ARA: Christoph Scharff: Teure Entsorgung
 
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Christoph Scharff: Teure Entsorgung

Johannes Brunnbauer

Mit 1. Juli erhöhen ARA und EVA ihre Tarife. Die weltweite Wirtschaftskrise ließ die Preise für recyclebare Altstoffe dramatisch verfallen. Einbrüche bis zu 90 Prozent haben nun auch Österreich erreicht. CASH sprach mit ARA-Geschäftsführer Dr. Christoph Scharff.

CASH: Herr Dr. Scharff, das Entsorgen von Altpapier, Kunststoffen, Metallen und so weiter wird also empfindlich teurer. Können Sie Prozentsätze der Verteuerung sagen bzw. ein paar Worte darüber was auf die Unternehmen zukommen wird?
Christoph Scharff: Grundsätzlich werden wir nicht umhin können, die Tarife – je nach Altstoff – zwischen 19 und 35 Prozent anzuheben. Ich möchte aber schon klarstellen, dass dies die erste Tariferhöhung seit 1994 ist und wir bis 2008 eigentlich permanent Tarife gesenkt haben. Schlussendlich liegen die durchschnittlichen Lizenztarife auch nach dieser Tariferhöhung um fast 50 Prozent unter jenen im Jahr 1995, in etwa auf dem Niveau von 2004.

Ist das Sammelsystem in irgendeiner Weise gefährdet?
Nein, überhaupt nicht. Wir sind zum Glück gemeinsam mit unseren Entsorgungspartnern sowohl beim Haushalts- als auch beim Gewerbesammelsystem sehr gut und durchaus stabil aufgestellt. Die einzige Sorge, die wir haben, ist die, dass es den einen oder anderen kleinen Entsorger erwischt und dieser dann beim Aufschwung fehlt. Andererseits, ich bin sicher, dass wir gemeinsam sehr wohl durch die Krise tauchen.

Gibt es besonders gefährdete Märkte?

Rohstoffmäßig auf alle Fälle der Kunststoffmarkt, weil hier auch der Rohölpreis mitspielt. Dieser Bereich kann sich derzeit überhaupt nicht selbst finanzieren, daher wird er auch von der ARA gestützt. Wobei der Preisverfall je Tonne Papier ebenfalls ziemlich dramatisch ist. Lukrierten wir 2008 noch zwischen 90 und 100 Euro pro Tonne, sind es derzeit zwischen 5 und 10 Euro

Und regional?

In Deutschland zum Beispiel müssen rund ein Drittel der Verwerter zusperren. Dort funktioniert eigentlich seit Jahren überhaupt nichts, dort herrscht Chaosprinzip und es wird permanent noch schlimmer. Wir in Österreich haben da echt das Glück, dass wir eine mehr oder weniger krisensichere Struktur haben. Die wir auch dringend erhalten sollen, quasi als Starthilfe für Zeiten des Aufschwungs.

Seit längerer Zeit bastelt Österreich an einer Novelle der Verpackungsverordnung. Wann ist da so etwas wie ein Ende in Sicht?

Vorschläge dafür gibt es ja bereits einige. Aber die Sache ist eine extrem komplexe und viel zu viele Dinge wurden nicht zu Ende gedacht. Sie ist, gelinde gesagt, in der derzeit vorliegenden Fassung pragmatisch nicht durchführbar.

Andererseits kommt im kommenden Jahr die Liberalisierung des Abfallmarktes auf uns zu, was nun doch ein wenig zur Eile zwingt.

Die Gefahr ist, dass Errungenschaften zerstört werden, die jahrelang zur Zufriedenheit aller entstanden sind. Was wir unbedingt vermeiden sollten, sind deutsche Zustände, mit jeder Menge Trittbrettfahrer und exorbitantem Preisverfall. Ich gehe davon aus, dass da noch etliche Verhandlungsrunden folgen werden.

Herr Dr. Scharff, ich danke für das Gespräch.
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