Aidshilfe GF Andrea Brunner, Almdudler GF Gerhard Schilling & Leitung Personalmanagement Sabine Ruso
Soziales Engagement findet langsam aber sicher Eingang in die Wirtschaft. Ben & Jerry's und Almdudler erzählen, warum es mehr soziales Unternehmertum braucht, auch wenn es manchmal schwer ist.
Als Jerry Greenfield und Ben Cohen Ben & Jerry‘s vor über 40 Jahren gründeten, sollen zwei Grundsätze dem Unternehmen als Basis gedient haben: "Zum einen wollten sie Spaß haben, oder wie Jerry sagte 'If it´s not fun, why do it?', zum anderen fanden sie, dass jedes Unternehmen eine Verantwortung für die Gesellschaft hat, in der es arbeitet", erzählte Gunnar Widhalm, Category Director Foods & Refreshment bei Unilever Austria. Er ist in seiner Position gesamtverantwortlich für Ben & Jerry's in Österreich. Im CASH-Interview sagte er außerdem: "Es ist genauso wichtig für das Unternehmen, alle ökonimischen Aktivitäten einzusetzen, um sozialen und ökologischen Wandel anzustoßen, wie hochwertige, natürliche Zutaten in Eis zu verwandeln." 1988 wurde diese Philosophie schriftlich festgehalten. Das Mission Statement von Ben & Jerry's manifestiert damit, dass bei allen Unternehmensentscheidungen Produktqualität sowie wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele gleich gewichtet werden müssen.
Mit dem Eis Waffle Cone Together setzt sich Ben & Jerry's im Sinne einer Willkommenskultur für Integration und Flüchtlingsprojekte ein.
Das ist ein Grundsatz, den man heute auch in den Definitionen für sogenannte Social Businesses und Social Entrepeneurship findet. Damit sind Unternehmen gemeint, die zwar einen wirtschaftlichen Ansatz haben, im Kern ihres Geschäftsmodells aber auch die Schaffung eines gesellschaftlichen Mehrwerts im Sinne eines Beitrags zur Lösung eines sozio-ökologischen Problems steht. Greenfield und Cohen waren mit diesem Modell sicherlich nicht die Ersten, die Kombination aus Wirtschaftlichkeit mit sozialem Engagement hat sich allerdings erst in den letzten Jahren verstärkt in den CSR-Strategien und Firmenphilosophien verankert – mal mehr mal weniger. Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sind Unternehmen vermehrt unterwegs. Soziale Strategien wie in den Bereichen Diversity, Integration und Inklusion sind noch rarer gesät.
Für Toleranz, Offenheit und Zusammengehörigkeit…
"Im sozialen Engagement geht es darum, messbaren Impact zu generieren und positiven Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben. Dafür nehmen wir bewusst Haltung zu gesellschaftlichen Themen ein, die unseren Werten entsprechen und bei denen wir glauben, einen sinnvollen Beitrag leisten zu können. Dazu gehört hauptsächlich der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit, der sich in Engagements im Bereich Geflüchtete, Klimaschutz und Diversität widerspiegelt", so Widhalm. Von ihrem Tun berichtet ihr Eis.
"Almdudler ist natürlich, echt und anders- und das geht weit über unsere Produkte hinaus", sagt Gerhard Schilling
Hierzulande geht neben vielen kleinen und größeren Betrieben Almdudler mit gutem Beispiel voran. „Als österreichisches Familienunternehmen machen wir seit jeher auch auf aktuelle gesellschaftliche und wichtige Themen aufmerksam. Almdudler ist natürlich, echt und anders - und das geht weit über unsere Produkte hinaus. Wir wollen mit unserem sozialen Engagement Probleme und alternative Lösungen dafür aufzeigen und uns für gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen", erzählt Geschäftsführer Gerhard Schilling. Neben verschiedenen Projekten wie "Lernen macht Schule" oder "Ein Funken Wärme" setzt sich Almdudler auch für gesellschaftliche Inklusion und gegen Ausgrenzung ein. Der langjährige Partner des Life Balls verfolgt die Initiative #positivarbeiten der Aids Hilfe. "Almdudler lebt seit seiner Gründung Werte wie Toleranz, Offenheit, Zusammengehörigkeit und Miteinander. Daher ist es für uns gerade als Familienunternehmen eine Selbstverständlichkeit, uns für die Inklusion von HIV-positiven Menschen am Arbeitsplatz stark zu machen", betont Sabine Ruso, Leiterin des Personalmanagements bei Almdudler, und weiter: "Menschen mit HIV können heute leben und arbeiten wie alle anderen Menschen – und das natürlich auch gerne bei Almdudler."
… auch wenn es nicht immer einfach ist
Bei Ben & Jerry's und Almdudler ist man sich einig: Gesellschaftliches Engagement muss mehr Eingang in die Wirtschaft finden. "Unternehmen und deren Marken geben unserer Ansicht nach der Gesellschaft Orientierung und zeigen Wege auf. Es ist unsere Verantwortung, sich dieser wichtigen Rolle bewusst zu sein. Umso erfreulicher ist es, dass viele Unternehmen diese Funktion vor Augen haben, wenn sie Entscheidungen treffen", so Schilling. Und Widhalm ergänzt: "Unternehmen haben die Macht, Dinge zu verändern und somit die Gesellschaft zu prägen. Aber es braucht auch Mut, eine Haltung einzunehmen, die wahrscheinlich nicht alle teilen werden und man sich schnell in einer Diskussion wiederfindet, in der man diese Haltung verteidigen muss. Das ist eine Herausforderung und braucht einen langen Atem. Doch es zeigt auch den Menschen, wofür Unternehmen stehen, welche Werte hinter der Marke stecken. Dabei kann es um die Wertschöpfungskette gehen oder auch um politische Geschehnisse."
Almdudler Red Ribbon Edition
Das ist nicht immer einfach und stößt auch oft auf Kritik. "Es gibt Bereiche, in denen unser Engagement und unsere Haltung polarisiert und nicht immer positiv empfunden wird – aber damit muss man rechnen. Es ist oft schon der Anfang einer Veränderung, wenn Aspekte diskutiert und zu Gesprächsinhalten werden. Wir scheuen die Konfrontationen nicht und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen", sagt Schilling, hebt aber gleichzeitig die erfreuliche Zusammenarbeit mit den Handelspartnern hervor, die sie in ihren Aktivitäten bestärken. Und auch bei Ben & Jerry's sucht sich bewusst Partner, die ihren Weg gemeinsam mit ihnen gehen wollen und für diesen zusammenstehen.
Wie sozial der österreichische Handel ist, lesen Sie in der Dezember Ausgabe von CASH oder hier im E-Paper.