Leicht, spritzig, wenig Alkohol und am besten ein "Must-have" für jeden Konsumenten - das sind die Zutaten für den perfekten Sommermix. CASH hat die Trends ausgeforscht.
Der Kellner serviert bunte Cocktails auf Eis an den Nebentisch, ein paar Meter weiter sitzt eine Gruppe Studenten im Gras, die Dosen mit Bier, Cider und Co aus ihren Rucksäcken packt, während sich eine junge Frau vom nächstgelegenen Würstelstand ein kaltes Mineralwasser holt. Der Sommer ist in Österreich nicht mehr zu verleugnen und spätestens seit die Temperaturen die 30-Grad-Marke knackten, sind bunte, kühlende und erfrischende Getränke im Ansehen der Konsumenten deutlich gestiegen. Dabei zeichnet sich eines ab, wie Rica Fichtinger, Brand Managerin Lillet weiß: "Ein Sommergetränk muss leicht und spritzig sein, wenig Alkohol haben, erfrischen, aber dennoch vielseitig schmecken. Mit all diesen Eigenschaften hat es die Chance, zum beliebten Sommergetränk zu werden." Und Daniela Christensen, Geschäftsführerin DCC Demand Care Company ergänzt: "Ein Sommergetränk muss den Ansprüchen nach Erfrischung, Abkühlung und Spritzigkeit gerecht werden. Auch sollte sich der Alkoholgehalt in Grenzen halten, da dieser bei intensivem Sonnenschein noch stärker wirkt. Trendig wird das Sommergetränk, wenn es am Puls der Zeit ist: wenn es die Emotionen der Genießer weckt und zu einem 'Must-have' wird."
Klar gehört Gin noch immer zu den großen Favoriten im Sonnen-Sommer-Glas und wächst Jahr für Jahr zweistellig, allein vergangenes Jahr über 25 Prozent (MAT bis KW 28/2020, LEH inkl. H/L) - das bestätigt übrigens auch die Wachstumskurve von Tonic und Bitter - dennoch geht der Trend zu weniger Alkohol, zu leichten Sommerspritzern und Spritz-Cocktails, wie unterschiedliche Marktforschungsunternehmen etwa Nielsen betonen. Ein Trend der nicht nur im LEH, sondern auch in der Gastronomie zu beobachten ist.
„Ein Sommergetränk muss den Ansprüchen nach Erfrischung, Abkühlung und Spritzigkeit gerecht werden“
Daniela Christensen
Weniger ist mehr
Diese Richtung war bereits vor der Pandemie spürbar, wurde aber durch den coronabedingten Trend zu einer gesünderen Lebensweise noch mehr bestärkt. Studien wie die "No-and Low-Alcohol Strategic Study 2021" von IWSR Drinks Market Analysis gehen sogar davon aus, dass bis 2024 die Kategorie der alkoholfreien und alkoholarmen Getränken um über 30 Prozent zunehmen wird. Die Markenartikelindustrie nimmt sich diesem Thema bereits an. Egal ob bei Wein, Bier oder Spirituosen heißt es, mehr ist weniger. Allein bei alkoholfreiem Schaumwein wuchs der Gesamtmarkt 2020 im LEH um 23,8 Prozent, während auch Gin- und Rumhersteller zunehmend den Alkohol in ihren Innovationen weglassen.
Laut Mintel haben Unternehmen speziell in der Bier- und Ciderproduktion jetzt neue Chancen, wenn sie in innovative Geschmacksrichtungen, organische Zutaten und leichtere Rezepte investieren. Das haben neben den großen Brauereien, die ebenfalls zunehmend auf alkoholfrei aber auch auf Low-Carb setzen, auch Newcomer wie Santano amalfie erkannt - das österreichische Getränk kombiniert Radler mit Fresh Bitter. Den Zahn der Zeit trifft ebenso Hard Seltzer. Das kalorienarme Trendgetränk aus den USA spritzt "harten" Alkohol mit Sprudelwasser und kommt so auf einen Alkoholgehalt von gerade einmal 4,5 Prozent.
In der Kategorie alkoholfreie Getränke punkten übrigens vor allem kohlensäurehaltige Getränke und Energy-Drinks. Mit 402,5 Millionen Euro Umsatz verbuchten die kohlensäurehaltigen Getränke ein Plus von über sieben Prozent (NielsenIQ, LEH+DFH inkl. H/L, MAT 21 inkl. KW 8), Energie-Drinks konnten sogar um acht Prozent wachsen. Der kürzlich von Euromonitor veröffentlichte Global Beverage Forecast Report prognostiziert innerhalb der nächsten fünf Jahre ein weiteres Absatz- und Umsatzwachstum, das das mit einem Plus von 14 Prozent im Vergleich zu den letzten fünf Jahren ausgewiesen ist.
Einmal zum Mitnehmen
Was Hard Seltzer, Santano Amalfi, Craft Beer und Energy Drinks gemeinsam haben und für die Konsumenten gleichzeitig so attraktiv macht, ist das ready-to-go-Prinzip, also fix und fertig gemischte Durstlöscher. Sie haben den Vorteil, dass man sie überall hin mitnehmen und ohne zusätzliche Gläser sofort genießen kann. Laut Mintel greifen in den USA bereits 40 Prozent der Konsumenten zu RTD-Produkten, Europa zieht nach. Denn gerade nach den intensiven Lockdown-Phasen zieht es die Menschen wieder nach draußen.
Was gerade im RTD-Bereich, aber auch in der gesamten Getränke-Branche zu beobachten ist, ist der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit. Mehrweg spielt dabei eine ebenso große Rolle wie recyclebarer Karton und rePET. Fast alle Markenartikelhersteller setzen hier Maßnahmen um.
Lesen Sie dazu auch mehr in den jeweiligen Marktreports rund um
AF-Getränke,
Wein und Schaumwein sowie
Bier, der Schwerpunkt Spirituosen folgt in der September-Ausgabe.