Fachverband der Lebensmittelindustrie: Mehr F...
 
Fachverband der Lebensmittelindustrie

Mehr Fairness in der Lebensmittelkette

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Nun meldet sich in der Diskussion um das Preisdumping bei Lebensmitteln auch die Industrie zu Wort und schiebt den Schwarzen Peter dem Handel zurück. Eine Ombudsstelle wird aber auch hier unterstützt - wenn auch in anderen Konstellationen.

Die Preisdumping-Diskussion schlägt weiter Wellen. Nachdem sich der Handel vergangene Woche gegen die Vorwürfe, Schuld an den niedrigen Löhnen, vor allem bei Landwirten, zu sein, wehrte und die Lebensmittelindustrie in die Verantwortung zog (cash.at hat berichtet), wird nun gekontert. "Dieser Versuch, der Lebensmittelindustrie in der aktuellen Debatte um Preisdumping im Regal den "Schwarzen Peter" zuzuschieben, ist ordentlich danebengegangen", sagt Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. "Die Auswahl der angebotenen Lebensmittel und deren Preise im Regal wird vom Lebensmitteleinzelhandel bestimmt und das aus einer sehr starken Position heraus. Das hat freilich Auswirkungen auf alle Unternehmen in den vorgelagerten Stufen. Die Konzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ist mit einem Marktanteil von fast 90 % für die drei größten Handelshäuser weltweit eine der höchsten – ein deutliches Machtgefälle zu Lasten der heimischen Lieferanten. Wer anderes behauptet, argumentiert an der Realität vorbei", erklärt Koßdorff weiter. Vor allem Rabatte, Aktionen, Eigenmarken und Kundenbindungsprogramme sollen zum harten Konkurrenzkampf im Handel beitragen. Schaut man sich die Wertschöpfungstiefe an, sei diese im Lebensmittelhandel relativ gering, das Geschäft beruhe auf großen Umsatzvolumina mit relativ geringer Prozentmarge. Die Wertschöpfungstiefe der Lebensmittelindustrie sei dagegen sehr hoch, vom Rohstoff­einkauf über die Entwicklung und Verarbeitung, der Logistik bis hin zur Vermarktung, deshalb habe sie bei geringerem Umsatz relativ höhere Prozentmargen. Absolut betrachtet verdiene der Lebensmittelhandel in der Regel besser als die Lebensmittelindustrie, so der Fachverband.

Eine Ombudsstelle für mehr Fairness im Lebensmittelhandel macht aber auch für die Lebensmittelindustrie durchaus Sinn. Der Fachverband der Lebensmittelindustrie möchte deshalb auch die Initiative von Bundesministerin Köstinger für eine nationale Ombudsstelle zur Umsetzung der EU-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken unterstützen. Unabhängigkeit habe dabei aber absolute Priorität. "Nur eine von Einzel- und Brancheninteressen unabhängige Stelle kann einen Mehrwert für die betroffenen Hersteller bringen. Dass der Handelsverband in dieser Ombudsstelle mit am Tisch sitzen möchte, wie kolportiert wurde, würde diese gebotene Unabhängigkeit freilich konterkarieren", erläutert Koßdorff. Die geplante Ombudsstelle müsse allen betroffenen landwirtschaftlichen Erzeugern und Lebensmittelproduzenten unabhängig von ihrer Größe entlang der Agrar- und Lebensmittelkette als kompetente Anlaufstelle offenstehen.
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