll zu begegnen. Hier pflegen wir denselben Führungsstil.
Welcher USP macht Woerle im Umgang mit den Mitarbeitern aus und was glauben Sie wird auch von ihnen am meisten geschätzt?
Mein Urgroßvater hat immer schon gesagt ‚schaut‘s auf di Leit‘. Man kann die besten Ideen haben, aber ohne Mitstreiter und Mitstreiterinnen lassen sich diese nicht umsetzen, darum steht bei uns der Mensch im Mittelpunkt. Ich denke, dass uns unsere gelebte Handschlagqualität im Umgang mit unseren Partnern, Kunden und Mitarbeitern auszeichnet. Unsere Belegschaft schätzt auch sehr, dass wir von der Eigentümerfamilie immer greifbar sind und ein offenes Ohr für ihre Angelegenheiten haben – sowohl für die beruflichen als auch die privaten.
Wie gehen Sie mit Scheitern um?
Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, eine offene Fehlerkultur im Unternehmen zu haben. Jeder von uns macht einmal Fehler und das ist auch ok. Wichtig ist es, dass man damit emotionslos umgeht und eine Lernkurve hat, damit sich die selben Fehler nicht wiederholen.
Wann loben Sie?
Früher war es oft so, dass die Leute geglaubt haben, dass nicht geschimpft, gelobt bedeutet. Ich habe hier einen etwas anderen Ansatz. Denn ich schätze offenes Feedback sehr und spreche auch die kleinen Dinge an. Schließlich tut Lob jedem gut.
Wie hat sich die Coronakrise auf den Zusammenhalt im Unternehmen ausgewirkt?
In der Krise hat sich für uns einmal mehr gezeigt, dass ein fachlich versiertes, motiviertes und loyales Team ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Unsere Mitarbeiter haben die zusätzlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie vorbildlich mitgetragen und so ihren Anteil geleistet, dass das Unternehmen sämtliche Produktionsaufträge erfüllen konnte. Speziell zu Beginn der Krise haben unsere Mitarbeiter mit ihrer Bereitschaft zu verlängerten Arbeitsschichten dazu beigetragen, die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Wir sind uns bewusst, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Dies zeigt uns wiederum, dass der Zusammenhalt im Unternehmen und die Verbundenheit mit dem Unternehmen hoch sind. Dafür sind wir sehr dankbar und haben das Engagement auch mit einer zweimaligen Prämie honoriert.
Vielen Dank für das Gespräch!