Mag. Klaus Schörghofer, seit 1. Mai 2020 Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich, spricht im Interview über Bierkultur, die Entwicklung neuer Getränkekategorien, Kurzarbeit und Home Office.
Das von Mag. Thomas Schweighofer, Chefredakteur von Hotel & Touristik, geführte Interview erschien in dessen Ausgabe 6/2020.
Hotel & Touristik: Herr Schörghofer, herzliche Gratulation zur neuen Aufgabe. Sie übernehmen das Unternehmen in einer schwierigen Situation für das Land, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Wie nehmen Sie Ihre Führungsfunktion in Zeiten von Home Office und Videokonferenzen wahr?
Klaus Schörghofer: Als Geschäftsleiter Lebensmittelhandel war ich bereits seit Anfang 2018 Mitglied des Managementteams der Brau Union Österreich und arbeite seit jeher mit meinen Kollegen auf Augenhöhe. Durch unsere Standorte in ganz Österreich sind wir in der Handhabung schon geübt und stimmen uns regelmäßig in Onlinesitzungen ab. Speziell in diesen herausfordernden Zeiten, heißt es "gemeinsam" durch die Krise zu steuern. Es zählt die Kontinuität und keine übereilten Entscheidungen! Eines der größten Assets der Brau Union Österreich sind meine Kolleginnen und Kollegen, und der gemeinsame Umgang miteinander! Ich schätze es sehr, dass wir uns über das gesamte Unternehmen in ganz Österreich auf Augenhöhe begegnen! Nicht zuletzt wurde die Brau Union Österreich erneut zum besten Arbeitgeber gekürt.
Mit welchen Zielen starten Sie in Ihre Aufgabe? Welche Schwerpunkte werden Sie verfolgen?
Magne Setnes hat die Brau Union Österreich erfolgreich in den letzten beiden Jahren geführt. Auch seine klaren Zielsetzungen, Österreich zum Land mit der besten Bierkultur Europas zu machen und seine Hingabe zur Regionalität beim Bierbrauen haben maßgeblich zum Erfolg der Brau Union Österreich beigetragen. Diesen Erfolg weiterzuführen und die Stärken der Brau Union Österreich noch weiter auszubauen, sind eine große Herausforderung und gleichzeitig eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Bier ist aber auch ein nachhaltiges Produkt. Daher werden wir auch in den kommenden Jahren weitere Projekte im Nachhaltigkeitsbereich prüfen und ausbauen. Mit unseren 2700 Mitarbeitern tragen wir zu einer hohen Wertschöpfung in Österreich bei. Zum Wohl unserer Kunden und Konsumenten sowie Umwelt und Gesellschaft. Weiters werden wir weiterhin konsequent den eingeschlagenen Weg in Richtung Digitalisierung und Innovation fortsetzen.
Der LEH floriert, die Gastronomie liegt derzeit darnieder. Was bedeutet das für das Geschäft der Brau Union Österreich? Kommen Sie ohne gröbere Dellen durch die Krise?
Das Gastronomiegeschäft ist durch die Schließung auf null gesunken. Die Umsätze sind natürlich reduziert, da der Lebensmittelhandel diesen Verlust nicht ausgleichen kann. Wie es in den nächsten Monaten weitergeht, hängt davon ab, wie schnell wir zu einem „neuen normalen“ Alltag zurückkehren können. Wichtig ist: Gemeinsam durchzuhalten! Wir möchten unsere langjährigen Partner auf alle Fälle bestmöglich unterstützen.
Wie geht das Unternehmen mit der Situation um - hinsichtlich Kurzarbeit oder staatlicher Unterstützung?
Der Großteil des Unternehmens ist auf Kurzarbeit. Wir möchten aber auch zukünftig mit allen unseren rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin unseren gesellschaftlichen Beitrag zu einem Miteinander in Österreich leisten, zum Wohl unserer Kunden und Konsumenten sowie Umwelt und Gesellschaft.
Mit welchen Maßnahmen und Strategien wird die Brau Union Österreich die Nachwirkungen der Krise verarbeiten?
Wir werden weiterhin noch mehr in Richtung Digitalisierung gehen müssen. Es bringt viele neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen für den Markenartikelmarkt mit sich. Um hier bestehen zu können und attraktiv zu bleiben, müssen Marken sowohl zukunftsweisende Produkte entwickeln, als auch deren Markenumfeld innovativ gestalten.
Sie haben sich durch die Integration der Vereinigten Kärntner Brauereien und der Kapitalverschiebung der Mehrheit bei Fohrenburger zuletzt weiter gestärkt und noch breiter aufgestellt. Wie wird sich das Sortiment der beiden Brauereien entwickeln?
Wir können über ganz Österreich ein regionales Bierangebot an unsere Konsumenten legen, welches von unseren kompetenten Braumeistern hergestellt wird. Auch die Entwicklung immer neuer Getränkekategorien und Trends wie etwa alkoholfreie/-reduzierte Biere, Bierspezialitäten oder auch Cider werden mit den Innovationen unserer Braumeister unterstützt. Diese Innovationsführerschaft wollen wir auch in Zukunft beibehalten und weiter ausbauen. Wir können auf eine solide Basis setzen und mit unseren bewährten Marken in Österreich punkten. Die Aufstockung der bisherigen Anteile an der Fohrenburger Brauerei wird derzeit vom Kartellgericht geprüft. Eine Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet.
Bemerken Sie aufgrund der Krise einen veränderten Bierkonsum; andere Sorten oder ein noch stärkerer Fokus auf Regionales?
Home Office ist das neue Stichwort für unsere KonsumentInnen. Und um Bier zu genießen, kommt es weniger auf den Ort, als vielmehr auf die Genussmomente an, die es auch zu Hause zahlreich gibt. Mittags im Home Office greifen gerne verantwortungsvolle Biergenießer zu alkoholfreien Bieren. Die natürlich gebrauten Erfrischungsgetränke der AlkoholFREIZONE der Brau Union Österreich bieten dazu eine geschmackliche Vielfalt, die im Handel erhältlich ist. Und auch für alle, die derzeit im Home Office arbeiten, gibt es einen Feierabend, sogar entspannter ohne den üblichen Stau am Heimweg.
Welches Bier/welche Biersorte trinken Sie am liebsten?
Es sollte natürlich ein Bier unserer Braumeister sein. Besonders gerne trinke ich unsere Obersorten wie beispielsweise, Zipfer Urtyp oder unseren Puntigamer Panther. An besonders heißen Tagen darf es zum Bier aber auch einmal ein Gösser Radler sein.
Danke für das Gespräch!
Nach dem Abschluss seines Wirtschaftsstudiums an der Johannes Kepler Universität Linz war er von 2005 bis 2013 im Controlling der Brau Union Österreich, zuletzt als dessen Leiter, tätig. In den Jahren 2014 und 2015 unterstützte Schörghofer für zwei Jahre als Finanz- und Logistik-Manager den Geschäftsaufbau für Heineken in Slowenien. Nach weiteren drei Jahren als Key Account Direktor im Lebensmittelhandel führte er seit 2018 das Geschäftsfeld Lebensmittelhandel und wurde ins Managementteam der Brau Union Österreich bestellt. Seit 1. Mai ist er Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich.