AIZ/AMA: Gute Ernte, hohe Preise bei Getreide
 
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Gute Ernte, hohe Preise bei Getreide

Christian Jung - stock.adobe.com

Die heimische Getreideproduktion wird auf circa 2,9 Millionen Tonnen geschätzt und liegt damit über dem Vorjahresniveau. Die Teuerungen sind aber auch beim Grundnahrungsmittel deutlich zu spüren.

Der Krieg in der Ukraine macht dem weltweiten Getreidemarkt zu schaffen, ist sie das fünftgrößte Exportland für Weizen und das viertgrößte bei Mais. Gleichzeitig ist Russland der weltweit größte Exporteur für Weizen. Zusammen sind sie für mehr als ein Viertel der Weizenproduktion verantwortlich. Vieles davon ist nun aber zurückgegangen, die Weizenexporte der Ukraine halbieren sich sogar. Während das vor allem Auswirkungen auf die Versorgung in Afrika und den Nahen sowie Mittleren Osten haben, sind diese in der österreichischen Weizenversorgung kaum zu spüren. Nicht einmal ein Prozent der drei Millionen Tonnen des Getreideimports stammen aus der Ukraine, weshalb von "keiner direkten Bedeutung der Ukraine hinsichtlich Mengenströme für Österreich gesprochen werden kann". Die Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel bleibt hierzulande weiterhin gut. Das liegt auch daran, dass die diesjährige österreichische Getreideproduktion (exkl. Mais) nach den Rückgängen im vergangenen Jahr wieder gestiegen ist. Sie wird auf rund 2,9 Millionen Tonnen geschätzt. Mais wird mit über 5 Millionen Tonnen prognostiziert.


Der Anstieg liegt unter anderem daran, dass Flächen wieder ausgebaut und höhere Hektarerträge erzielt wurden. So wurde beispielsweise Weichweizen, was zu den bedeutendsten Kulturen auf den Äckern Österreichs zählt, um fast 7.000 Hektar kräftig ausgedehnt. Die diesjährige Roggenfläche umfasst, nach einer geringen Zunahme (+1.565 ha), 34.334 ha. Hartweizen legte als bedeutendstes Getreide für die Herstellung von Teigwaren um 19 Prozent (+3.701 ha) kräftig zu. Der Anbau von Wintergetreide wird seit Jahren zulasten geringerer Sommergetreideflächen ausgeweitet. Hauptgründe hierfür sind die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit mit der deutlich längeren Vegetationszeit vom Herbst bis zum nächsten Sommer und die Umgehung der Sommerhitze. Daher verlor die einst bedeutende Sommergerste um fast 20 Prozent und liegt mittlerweile um zwei Drittel unter der Anbaufläche von vor 10 Jahren.
Wettereinflüsse auf die Getreideernte
Das Ackerbaujahr begann mit einem trockenen Herbst, wodurch die Aussaat (von vornehmlich im Herbst ausgesätem Weichweizen) problemlos erfolgte. Andererseits fehlte es durch den trockenen Herbst und Winter an der für den Wachstumsstart benötigten Winterfeuchtigkeit. Im Frühjahr gab es nur eine geringe Bestockung, weshalb heuer weniger Ähren pro Quadratmeter als grundlegende Basis für die Ertragsbildung zur Verfügung standen. Allerdings führte der warme Mai bei ausreichender Niederschlagsmenge zu einer raschen Entwicklung, wodurch der Vegetationsrückstand aufgeholt wurde. Die wenigen Hitzetage im Juni mit den vierfachen Niederschlagsmengen zum Vorjahr wirkten sich zusätzlich positiv auf die Kornfüllung aus. Die Hitze und Trockenheit im Juli unterstützte eine zügige Ernte ohne große Unterbrechungen. Hagel und andere Unwetterereignisse spielten beim Getreide in diesem Jahr nur lokal eine Rolle.

Für die Kulturen der Herbsternte (Mais, Sojabohne, Sonnenblumen, Zuckerrüben) begann das Jahr 2022 mit einer langsamen Jugendentwicklung durch niedrige Temperaturen im April bis Anfang Mai. Im Laufe der Monate Mai und Juni konnte der Vegetationsrückstand aufgeholt werden. Die Maisbestände wurden in der kritischen Phase der Maisblüte im Juli in weiten Teilen des Maisanbaugebietes von einer Hitzewelle gepaart mit Trockenheit geschädigt, sodass teilweise die Befruchtung beeinträchtigt wurde. Daher ist bereits bis dato in weiten Teilen des östlichen Ackerbaugebietes mit einer mäßigen Maisernte zu rechnen. Auch die Bestände mit Sojabohnen, Sonnenblumen und Zuckerrüben werden von den Hitze- und Trockenphasen bisher unterschiedlich stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bio-Anteil stabil, Soja auf Rekordniveau

Bio ist auch aus der Getreidewirtschaft nicht mehr wegzudenken. Der Bio-Anteil an der Gesamtgetreideproduktion beträgt heuer 9,3 Prozent, der Bio-Anteil an der Verarbeitung sieben Prozent und der Bio-Anteil an den Lagerbeständen 13,3 Prozent. Die Lagerbestände für Bio-Getreide sind geringer als im Vorjahr. Der Bio-Anteil an der Gesamtgetreidevermahlung beträgt aktuell 12,5 Prozent, während im Vorjahr 11,5 Prozent der Mehlproduktion auf Basis von Bio-Getreide durchgeführt wurde. Der Anteil an Ackerflächen liegt laut AMA bei 20 Prozent und wurde nochmals um 2.591 Hektar ausgebaut. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Dinkel (+45 Prozent), aber auch Weichweizen, Roggen, Hartweizen und Sojabohnen wurden verstärkt in Bioqualität ausgesät.

Apropos Soja. Die Landwirte reagierten 2022 unter anderem auf die stark gestiegenen Düngemittelpreise und weiterhin hohen Sojapreise mit dem vermehrten Anbau von Sojabohnen. Diese kann durch Symbiose mit Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft nutzen und benötigt keinen (Stickstoff)-Dünger. Die Sojabohnenfläche wurde zum Vorjahr um 22,7 Prozent (+17.176 ha) und in den letzten zehn Jahren um 151,6 Prozent ausgedehnt. Das aktuelle Flächenausmaß dieser Hülsenfrucht liegt auf einem neuen Rekordniveau in Österreich und nimmt unter den Sojaflächen aller 27 EU-Staaten Platz fünf ein.

Getreidepreise steigen

Obwohl die Versorgung mit Getreide in Österreich grundsätzlich gesichert ist, hat die Situation am Weltmarkt dennoch Auswirkungen auf das Alpenland, vor allem was die Preisanstiege betrifft. "Die Preise für Nahrungsmittel auf den internationalen Märkten sind bereits in den beiden Jahren vor dem Krieg deutlich angestiegen. Die Ursachen sind unter anderem Verwerfungen und Unterbrechungen globaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie, Ernteausfälle durch Extremwetterereignisse, aber auch steigende Energiekosten. Zusätzlich reagieren aktuell die internationalen Preisnotierungen sehr sensibel auf tägliche Meldungen aus der Kriegsregion", so Griesmayr. Im Jänner 2022 lagen die Preise am Weltmarkt für Weizen bereits um etwa 50 Prozent höher als noch zwei Jahre zuvor. Nach dem Beginn der russischen Invasion stiegen die Preise erneut um rund 50 Prozent an, dies bedeutet eine Verdoppelung des Weizenpreises innerhalb von zwei Jahren. Für Österreich bedeutet das nach Bewertung der Wiener Produktenbörse einen Anstieg bei Qualitätsweizen um 61 Prozent, Mahlweizen verteuerte sich um 59 Prozent. Hartweizen ist aktuell um 14 Prozent teurer als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.


Ein Grund für die Teuerungen sind auch die Düngemittelpreise, die sich zum Teil verdreifacht haben. Der Anstieg erfolgte teilweise bereits im Herbst/Winter 2021 durch die schon damals massiv gestiegenen Gaspreise und wurde durch den Ukraine-Krieg verstärkt. Einerseits verteuerte der Anstieg der Gaspreise die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln, andererseits stiegen die Preise für phosphor- und kaliumhaltige Düngemittel, welche im großen Ausmaß in der Ukraine, in Russland und Weißrussland hergestellt werden.

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