Agrarmarkt Austria: Die Milch und die Psyche
 
Agrarmarkt Austria

Die Milch und die Psyche

AMA/APA/Tesarek
Von links: Christoph Klotter (Ernährungspsychologe an der Hochschule Fulda), Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing und Arnd Florack von der Uni Wien beim Milch-Symposion der AMA © AMA/APA/Tesarek
Von links: Christoph Klotter (Ernährungspsychologe an der Hochschule Fulda), Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing und Arnd Florack von der Uni Wien beim Milch-Symposion der AMA © AMA/APA/Tesarek

Anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni lud die AMA zu einem Symposion mit dem Thema „Was die Milch mit Psychologie zu tun hat“.

28.000 Betriebe mit 530.000 Milchkühen nehmen am AMA-Güte- und -Bio-Siegel teil, auch alle bedeutenden Molkereien. Schon alleine diese Zahlen zeigen, wie bedeutsam der Milchwirtschaftssektor in Österreich ist. Milch, egal in welcher Form, ist aus dem Alltagsleben und der Ernährung nicht mehr wegzudenken. Als eines der wertvollsten und wichtigsten Nahrungsmittel wird Milch auch ständig einer Qualitätskontrolle unterzogen. Alldas scheint den Konsumenten selbstverständlich zu sein (und ist es natürlich auch), aber: Woher kommt diese Selbstverständlichkeit?

Der Ernährungspsychologe Prof. Dr. Christoph Klotter (Hochschule Fulda) erklärte das am Symposium so: Milch ist mehr als ein Nahrungsmittel, sie ist ein Symbol. Wir verspeisen nicht nur Materie, sondern auch kulturell festgelegte Symbole (mit dieser Aussage bezog er sich auf den Philosophen Jean-Paul Sartre). Das heißt, wenn wir ein bestimmtes Symbol „essen“, dann verleiht uns das ein kulturelles Zugehörigkeitsgefühl. Darüber hinaus ist Milch immer mit der Muttermilch verbunden, mit dem ersten Nahrungsmittel, das man nach der Geburt zu sich nimmt. Die (Mutter-)Milch steht daher für Versorgtwerden und für Geliebtwerden, so Klotter. Insoferne ist Milch historisch betrachtet etwas Kostbares. Wollte man Milch wieder attraktiver machen, bräuchte es neue Mythen, imaginäre Welten.

Gerade der Aspekt des Versorgtwerdens ist ein wesentliches Element des nun schon sehr lange dauernden Bio-Trends, des Trends zur Natürlichkeit. Nicht umsonst boomen seit einiger Zeit Heumilchprodukte, um nur ein Beispiel zu nennen. Keine andere Warengruppe verzeichnet einen so hohen Bio-Anteil wie Frischmilch. Fast jeder dritte Liter Frischmilch wird im Lebensmittelhandel in Bio-Qualität gekauft. Auch ESL-Milch und Naturjoghurt liegen mit 24 bzw. 25 Prozent weit über dem durchschnittlichen Bioanteil von neun Prozent. Der Trend zu Natürlichkeit zeigt sich übrigens auch an der Renaissance der Glasflasche. Diese Verpackungsform hat seit ihrer Einführung vor etwas mehr als einem Jahr sieben Prozent Anteil im Milchregal erreicht. Milch kann demnach durchaus als „Massenartikel“ (Christoph Klotter) bezeichnet werden, sie „wird ansatzweise als Gesundheitsgefährdung begriffen, obwohl sie immer noch als ein zentrales Symbol der angeblich lieblichen Natur begriffen wird“. Dies ist Grund genug, auch weiterhin auf ihre hohe Qualität zu achten.
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