Edzard Meenen, Market Director Consumer Products Division bei L’Oréal, über antizyklische Investitionen, vielversprechende Innovationen und digitale Steckenpferde des Beautykonzerns.
CASH: Herr Meenen, das vergangene Geschäftsjahr war für die Westeuropa-Zone von L’Oréal, zu der auch Österreich gehört, ziemlich durchwachsen. Wie hat sich speziell das Österreich-Geschäft entwickelt?
Edzard Meenen: Die gesamte Branche und auch die L’Oréal-Westeuropa-Zone litt unter den Pandemie-Einschränkungen wie den langen Lockdowns, den Schließungen der Friseur- und Kosmetikstudios ebenso wie durch den Ausfall der Tourismussaison. Österreich war da keine Ausnahme. Die Pandemie war für uns alle eine große Herausforderung. Nichtsdestotrotz haben wir gesehen, dass das Vertrauen in große und bekannte Marken gestiegen ist. Als Österreichs führendes Kosmetikunternehmen und Marktführer in vielen Kategorien haben wir in Österreich teilweise sogar überproportional davon profitiert und unsere Marktanteile quer über alle Marken signifikant gesteigert. Die letzten Wochen zeigen, dass das Bedürfnis nach Beauty-Produkten deutlich anzieht. Das lässt uns sehr optimistisch auf die nächsten Monate blicken.
Welche Kategorien haben gut funktioniert, welche weniger gut?
Erfolgreich waren vor allem ,Beauty at Home‘-Produkte, also jene die man aufgrund der Schließung von Friseur-, Kosmetik- oder Nagelstudio zu Hause verwenden konnte. So haben zum Beispiel die Haar-Colorationen einen unglaublichen Boom verzeichnet. Das freut uns nicht zuletzt deshalb, da Haarfarbe diejenige Kategorie ist, die der Grundstein der L’Oréal-Gründung im Jahr 1909 war. Auch der gesamte Haarpflegebereich kam gut durch die Krise. Zugelegt haben auch Nagellacke und die Gesichtspflege. Hier konnten wir unsere Marktposition noch weiter verbessern und von unserer Marken- und Innovationsstärke profitieren. Ein Plus gab es zudem in der Männerpflege, die nach wie vor ein hohes Penetrationspotenzial aufweist. Schwierig war die Situation hingegen in der Sonnenkosmetik und der gesamten dekorativen Kosmetik, da den Konsumentinnen die Verwendungsanlässe für Make-up gefehlt haben. Erfreulicherweise hat sich das inzwischen wieder geändert und es kehrt schrittweise Normalität ein, was wir seit April auch in den Zahlen sehen können. Vor allem Märkte mit hoher Durchimpfungsrate haben teilweise wieder auf Werte wie vor der Pandemie zurückgefunden. Das stimmt uns für ganz Westeuropa sehr optimistisch.
Als Beautykonzern sind Sie naturgemäß im DFH stark verwurzelt. Haben sich aufgrund der One-Stop-Shopping-Entwicklung Ihre Prioritäten zeitweise in den LEH verschoben?
Unsere Prioritäten haben sich nicht verlagert, denn sowohl der DFH als auch der LEH sind für uns wichtige Partner. Wir haben aber erfreulicherweise im LEH große Erfolge erzielt und gemeinsam davon profitiert, dass sich viele Beauty-Kategorien positiv entwickelt haben. Das hat uns ermöglicht, in der Vermarktung und Distribution neue Schwerpunkte zu setzen, die in der Vergangenheit nicht möglich waren.
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