Angesagt bei Margaretha Jurik: Die Maschinenv...
 
Angesagt bei Margaretha Jurik

Die Maschinenverweigererin

Margaretha Jurik
Der Fremde zog in meine Küche ein, die Skepsis wich der Vernunft. Eine Ode an den Thermomix.
Der Fremde zog in meine Küche ein, die Skepsis wich der Vernunft. Eine Ode an den Thermomix.

Das Ufo in meiner Küche ist gelandet. Die Testversion des Thermomix inklusive seinem Thermomix Friend von Vorwerk ist vorübergehend bei mir und meiner Familie eingezogen. Anfänglicher Widerstand wurde durch höhere Gewalt gelöst und in Bewunderung gewandelt. Ein Erklärungsversuch.

Ich bin grundsätzlich eine Freundin von Geburtstagen. Und wenn der Thermomix seine 50 ersten Jahre feiert, dann stimme ich auch gerne in ein Ständchen ein. Auch wenn ich mich nicht als Kernzielgruppe bezeichne, doch das tue ich auch bei einigen weitgegriffenen Familienfeiern nicht. Hauptsache Teil der feiernden Meute. Dann stelle man sich also vor, ich bekomme Kraft meines Amtes einen dieser Küchenroboter zum Ausprobieren zugestellt. Das Paket übersteigt meine Küchentürlichte ums Doppelte, ausgepackt findet das Gerät eher einen Platz auf der Arbeitsfläche. Zu Beginn noch schwer am Zweifeln, für welchen thematischen Bereich meiner Kochlaune ich den Rührtopf mit Ergänzungsapparaten einsetzen werde, ermutige ich mich selbst nach einer hochprofessionellen und liebevollen Einschulung durch das Thermomix-Team, den Eindringling in mein Repertoire blicken zu lassen. Erster Versuch, mit Zynismus ausgestattet: Ich koche Eier im Thermomix, denn auch dafür sei er gerüstet. Ergebnis: Dem Gatten waren die Weicheier zu glibbrig, seine Abneigung dem Mitkocher gegenüber gesteigert. Doch ich schritt gut voran, das zweite Gericht war ein Apfelkuchen, wo sich die Leistung des Geräts auf die Vermischung der Teigzutaten beschränkte. Die wahre Arbeit, das Apfelschälen, entkernen und blättrig Schneiden, mussten meine Mutterhände selbst erledigen, unter Aufsicht meiner beiden interessierten Töchter: "Was? Das kann der nicht?"


Sogar den Germteig-Teufel konnte ich mit dem neuen technischen Freund an meiner Seite bezwingen.
Margaretha Jurik
Sogar den Germteig-Teufel konnte ich mit dem neuen technischen Freund an meiner Seite bezwingen.

Da er nun aber in der Küche wohnt, seinen Platz besetzt, der wahrlich rar ist in meinem Miniatur-Kochsalon, gehört er auch gefordert, mein Auftrag. Die Gerichte wurden komplexer, die Lust, die Zweifler zu überzeugen, intensiver. Ich wählte absichtlich Rezepte, wo Mister Thermomix seine ganze Vielfalt walten lassen konnte: kleinhacken, andünsten, pürieren, warmhalten, rühren. Und wissen Sie was? Ja, Sie haben es wohl vermutet, ich werde ihn vermissen, wenn er dann wieder ausziehen muss. Denn warum ich das Teil besonders lieb gewonnen habe? Es ist die Tatsache, dass ich keine Herdplatte mehr abdrehen muss. Ein "Mama, kannst Du mal kurz kommen?" wird nicht zur Sache der Feuerwehr, wenn die Aufgabe länger dauert als das Kochgericht Hitze verträgt. Und: ich habe endlich den Germteig bezwungen.
Lauter Gründe, die mich Tränen kosten werden, wenn der Kollege wieder aus meiner Küche auszieht.
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