AMA/Lebensmittelindustrie: Außenhandelsbilanz...
 
AMA/Lebensmittelindustrie

Außenhandelsbilanz im Aufwind

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Ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr schafft der österreichische Außenhandel mit Agrarwaren und Lebensmittel eine fast ausgeglichene Bilanz, wie AMA-Chef Michael Blass und Katharina Koßdorf, GF im Fachverband der Lebensmittelindustrie stolz präsentieren.
Ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr schafft der österreichische Außenhandel mit Agrarwaren und Lebensmittel eine fast ausgeglichene Bilanz, wie AMA-Chef Michael Blass und Katharina Koßdorf, GF im Fachverband der Lebensmittelindustrie stolz präsentieren.

Die Agrarexporte nähern sich der Importe auf nur 7 Millionen Euro an. Die beinahe ausgeglichene Bilanz stimmt Agrarhandel und Lebensmittelindustrie positiv, wenn auch enorme Herausforderungen anstehen wie Preissteigerungen, Versorgungssicherheit und Energiekrise.

Für diese Rechnung braucht es keinen Taschenrechner, scherzt AMA-Geschäftsführer Michael Blass in der Pressekonferenz zur Außenhandelsbilanz für Agrarwaren und Lebensmitteln. Denn bis auf 7 Millionen Euro haben sich die Importe im Wert von 13,954 Milliarden Euro und Exporte im Wert von 13,947 Milliarden Euro angeglichen. "Der Weg zum Nettoimporteur, den Österreich seit dem EU-Beitritt 1995 eingeschlagen hat, setzen wir erfolgreich fort", so Blass stolz.

Wichtiger Partner Deutschland

Das nach wie vor wichtigste Exportland für Agrarwaren ist und bleibt Deutschland. Mit dem Nachmarland konnte der Agrar- und Lebensmittelaußenhandel bereits zum zweiten Mal eine positive Handelsbilanz ausweisen. Lieferungen nach Deutschland im Wert von 5,21 Milliarden Euro standen Einfuhren von 4,69 Milliarden Euro gegenüber. Das Exportplus ist mit 11,8 Prozent sogar zweistellig, Deutschland liegt mit einem Anteil von 37 Prozent an den gesamten Agrarexporten mit großem Abstand an erster Stelle.

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Heimischer Käse und MoPro sind besonders beliebt

Im Ranking der wertmäßig stärksten agrarischen Exportwaren führen deutlich Milchprodukte (+3,6%), gefolgt von veredeltem Obst und Gemüse (16,8%), Wurst-, Schinken- und Speckwaren (+7,4%). Fast alle Produktkategorien verzeichnen kräftige Zuwächse.

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Heimische Lebensmittel als wichtiger Motor

Dabei gehen 60 Prozent der Agrarexporte auf das Konto der heimischen Lebensmittelindustrie: "Wir sind ein verlässlicher Partner für die Bevölkerung, da wir die Versorgung sichern. Ein ebenso wichtiger Partner für die Landwirtschaft, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn die Lebensmittelindustrie sogt für Wertschöpfung und Arbeitsplätze", so Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Die Exporte der heimischen Lebensmittelindustrie legten 2021 mit fast 8,6 Mrd. Euro um 9,4 Prozent zu und waren mit dem deutlichen Anteil von über 60 Prozent an den Gesamtagrarexporten der bestimmende Motor für "den kulinarischen Exporterfolg aus Österreich", wie es Koßdorff formuliert.

Der Bereich der Agrarwaren tierischen und pflanzlichen Ursprungs weist mit einem Minus in Höhe von 2,173 Milliarden Euro erneut eine negative Außenhandelsbilanz auf, die sich gegenüber 2020 um 244 Millionen Euro verschlechtert hat. "Das bedeutet, wir importieren mehr Agrarrohstoffe als wir exportieren", so Koßdorf. Doch das ist leicht erklärt: Österreich kann sich selbst nicht ausreichend mit allen notwendigen Agrarrohstoffen und Halbfabrikaten über das ganze Jahr versorgen und ist daher auf Importe angewiesen. Auch gedeihen einige Rohstoffen nicht in Österreich, etwa Kakao, Südfrüchte, Reis, etc.


Die EU bleibt auch 2021 für die österreichische Lebensmittelindustrie der zentrale Exportmarkt: 69 Prozent der heimischen Lebensmittelexporte gehen in die EU (5,9 Mrd. Euro; + 13,4 % gegenüber 2020), 31 Prozent in Drittstaaten (2,6 Mrd. Euro; + 1,4 %).

Deutschland ist dabei weiterhin der wichtigste Exportmarkt innerhalb der EU (+ 11,2 % gegenüber 2020). Rückläufig waren hingegen die Lieferungen in die USA (- 20,2 %). Auch die Lebensmittelexporte nach Großbritannien gingen wegen des BREXIT und der damit verbundenen Liefer- und Logistikprobleme zurück (- 10,5 %).
Auswirkungen der Ukraine-Krise

Seit Monaten kämpfen die Lebensmittelbetriebe mit einer historischen Kostenwelle, die pandemie- und erntebedingt die Preise für Energie, Rohstoffe und Verpackung in unvorhersehbare Höhe treibt. Damit nicht genug, haben sich Logistik- und Frachtkosten vervielfacht, es gibt Engpässe bei Paletten, Containern und LKW-Fahrerinnen und -Fahrern. Die Lage hat sich nun durch die Folgen des Ukraine-Kriegs nochmals dramatisch verschärft.

Der Krieg in der Ukraine trifft in diesen Tagen auch die österreichische Lebensmittelindustrie. Einige Betriebe sind von dessen Auswirkungen direkt vor Ort betroffen. Die gesamte Branche hat nun mit zusätzlichen Effekten bei Energie, Rohstoffen, Verpackung, Arbeitskräften oder Logistik zu kämpfen. Durch die hohen Erntemengen an Agrarrohstoffen bestimmt die Ukraine die Preisbildung am europäischen Markt wesentlich mit.

Das betrifft vor allem Getreide (wie Weizen), Sojabohnen, Obst (wie Äpfel und Beeren) sowie Ölsaaten (wie Sonnenblumen, Mais und Raps). So erreichten die Getreidepreise mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine neue Höchststände. Auch Russland ist ein wichtiges Agrarland und beeinflusst die internationale Preisbildung auf den Getreidemärkten sowie auch bei Erdöl, Gas und Düngemitteln. So haben die Preise für Erdöl und Gas, Strom und Treibstoff nochmals dramatisch angezogen und ein Ende des Aufwärtstrends scheint nicht in Sicht. Das schlägt unmittelbar auf die Kosten der Produktion und des Transports von Lebensmitteln und Agrarrohstoffen, Futtermitteln, aber auch Fleisch durch.

Gerade im Energiesektor ist Österreich auf die Gasimporte aus Russland angewiesen, eine Unterversorgung oder Lenkung der Energielieferung hätte weitreichende Folgen für die Lebensmittelindustrie, und damit für die wichtige Grundversorgung in Österreich, wie der Fachverband der Lebensmittelindustrie massiv appelliert: "Wenn es zu einer Unterversorgung von Gas kommt, dann werden Haushalte und Kraftwerke zuerst bedient, eine Drosselung der Energieversorgung könnte auch die Lebensmittelindustrie und die Lebensmittelproduktion treffen und massiv beeinträchtigen", warnt Koßdorf.

Die heimische Versorgung müsse absolute Priorität haben. "Wir brauchen Konzepte, wenn es zu einer Energielenkung kommen sollte", warnte sie in Richtung Politik. Auch nationale Alleingänge, wie die Exportsperre Ungarns von Agrarwaren, sieht sie extrem kritisch, hier wurde bereits ein Protest bei der Europäischen Union eingelegt.

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