Tony’s Chocolonely will mit gutem Beispiel vorangehen und die Schokoladenindustrie von innen heraus verändern. Wie man Impact machen und dennoch Profit erzielen kann, schildert Nikolaus Huemer, Country Manager D-A-CH.
Nachdem sie bei ihren Recherchen für die niederländische Fernsehsendung „Keuringsdienst van Waarde“ auf Missstände in der Kakaoproduktion aufmerksam wurden und feststellen mussten, dass auf Plantagen in Westafrika illegale Kinderarbeit und moderne Sklaverei noch immer an der Tagesordnung stehen, entschieden sich die drei Journalisten Teun van de Keuken, Maurice Dekkers und Roland Duong etwas dagegen zu unternehmen. Im Jahr 2005 gründeten sie ihre eigene Schokoladenmarke Tony’s Chocolonely. Damit wollten sie beweisen, dass man Schokolade auch ohne Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung herstellen kann – und das sogar mit großem Erfolg, wie sich schon bald zeigen sollte. Heute ist die Fairtrade-zertifizierte Marke des B-Corp-Unternehmens Marktführer in den Niederlanden und hat mittlerweile Niederlassungen in den USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich. Mit seinen sechs Kooperativen aus Ghana und der Elfenbeinküste arbeitet Tony’s Chocolonely nach fünf Sourcing-Prinzipien, an die sich beide Seiten halten müssen. Dazu gehören die 100-prozentige Rückverfolgbarkeit der Kakaobohne, höhere Preise, die sogar weit über den Fairtrade-Standard hinausgehen, langfristige Lieferverträge über zumindest fünf Jahre, die den Bauern Planbarkeit ermöglichen. Außerdem noch Unterstützung in der Ausbildung der Gemeinschaften, um die Qualität und Produktivität der Ernte zu erhöhen. Ein Prozent des Umsatzes fließt darüber hinaus in Projekte und Initiativen, die von der Chocolonely Foundation unterstützt werden. 2020 belief sich der Gesamtbetrag, der für insgesamt 19 Projekte ausgegeben wurde, auf 1,2 Millionen Euro.
Um den Einfluss in den Produktionsländern zu maximieren und die Kakaoindustrie nachhaltig zu verändert, wurde die „Tony’s Open Chain“ ins Leben gerufen. Bei dieser gemeinschaftlichen Initiative sind alle anderen Schokoladenunternehmen eingeladen, sich zu beteiligen, um die Norm in der Branche zu ändern. Händler, wie unter anderem Albert Heijn und Aldi, sind mit ihren Premium-Eigenmarken bereits Teil der Initiative. Eine enge Zusammenarbeit pflegt Tony’s seit dem Start darüber hinaus mit dem weltweit größten Schokoladehersteller Barry Callebaut. Damit will das Unternehmen beweisen, dass es möglich ist, auch mit den großen Schokoladeproduzenten faire Produkte herzustellen. Seit April 2021 besitzt man zudem eine eigene Schokoladenfabrik in Belgien, die einen Teil der Produktion stemmt. Seit Herbst 2020 ist Nikolaus Huemer der erste Country Manager D-A-CH bei Tony’s Chocolonely. Der Konsumgüterprofi war in den Anfängen seiner beruflichen Laufbahn bei Adeg beschäftigt. Danach folgten Stationen als Verkaufsleiter bei Wrigley, Reckitt Benckiser und zuletzt Innocent. Nun kümmert sich Huemer um den Aufbau der fairen Marke im D-A-CH-Raum. Im CASH-Gespräch schildert der in Salzburg ansässige Verkaufsexperte, wie sich dieser Aufbau bislang gestaltet.
CASH: Herr Huemer, was wünschen Sie sich im D-A-CH-Raum für Tony’s Chocolonely?
Nikolaus Huemer: Wir sind in den Niederlanden bereits sehr erfolgreich, sogar Marktführer, und wollen nun auch zeigen, dass wir mit unserer Strategie der nachhaltigen und verantwortungsvollen Rohstoffbeschaffung auf der einen Seite – und einem anschaulichen, leckeren Produkt auf der anderen Seite auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz Erfolg haben können. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und hoffen, dass auch andere Marken unseren Weg mitgehen wollen.
Wie ist die Resonanz der österreichischen Händler bislang?
Sehr gut, wie ich finde. Wir sind mittlerweile bei Spar, Metro und Sutterlüty gelistet und sind aktuell in Gesprächen mit weiteren Handelsfirmen.
Die Tony’s 180-g-Tafeln sind für rund 3,49 Euro im Handel zu finden. Wird der stolze Preis manchmal zum Zankapfel in den Verhandlungen?
Die Frage sollte nicht lauten, warum ist unsere Schokolade teuer, sondern warum sind die anderen so billig! Wenn ich heute eine Tafel Schokolade um 69 Cent kaufe, sollte ich mich fragen, wieviel beim Kakaobauern ankommt. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein, wir bekommen viel Verständnis entgegengebracht und sind unseren Handelspartnern, die unsere Mission verstehen, auch sehr dankbar.
Das Interview in voller Länge lesen Sie im E-Paper der CASH Juli/August-Ausgabe.
Tony's Chocolonely
Die faire Schokolade