E-Special Tierwohl: Beispielgebende Vorreiter...
 
E-Special Tierwohl

Beispielgebende Vorreiterrollen

Hütthaler
Ein vorbildlicher Hütthaler-Schlachthof
Ein vorbildlicher Hütthaler-Schlachthof

Seitens der Landwirtschaft gibt es beim Tierwohl bereits lobenswerte Herzeigebetriebe, deren Produkte auch seitens der Konsumenten immer öfter bewusst verlangt werden. Auch wenn diese höherpreisig sind als konventionelle Ware.

Auf der einen Seite stehen jene Produzenten, die kompromisslos auf die Produktion von günstigen Fleisch-, Schinken- und Wurstprodukten setzen und damit im österreichischen Lebensmittelhandel seit Jhren punkten - die Flugblätter sind voll mit kaum zu unterbietendem Aktionsfleisch. Dann gibt es aber wiederum Produzenten, die bereits vor etlichen Jahren erkannt haben, dass dieser Weg weder umweltschutztechnisch noch in Sachen Tierwohl Zukunft hat und sie deshalb ganz bewusst auf Bioproduktion umgestellt haben oder sich zum Wohl der Tiere und somit für eine bessere Fleischqualität entschieen haben.
Da beides mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist, nahmen und nehmen diese Betriebe das Risiko in Kauf, aufgrund der höheren Preise vom Handel nicht gelistet zu werden und auf der Ware sitzen zu bleiben. Doch die Nachfrage seitens der Konsumenten wird immer stärker.

Hütthaler

Geschäftsführer Florian Hütthaler hat den Schritt in diese Richtung keineswegs bereut: "Wir sind sehr froh, dass wir im Jahr 2014 den Weg Richtung Tierwohl eingeschlagen und das Label Hofkultur gegründet haben und hier nach wie vor absolute Vorreiter der Branche sind. So konnten wir in den letzten 4 Jahren im Verkauf ein ständiges und sehr positives Wachstum erzielen und viele Kunden respektive Listungen dazugewinnen. Der Trend in der Nutztierhaltung bewegt sich eindeutig Richtung Tierwohl, da die Konsumenten immer mehr über die Herkunft & Qualität ihres Einkaufs wissen möchten. Das kommt nicht nur den Tieren, sondern auch unseren heimischen Landwirten zugute. Daher sehen wir sehr positiv in die Zukunft und sind derzeit mit unseren Kunden im Gespräch bezüglich diversen Erweiterungen."
So hat Hütthaler aktuell 30 Landwirte, die ihn mit Tierwohl-Schweinen & Tierwohl-Rindern beliefern und mehr als 120 auf der Warteliste stehen. Hütthaler: "Der Kunde entscheidet im Supermarkt-Regal mit seiner Kaufentscheidung über die Aufschaltung von weiteren Landwirten."
Selbstverständlich gibt es bei Hütthalers Hofkultur von Anfang an einen Tierwohl-Beauftragten, der die Landwirte von der Planung bis zur Ausstallung unterstützt und somiteine wichtige Ansprechperson bei Fragen und Unklarheiten ist.
"Auch im Schlachthof wird auf bestens geschulte Mitarbeiter gesetzt", berichtet Hütthaler, "so gibt es im Lebendtierbereich einen Tierschutzbeauftragten, der die Gesundheit der Tiere überprüft und mit dem amtlichen Tierarzt eng zusammenarbeitet. Außerdem ermöglichen es die reduzierte Schlachtgeschwindigkeit und die optimale Arbeitsbedingungen sich mehr Zeit für das einzelne Tier zu nehmen und so für einen würdevollen Umgang zu sorgen."
In Sachen Kontrolle setzt Hütthaler auf eigene Richtlinien weit über das gesetzliche Mindestmaß hinaus gehend und auf die Expertise des Hofkultur-Projektleiter Mag. med. vet. Domink Eckl. Zusätzlich zur internen Qualitätskontrolle finden jährliche externe Überprüfungen durch die unabhängige Kontroll- und Zertifizierungsstelle agroVet GmbH statt. Weiters wird die Umsetzung der AMA-Gütesiegel Richtlinien und die Fütterung aus regionaler und gentechnikfreier Produktion auditiert.
Hütthaler: "Auch beim Transport und am Schlachthof gelten nach Tierwohl-Grundsätzen umfangreiche Vorgaben, um so einen würdevollen Umgang mit dem Tier entlang der gesamten Wertschöpfungskette garantieren zu können. Die gelungene Umsetzung wurde anhand zahlreicher, zum Teil unangekündigter, Tierschutz-Audits von unterschiedlichen behördlichen Institutionen, NGO-Vereinen wie der Gesellschaft Zukunft Tierwohl und den Vier Pfoten, Verbänden und Markenprogrammen untermauert."
Angenehmer Nebeneffekt der Anstrengungen: Die erfolgreiche Kooperation mit dem NGO-Verein Vier Pfoten führte dazu, dass Hütthaler als erster Betrieb Europas das „Tierschutz kontrolliert“-Siegel in Silber für die Schweinemast zur Auslobung verwenden darf.

Handl Tyrol

Der Pianser Speckspezialist bezieht seinFleisch von langjährigen Partnerbetrieben, die einem strengen Auswahlprozess unterliegen. Sämtliche Lieferanten und Rohstoffe aus Österreich sind AMA zertifiziert und unterliegen den AGAP Richtlinien (AMA Gute Agrarische Praxis). Sämtliche für den Export bezogene Rohstoffe aus Deutschland unterliegen dem Q+S Programm (QS bedeutet Qualität und Sicherheit) und alle Lieferanten nehmen an der Initiative Tierwohl teil. Handl Tyrol nimmt nur dann neue Lieferanten auf, wenn diese die oben genannten Kriterien erfüllen. Zudem habe man 2019 damit begonnen, ein Bio-Sortiment aufzubauen. Dieses Segment möchte man auch hinsichtlich Tierwohl als höchste Qualitätsstufe den Konsumenten in Österreich und Deutschland anbieten.
Geschäftsführer Karl Christian Handl zum Thema Kontrolle: "Im Zentraleinkauf werden alle Aktivitäten zentral gesteuert und vorgegeben. Zusätzlich beschäftigen wir eine Agrarökonomin, die in Zusammenarbeit mit den Tierwohlbeauftragten unserer Lieferanten und der Qualitätssicherung die Tierwohlaktivitäten abgleicht bzw. auch neue Themen aufgreift. Neben den Kontrollen von AMA und QS finden auch laufend Bio Audits und kundenspezifische Audits statt. Auch wir selber führen Audits bei unseren Vorstufen durch und haben dadurch einen guten Einblick in die jeweiligen Partnerbetriebe."
Was die damit verbundenen Preise anbelangt, so sei es laut Handl wichtig, "dem Konsumenten die Mehrwerte näherzubringen. Die Mehrkosten, die beispielsweise durch AMA oder BIO anfallen, werden vom Handel und Konsumenten akzeptiert, auch wenn es hier Unterschiede in den Produktsegmenten gibt".
Wobei Handl einen dringenden Appell an die Politik hätte: "Der Gesetzgeber sollte sich intensiver mit den jeweiligen Fachthemen beschäftigen. Es wird oft etwas gefordert, ohne die ganze Kette zu kennen, zu verstehen und diese zu integrieren. Ideal wäre es, wenn die Standards der Zukunft in einem Masterplan für die Landwirtschaft, die Produzenten sowie den Handel ausgearbeitet werden. Auf Basis dieser Vorgaben können gezielt Investitionen gesetzt werden." 
Ein vorbildliches Beispiel aus dem Ausland: Dänemark geht hier mit gutem Beispiel voran. Durch das staatliche Tierwohllabel mit einer 3 Punkte Bewertung wissen alle Teilnehmer und auch die Konsumenten, unter welchen Bedingungen das Fleisch hergestellt wurde und welche Vorgaben erfüllt werden müssen. 

Hörtnagl

Oberste Priorität bei der gesamten Produktpalette hat das Wohl der Tiere auch beim Tiroler Feinkostspezialisten Hörtnagl. Geschäftsführer Hans Plattner: "Das Hörtnagl-Fleisch kommt zu 100 Prozent aus Österreich. Vieles davon sogar aus Tirol selbst. Das Kalb- und Lammfleisch beziehen wir ausschließlich aus Tirol, beim Rindfleisch liegt der Anteil immerhin bei 43 %, beim Schweinefleisch bei 11 %. Dabei haben wir sehr hohe Anforderungen und arbeiten eng mit unseren Tiroler Landwirten zusammen. Eine zusätzliche  Anforderung ist zum Beispiel, dass alle Tiere, die wir verarbeiten, auch in Österreich geboren wurden." Die Kälber ernähren sich ausschließlich von Milch und die Rinder von Heu und Gras. Nur im letzten Monat werden sie zusätzlich mit heimischem Getreide gefüttert, das zu einer zarten Fleischstruktur beiträgt. Plattner: "Die Rinder unserer Tiroler Landwirte müssen außerdem mindestens zwei Mal in ihrem Leben auf die Alm gebracht werden."
Was die Haltung betrifft, wachsen zum Beispiel die Tiroler Hofschweine in geräumigen Gemeinschaftsboxen auf, somit haben sie genügend Platz für Bewegung und ihre natürlichen Bedürfnisse.
Ganz wichtig ist Plattner: "Die Einhaltung der hohen österreichischen Tierschutzstandards ist selbst­verständlich verpflichtend und wird streng kontrolliert. Gefüttert wird das Tiroler Hofschwein mit ausgewogenen Getreidemischungen. Streng verboten sind Zusätze wie Leistungsförderer, Tiermehl oder Antibiotika. Möglichst kurze Transportwege sorgen für eine stressfreie Schlachtung und wirken sich positiv auf die Fleischqualität aus."
Selbstverständlich muss das Ganze auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu Plattner: "Neben der AMA-Herkunftssicherung stützen zusätzlich implementierte Kontrollsysteme die Vertrauensbasis zwischen Unternehmen und Kunden. Hörtnagl besteht freiwillig jährlich über 100 Prüfungen durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und durch weitere in Österreich akkreditierte Speziallabors. Internationale Standards bezüglich Produktsicherheit, Rückverfolgung, Qualität und Hygiene gewährleistet das von Quality Austria verliehene Zertifikat 'International Food Standard' IFS."
Die Landwirte erhalten von Hörtnagl einen angemessenen und krisensicheren Preis für ihre Tiere und zudem eine Abnahmegarantie. Dadurch wird die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft gefördert. Plattner zum Thema Preis: "Ausgezeichnete Qualität verlangt einen entsprechenden Preis und diesen sind die Hörtnagl-Kunden auch bereit zu bezahlen."
Selbstverständlich liegt Plattner auch das Thema Transportwege am Herzen: "Wir genießen die Vorteile der kleinstrukturierten Tiroler Landwirtschaft. Unsere wichtigsten bzw. größten Wünsche an den Gesetzgeber sind kurze Transportwege der Tiere sowie ein Verbot von grenzüberschreitenden Transporten von Schlachtvieh.“

Berger

"Tierwohl und Nachhaltigkeit sind nicht nur wirtschaftlich und moralisch ein Gebot der Stunde, sondern entsprechen auch den Wünschen der Konsumenten", ist sich GF Rudolf Berger vom gleichnamigen Sieghartskirchener Schinkenspezialisten sicher. Er führt weiter aus: „Die schweigende Mehrheit genießt Fleisch – möchte aber dabei das gute Gefühl haben, dass es dem Tier gut gegangen ist und sucht nach entsprechenden Informationen.“
Auch diese Entwicklung ist für ihn ein Grund, sich dem Tierwohl beim hauseigenen Vorzeigeprojekt Regional-Optimalmit Nachdruck zu widmen. „Wir wollen uns nicht erst um das Fleisch kümmern, wenn es im Haus ist, sondern interessieren uns auch für die Vorstufen.“ Mit dem Konzept Regional-Optimal ist Berger Pionier und Vorreiter bei traditionellen, gentechnikfrei hergestellten Fleisch-Produkten. Berger setzte bereits vor mehr als einem Jahrzehnt den ersten Schritt in Richtung regionale und nachhaltige Fleisch- und Schinkenproduktion. Die Gründung der Berger Tierwohl-Initiative BETI im Jahr 2015 ist die logische Ergänzung und Fortsetzung.
„Was liegt näher, als das Gute aus der Region zu forcieren, die Landwirte der Gegend zu unterstützen und den Tieren lange Transportwege zu ersparen“, erklärt Berger sein Animo. Und: „Nachhaltigkeit kann richtig gut schmecken. Denn exakt dieses Gefühl geben wir den Konsumenten mit unseren Produkten und im Speziellen mit Regional-Optimal Produkten und den neuen Tierwohl-Artikeln mit. Wir haben eine Verantwortung den Tieren gegenüber und wollen die Nutztierhaltung tiergerechter gestalten. Wir definieren bewertbare und klare Indikatoren.“
Ganz aktuell ist jene Initiative, im Rahmen dieser Berger noch heuer in Kooperation mit einem Händler weitere Tierwohl-Produkte auf den Markt bringt. Berger dazu: "Den Rohstoff liefern zum Start vier Schweinemäster. Die Bauernfamilien aus Niederösterreich setzen dabei auf tierfreundliche, neue Haltungsformen, die auch mit Umbauten am Hof verbunden waren. Als Kriterien wurden ein doppelt so großes Flächenangebot pro Tier, die Trennung von Liege- und Aktivitätsbereich, kein Vollspaltenboden, weiche Stroh-Einstreu, die Möglichkeit zum Auslauf, Verzicht auf Schwanzkupieren sowie Kastration unter Narkose definiert. Diese Kriterien liegen weit über der gesetzlichen Norm. Dabei werden wir von der AgroVet und AMA begleitet und natürlich auch auf die Einhaltung der strengen Regeln kontrolliert."
Zum Thema erhöhte Preise meint Berger: "Natürlich kostet Tierwohl Geld: So erfordern beispielsweise die Haltungsformen kostenintensive Umbauten auf den Bauernhöfen. Wir geben unseren bäuerlichen Partnern Abnahmegarantien und verpflichten uns, einen höheren Preis zu bezahlen. Das gibt den Landwirten Planungssicherheit. Wir wissen aber aus unserem Regional-Programm, dass sich Konsumenten sehr für diese Themen interessieren und die Produkte aktiv nachfragen. Daraus leiten wir ab, dass auch der Handel vermehrt diese Produkte listen wird. Denn Konsumentinnen haben die Macht, mittels Kaufentscheidung für mehr Tierwohl zu sorgen. Und wer es ernst meint mit Tierschutz kann sich bewusst für Produkte entscheiden, bei deren Erzeugung höhere Standards angelegt werden.“
Ziemlich kritisch geht Berger auch mit dem Gesetzgeber um: "Wir würden uns wünschen, dass Tierwohl nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist, und der Gesetzgeber beispielsweise bei Ausschreibungen und öffentlichen Beschaffungen vermehrt Wert auf Tierwohl legt – das trägt nachhaltig zu einer positiven Entwicklung bei. Dazu bringe ich mich perönlich auch in einer Arbeitsgruppe der MA 22 im Bereich Festlegung der Qualitäts-Richtlinien für Gemeinschaftsausschreibungen ein."

Radatz

Auch Dr. Franz Radatz widmet sich seit vielen Jahren dem Thema Tierwohl und ist laufend bei der Akquirierung zusätzlicher Landwirte, die entsprechende Tierwohlkriterien erfüllen. Dazu gehören für Radatz "neben dem um  60 Prozent größeren Platz und der bedarfsgerechten Strohbedeckung etwa auch die Verwendung des hofeigenen Futters und der regionale Ursprung der Tiere".
Die Tierwohlkompetenz liegt bei den Fleischeinkäufern und neben den firmeneigenen Audits erfolgt die Prüfung durch den Tiergesundheitsdienst. In Sachen Preiserhöhungen ist für radatz vor allem der bessere Geschmack der Tierwohl-Produkte ausschlaggebend. Nur dann sei seiner Meinung nach ein höherer Preis gerechtfertigt und argumentierbar.

Krainer

Der Fleisch- und Wurstwaren-Spezialist Krainer aus dem steirischen Wagna fühlt sich bei dem Thema im wahrsten sinne des Worte sauwohl. Hiezu Marketing Assistentin Margret Weiss: "Wir integrieren das Thema Tierwohl, das von einer eigenen Projektgruppe, bestehend aus der Geschäftsführung, Marketing und Einkauf geleitet wird, sowie Regionalität - 100 % Steirisch - bei unserer Produktentwicklung und haben dazu die Marke 'Sauwohl' kreiert, die von AgroVet regelmäßig auditiert wird. Uns ist aber auch wichtig, dass es für unsere Bauern einen Mindestpreis gibt und sie mit einem bestimmten Betrag rechnen können."

Juffinger

Als reine Bio-Metzgerei ist Tierwohl für das Thierseer Unternehmen Juffinger nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch Herzensangelegenheit. Firmenchefin Helga Juffinger: "Seit Firmengründung 1997 arbeiten wir nach zertifiziert biologischen Kriterien. Tierwohl stand und steht somit selbsterklärend an erster Stelle in unserem Unternehmen. Im Mai 2020 wurde unser Zubau fertiggestellt und in Betrieb genommen – zugebaut wurden größere Stallungen, die noch mehr den Tierwohlkriterien entsprechen. Die Anlieferung der Lebendtiere erfolgt bei uns zudem stets im Beisein der Bauern, denen das eigene Tier natürlich bis zur letzten Minute am Herzen liegt. Noch dazu ist stets ein unabhängiger Tierarzt vor Ort und kontrolliert den gesamten Anlieferungs- und Schlachtvorgang."
Selbstverständlich sind alle Juffinger-Lieferanten ebenfalls biozertifiziert und werden mehrmals jährlich von unabhängigen Kontrollstellen kontrolliert und zertifiziert. Wobei Juffinger wichtig ist, festzustllen: "Es handelt sich bei BIO nicht um irgendein marketing-technisches Tierwohl-Logo, die eigentlich gesetzlich verboten gehören. Unsere Lieferanten haben sich strikt an die strengen BIO-Richtlinien zu  halten und werden auch kontrolliert bzw. im schlimmsten Fall sogar sanktioniert." Wobei die Fülle der "Kontrolleure" kaum ein Ende nehmen zu scheint: Austria Bio Garantie, BioAustria, Biokreis, cibus.trace, International Featured Standard, Lebensmittelaufsicht des Landes Tirol sowie laufende Hygienekontrollen durch das Veterinäramt.

Hotwagner

Kurz und bündig artikulierte sich Wolfgang Hotwagner vom gleichnamigen Fleisch- und Fleischwaren-Distributeur zum Thema Tierwohl: "Wir begrüßen und unterstützen jede Aktivität unserer Produktionspartner die dieses Thema behandeln und forcieren. Selbstverständlich sind höhere Rohmaterialpreise ausschlaggebend für den Abgabepreis. Jeder einzelne Handels- und Gastronomiekunde entscheidet ob und wie dies in sein Sortiment passt. Darauf haben wir keinen Einfluß.

Marcher

Einen etwas anderen Zugang zum Thema Tierwohl vertritt Norbert Marcher von den Marcher Fleischwerken und den bekannten Labels Landhof, Loidl und Blasko, da der Hauptteil der Produktion im konventionellen Bereich liegt: "Beim Begriff Tierwohl ist es uns wichtig, die Begrifflichkeiten klar zu definieren: zum einen ist ein angemessener Umgang mit Tieren für einen fleischverarbeitenden Betrieb eine Selbstverständlichkeit, in Österreich gesetzlich geregelt und von Vollzugsbehörden überwacht. Auf unserer Verarbeitungsstufe haben wir umfangreiche Maßnahmen beim Tier-Transport und bei der Schlachtung umgesetzt, die einen korrekten Umgang mit den Tieren sicherstellen.
Zum anderen gibt es – von Teilen der Gesellschaft gewünscht und von der Privatwirtschaft entwickelt - zahlreiche Tierhaltungs-Programme, die mehr Tierwohl zum Inhalt haben und mit ihren Maßnahmen über den gesetzlichen Standards liegen. Zahlreiche Landwirte nehmen an diesen Programmen teil und von diesen bäuerlichen Betrieben erhalten wir auch Tiere, die bei uns geschlachtet werden und dann als Frischfleisch in den Diskont und LEH kommen. Diese Tiere werden beim Schlachtprozess genauso behandelt wie Tiere aus konventioneller Tierhaltung, hier gibt es keine Unterschiede. Aufgrund der Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnungspflicht ist es uns möglich, dieses Fleisch genau dem jeweiligen Tier zuzuordnen und so als 'mehr Tierwohl'-Fleisch zu verpacken und zu etikettieren. Bei verarbeiteten Produkten ist der Anteil an 'mehr Tierwohl'-Fleisch gering." Marcher arbeitet mit über 16.000 Vertragsbauern zusammen, mit denen ihn ein jahrelanges partnerschaftliches Zusammenwirken verbindet. Darunter befinden sich auch zahlreiche Biolandwirte und „Mehr-Tierwohl“-Halter. Seit Anfang des Jahres 2017 gibt es bei den Marcher Fleischwerken eine Stabstelle Qualitätssicherung, die für Tierschutz- und Hygieneaufgaben zuständig ist. Die Schlachtbetriebe werden regelmäßig besucht und auditiert mit besonderem Augenmerk auf den Bereich Tierschutz. 2018 wurde die Expertise der eigenen Fachkräfte im Bereich Tierschutz durch das BSI-Schwarzenbek im Rahmen eines Self-Assessment-Centers durchgeführt. Dabei wurde die Effektivität derTierschutzmaßnahmen durch mehrtägige Audits überwacht.
Zum Thema höhere Preise meint Marcher: "Wenn der Handel Produkte mit mehr Tierwohl bei uns bestellt, dann weiß er auch, dass diese Nischenprodukte mehr kosten. Bei unserer Produktentwicklung hat mehr Tierwohl keine große Bedeutung, weil wir nahezu jedes Produkt sowohl konventionell, bio oder eben mit mehr Tierwohl erzeugen können und es geschmacklich keinen Unterschied gibt."
Interessant ist auch Marchers Meinung in Richtung Gesetzgeber: "Der öffentliche Wunsch nach mehr Tierwohl ist verständlich, sollte aber nicht in die Richtung gehen, dass die konventionelle Fleischerzeugung in Österreich als minderwertiger abgewertet wird. Als Mitglied der EU, in der freier Warenverkehr herrscht, ist der österreichische Gesetzgeber schon alleine aus Wettbewerbsgründen gut beraten, den gesetzlichen Standard im Einklang mit der EU festzulegen. Eine einseitige Zwangsbeglückung durch gesetzlich vorgeschriebene 'mehr-Tierwohl'-Programme für die Landwirte auf der einen und für die Konsumenten auf der anderen Seite wäre keine gute Lösung." 

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