Dossier Gewürze: Mut zum Geschmack
 
Dossier Gewürze

Mut zum Geschmack

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Ohne wäre es einfach fad - darum steckt das Gewürzregal voller Innovationen. CASH hat bei ausgewählten Marken nachgefragt, womit die Österreicher würzen.

Der Unterschied zwischen Essen und Genuss ist die richtige Würze. Für diese sorgen kleine wie große Marktteilnehmer, deren angebotenes Sortiment sich teils stark unterscheidet. Dabei weisen sie einige Gemeinsamkeiten auf, wie CASH im Rahmen des Dossiers rund um Salz und Gewürze herausgefunden hat.

Back to normal

Marktführer ist Kotányi, das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von drei Prozent erreicht und konnte damit 175 Millionen Euro erwirtschaften. Dabei spielte der Export in 32 Länder eine große Rolle, im Wachstumsmarkt Russland stiegen die Umsätze sogar um 15 Prozent und in Singapur gelang der Markteintritt bei zwei großen Handelsketten. Dieses Jahr feiert Kotányi das 140-jährige Firmenjubiläum, zu dem man die 180-Millionen-Marke beim Umsatz knacken wird. Zwar rechnet man im LEH mit einem leichten Rückgang, die Wiedereröffnung der Gastronomie soll aber ab der zweiten Jahreshälfte wieder für ein ordentliches Plus in diesem Segment sorgen. Gleichzeitig stehen dieses Jahr auch Investitionen von rund 10 Millionen Euro an, ein Höchstwert, der etwa in den Neubau eines Logistikzentrums fließt. Mit den zusätzlichen Kapazitäten wird etwa der Markteintritt in Malaysien unterstützt.

Als deutlichen Trend kann Kotányi das durch das Homeoffice geförderte Kochen und Backen zu Hause ausmachen. Bemerkbar wurde das etwa durch den Absatz bei den Brot-Gewürzen, die sich verdoppelt haben. Da Kotányi daran glaubt, dass der Trend weiterhin bestehen bleibt, wurden für das Jahr 2021 drei neue Brotbackmischungen entwickelt. Weiters zeigt sich, dass die Gewürzmühle die wichtigste Triebfeder für den anhaltenden Erfolg von Kotányi ist. Im russischen Markt konnte ein Marktanteil von 75 Prozent erreicht werden und auch am asiatischen Markt erfreut sich die Gewürzmühle großer Beliebtheit.

Bei den Salinen Austria hat man unterschiedliche Auswirkungen durch die Lockdowns erkannt. Während der Einzelhandel starke Zuwächse generierte, kam es beim Cash&Carry-Geschäft zu großen Einbußen. Man erwartet, dass die zweite Jahreshälfte 2021 wieder den Kurs in Richtung Normalität setzt - entsprechend erwartungsvoll blickt man der Grillsaison entgegen. In Sachen Trends stehen Produkte aus Österreich hoch im Kurs, genauso wie Verpackungen ohne Plastik. Ebenfalls erfreulich ist das steigende Bewusstsein für die unterschiedliche Verwendung diverser Salz-Produkte. In genau diese Kerbe schlägt die aktuelle Produktneuheit der Salinen, das Bad Ischler Salzart.

Innovation ist gefragt

Für Maistro aus Kärnten steht fest: "Aufgrund der umfangreichen Angebote am Markt ist es schwierig sich zu etablieren, das ist klar. Dennoch heben wir uns ab, da unsere Gewürze und Salze rundum naturbelassen sind, und Naturbelassenheit ist ja unser USP." Zu der Entwicklung der jüngsten Neuheit - Würzmischungen zum Grillen und Braten - lässt sich aufgrund des ungewöhnlichen Jahres noch nichts sagen. Bis sich die Situation rund um Corona stabilisiert, verrät der Hersteller, sind auch keine Neuheiten geplant. Finanziell geht man von einem Umsatzrückgang von rund acht Prozent - erstmalig in der Firmengeschichte. Um sich aus der Krise hinaus zu innovieren, wurden neue B2B-Geschäftsbereiche erschlossen, dazu kommt die Listung bei Diskontern und der Betrieb von Vending-Maschinen. 

Ein würziges "Moin" gibt es von Ankerkraut aus Jesteburg, gleich südlich von Hamburg. In Österreich sind die Gewürzmischungen des Herstellers bei Billa gelistet, wo sie sich sehr zur Zufriedenheit des Unternehmens entwickeln. "2020 war exorbitant stark und hat das ohnehin schon extrem starke zweistellige prozentuale Wachstum der vorherigen Jahre weit übertroffen. Auch 2021 haben wir ambitionierte Ziele, werden diese aber voraussichtlich ebenso übererfüllen", so Malena Thielebein vom Ankerkraut-Marketing auf CASH-Anfrage. Um dieses Ziel zu erfüllen, gibt man sich experimentierfreudig, denn es werden jährlich 50 neue Gewürzmischungen gelauncht.

Zurück in Österreich gibt sich auch Sonnentor zuversichtlich: "Wir sehen einen positiven Markttrend für Bio-Lebensmittel und den Bio-Fachhandel. Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser auch 2021 fortsetzt. Im vergangenen Geschäftsjahr durften wir uns über ein Plus von zirka 15 Prozent freuen", sagt Marken-Botschafterin Marie-Theres Chaloupek. Das Kochen zu Hause wird auch hier als Trend aufgegriffen, weshalb gerne einfache Tipps für die kreativen Konsumenten-Köpfe geliefert werden - das Mischen von Aufstrichen oder die Verwendung essbarer Blüten zum Beispiel. "Nicht alle haben ein breites Gewürzregal zu Hause, möchten aber die ganze Vielfalt der Aromen genießen. Aus diesem Grund sind Gewürzmischungen besonders beliebt", so Chaloupek. Stets wichtig dabei sind die ausgefallenen Namen der Produkte.

„Wir sehen einen positiven Markttrend für Bio-Lebensmittel und den Bio-Fachhandel.“
Sonnentor-Marken-Botschafterin Marie-Theres Chaloupek

Kreativität zahlt sich aus

Aus der Steiermark, um genau zu sein aus Neumarkt, kommt United Organic, die mit ihrer Marke "Baron de Sel" bei Spar gelistet sind. Geschäftsführer Klaus Gebetsberger sagt auf CASH-Anfrage: "Da die Corona-Zeit die Menschen zwingt umzudenken und Zuhause zu bleiben, ist auf jeden Fall ein Trend zum Selberkochen bemerkbar. Unser Anliegen ist es die Menschen zum Kochen, zum Kreativsein zu motivieren und die Kulturen zu verbinden, indem der direkte Zugang zu den Produzenten und kleinbäuerlichen Betrieben  hergestellt wird und die Leistungen dieser Menschen gewürdigt wird." Kreativ ist auch das Design der Gewürz-Flaschen, welche die Wertigkeit des Inhalts hervorheben sollen. 

Eine feine Auswahl an sortenreinen Gewürzen gibt es auch seitens der Marke Kiano, betrieben von Lechner & Franc. Geschäftsführer Gerhard Lechner fasst zusammen: "2020 haben wir eine hervorragende Entwicklung mit einem Plus von 127 Prozent zu verzeichnen. Das liegt am boomenden Bio-Bereich, in dem unsere Produkte positioniert sind." Neben den eigenen Gewürzen wird auch die Herstellung von Private-Label-Produkten angeboten.

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