Maria Kitzler zieht im Gespräch mit CASH Bilanz über 23 Jahren in der Milchwirtschaft und schildert, welche Erfahrungen sie in der von Männern dominierten Branche gemacht hat und worauf sie ganz besonders stolz ist.
CASH: Frau Kitzler, Sie waren viele Jahre lang PR- und Eventverantwortliche der größten Molkereien Österreichs, Berglandmilch und NÖM. Nun können Sie sich in die wohlverdiente Pension verabschieden. Gab es während Ihrer Karriere ein Event, an das Sie sich immer erinnern werden?
Maria Kitzler: Ja! Eines davon ist die Eröffnungsfeier der Werkserweiterung für die Käseproduktion der Berglandmilch im Juli 2018 in Voitsberg. Ich trug dafür die Hauptverantwortung und habe vor Ort schon eine Woche vorher alles hergerichtet. Wir hatten rund 3.000 Besucher und viele Ehrengäste. Alle waren sehr begeistert von dem Event und auch die Berichterstattung war großartig. Darauf bin ich sehr stolz.
Was schätzen Sie denn an der heimischen Molkereibranche am meisten?Ich schätze vor allem die besonderen Kontakte, denn ich bin eine leidenschaftliche Netzwerkerin. Deshalb habe ich das CASH Handelsforum immer sehr gemocht, da es den Austausch mit dem nationalen und internationalen LEH ermöglicht. Ich mochte an meinem Job auch immer, dass ich quasi als Vermittlerin fungiert habe. Den Konsumenten die Wertigkeit vom Lebensmittel Milch entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit Unterstützung der bäuerlichen Funktionäre näherbringen zu dürfen, hat mir immer großen Spaß gemacht.
Wie sind Sie eigentlich zur Milchbranche gekommen?Ich war insgesamt 23 Jahre in der Milchbranche. Angefangen habe ich im April 1996. Damals hat eine gute Freundin und Nachbarin bei AMF gearbeitet, aus der heraus später die Berglandmilch entstanden ist. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht wieder Vollzeit arbeiten möchte, da bei ihr im Unternehmen eine Stelle frei war. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich eine rund zehnjährige Arbeitspause wegen der Betreuung meiner drei Kinder eingelegt. Als ich bei AMF angefangen habe, waren das Marketing und der Verkauf noch in Wien stationiert. Vier Jahre später, wenige Monate bevor der Wiener Standort im Jahr 2000 aufgelassen wurde, bin ich aus der Berglandmilch ausgeschieden und habe kurz darauf bei der NÖM begonnen. Dort war ich bis September 2012 tätig. In dieser Zeit war ich für die Pressearbeit, Kooperationen, Leitung der Rezeption und das Bestellbüro zuständig. Ich war auch kurzfristig im Sales International tätig.
Wenn Sie nun an die Anfangszeit zurückdenken: Wie empfanden Sie als Frau diese Zeit in der doch stark von Männern dominierten Milchbranche? Ich denke, dass es anfangs in jeder Branche schwierig ist, da man sich erst beweisen muss. Bei der Berglandmilch musste ich mir erst das fachliche Wissen und einen Überblick über das Sortiment und das Unternehmen verschaffen. Das war später bei der NÖM nicht anders. Ich muss aber sagen, dass ich immer sehr gut aufgenommen und auch gefördert wurde.
Gibt es heute Ihrer Einschätzung nach mehr Frauen in der Milchwirtschaft als noch vor 20 Jahren? Ich kenne viele Frauen, die in der Milchbranche sehr gute Positionen haben. Wenn ich allerdings an die Geschäftsführer-Ebene denke, fällt mir spontan keine Frau ein. Aber da geht es der Milchbranche nicht anders als vielen anderen.
Was glauben Sie, woran das liegt?Ein Grund sind sicherlich die Arbeitszeiten und damit verbunden die Vereinbarkeit von Karriere mit dem Muttersein. Insbesondere in höheren Positionen hat man einen ausgefüllten Arbeitstag, der nicht von acht bis vier Uhr, sondern weit darüber hinaus dauert und noch dazu mit vielen Reisen verbunden ist. Gerade mit kleinen Kindern ist das sehr schwer. Ich hatte diese Schwierigkeiten damals auch, was letztlich dazu geführt hat, dass ich einfach länger zu Hause geblieben bin und mein Mann lange Zeit Alleinverdiener war.
Heute gibt es mehr und auch bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten und flexiblere Arbeitszeitmodelle für Eltern. Wie haben Sie damals den Wiedereinstieg ins Berufsleben gemanagt?Es stimmt, dass es heute einfacher ist, aber es ist mit kleinen Kindern dennoch nicht leicht. Mit den Teilzeitmodellen können Mütter heute schneller in ihren Job zurückkehren. Das alles gab es zu meiner Zeit nicht. Als ich wieder angefangen habe zu arbeiten, waren meine Kinder daher schon ein Stück weit selbstständig. Trotzdem habe ich versucht, einen Ausgleich zu schaffen. Ich habe zum Beispiel auch immer für mehrere Tage vorgekocht, damit sie jeden Tag eine warme Mahlzeit hatten. Ich halte auch heute nichts davon, wenn beide Eltern Vollzeit berufstätig sind, solange die Kinder noch klein sind. Denn ich finde, dass man gerade in den ersten Lebensjahren möglichst viel Zeit mit seinen Kindern verbringen sollte.
Haben Sie rückblickend das Gefühl, etwas verpasst zu haben?Das habe ich nicht. In der wichtigsten Zeit war ich ja zu Hause. Später waren meine Kinder schon im Teenager-Alter und damit viel selbstständiger. Und auch dann war ich an den Wochenenden mit ihnen zusammen. Meine Kinder haben mir später auch gesagt, dass sie es sehr schätzen, dass ich in dieser Anfangszeit daheim war und dass sie von Schulkollegen wussten, dass es keine Selbstverständlichkeit war.
Was raten Sie Frauen, die trotz Kindern beruflich vorankommen möchten? Dass sie sich mehr zutrauen sollen! Denn Frauen haben ein tolles Organisationsvermögen. Sie arbeiten strukturiert und effizient. Vor allem, wenn sie Privatleben, Kinder, Partnerschaft und Job unter einen Hut bringen müssen. Viele sind sich dieser Management-Stärke überhaupt nicht bewusst. Wenn ich mir meine Tochter aber anschaue, dann denke ich, es gibt sehr wohl eine neue Generation an toughen Frauen, die sich mehr zutrauen als meine Generation damals.
Welche Pläne haben Sie für die Pension und mit welchem Gefühl verlassen Sie die Milchbranche?Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hatte bisher ehrlich gesagt noch nicht viel Zeit darüber nachzudenken, da ich bis Jahresende noch PR-Projekte und Veranstaltungen für die Berglandmilch organisiere. Ich habe daher noch keine Pläne, werde aber sicher nicht nur Pensionistin sein. Was ich sicher weiß, ist, dass ich mich um meine Enkelkinder kümmern werde, damit meine Schwiegertochter wieder arbeiten kann.
Frau Kitzler, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute! Maria Kitzler im Wordrap
- Eine große Freude bereiten mir ... meine beiden Enkelkinder.
- Am liebsten esse ich ... Käse, jede Art von Kartoffeln und besonders Waldviertler Knödel.
- Mein schönster Urlaub war ... in Zypern mit meiner bereits verstorbenen Freundin.
- Meine berufliche Laufbahn war ... eine sehr spannende Zeit.
- An meinen Chefs schätze ich ... das entgegengebrachte Vertrauen für selbstständiges Arbeiten und die Wertschätzung.
- Für die Pension wünsche ich mir ... vor allem Gesundheit, mehr Zeit für meine Hobbys, Familie und Freunde.