Die AMA-Marketing will nach dem Bekanntwerden der Zustände in einem steirischen AMA-Geflügelmastbetrieb ihre Kontrollmechanismen verstärken.
"Für uns steht im Vordergrund, die Wirksamkeit laufend zu verbessern und aus jedem Anlassfall zu lernen", so Michael Blass, der zu diesem Zeitpunkt noch AMA-Marketing-Geschäftsführer war, gegenüber der APA. Akzente sollen etwa bei unangekündigten Kontrollen gesetzt werden. Den Vorwurf, dass die Prüfungen zahnlos verliefen, weist man aber zurück.
Mitte Dezember war in einem Hühnermastbetrieb in der Steiermark ein Fall von schwerer Tierquälerei publik geworden. Dass das kein Einzelfall ist, zeigte der VGT (Verein gegen Tierfabriken) anhand zweier weiterer Beweisvideos aus anderen Betrieben, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen das AMA-Gütesiegel trugen. Die AMA reagierte zwar mit einer Sperrung des besagten Betriebs, Kritik wurde aber dennoch laut, vor allem an ihrem Kontrollsystem. Rewe International-Vorstand Marcel Haraszti soll der AMA etwa ein "klares Versagen" vorgeworfen haben. Seitens der AMA-Marketing nehme man diese und ähnlich gelagerte Kritik sehr ernst, sagte die neue AMA-Chefin, Christina Mutenthaler, die mit 1. Jänner 2023 Blass nachfolgte. Für die Zukunft werde die AMA ihr zufolge weitere Maßnahmen zur Stärkung des Kontrollsystems umsetzen. Konkret wolle man beim Verhältnis von angekündigten versus unangekündigte Kontrollen nachschärfen. Verbesserungspotenzial gebe es auch im Bereich der Prävention, wo man weitere Beratungsmöglichkeiten lancieren will. Außerdem wolle man sich digital stärker mit anderen Kontrollstellen austauschen, etwa mit Amtsärzten. "Wir sehen einen großen Hebel in der Datenvernetzung", meint Mutenthaler.
Schon jetzt aber verfüge man über "ein sehr engmaschiges Kontrollnetz". So führe die AMA jährlich rund 15.000 Kontrollen durch. Alleine heuer habe man rund 50 Betriebe im Zuge von Prüfungen aus den Gütesiegelprogrammen ausgeschlossen. Darüber hinaus müsse man sehen, dass 99 Prozent der Betriebe in Österreich sorgfältig arbeiten und eine ordnungsgemäße Tierhaltung wahrnehmen würden. Und: "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht."
Eine Möglichkeit zur Stärkung der heimischen Qualitätsproduktion sieht die AMA in der Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. Bewegung gab es in diesem Kontext zuletzt mit einer Regelung für öffentlichen Küchen. Diese begrüße man, wünschenswert wären aus Sicht der AMA jedoch auch weitere Transparenzanstrengungen in Richtung der Gastronomie. Unter dem AMA-Qualitätssiegel für die Gastronomie firmieren laut Mutenthaler derzeit 1.600 Betriebe: "Wir haben ein Potenzial von 10.000 Betrieben, die in unserem Programm mitmachen könnten." Das könne aber nur freiwillig geschehen.
Ein Machtgefälle zwischen dem Handel und den agrarischen Betrieben, wie von Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) mehrfach kritisiert, sieht Blass nur bedingt. "Der österreichische Einzelhandel ist der wichtigste Partner der Landwirtschaft und er ist der wichtigste Partner der Verarbeiter." Vergleiche man die Standards, die durch diese Kooperation erzielt worden seien, mit anderen Ländern, sehe man, was der Handel leiste. Allerdings bestehe im Handel seit vielen Jahren ein Oligopol. Gerade in Zeiten der hohen Teuerung sei es daher wichtig, dass die großen Ketten ihre daraus entstehende Verantwortung gewissenhaft wahrnehmen. Die AMA-Marketing sehe sich hier als vermittelndes Element, wie Mutenthaler ergänzte. Diese Rolle wolle man auch in Zukunft wahrnehmen und nachhaltig ausbauen. (APA)