Die Frage nach der einen, richtigen Ernährungsweise hat uns bereits eine Unzahl an Ernährungstrends gebracht: kein Fleisch, mehr Ballaststoffe, Low Carb, keine Milchprodukte oder überhaupt nur das, was den Menschen schon in der Steinzeit zur Verfügung stand – die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Dass sich Menschen solchen Trends anschließen, kann unterschiedliche Gründe haben: ethische, etwa kein Tier töten zu wollen, gesundheitliche oder ökologische. Meist haben wir dabei also durchaus gute Absichten, machen es uns aber manchmal ein bisschen zu einfach. Denn wer sich dem Klima zuliebe fleischlos ernährt und dafür in Übersee produzierte Fleischersatzprodukte kauft, mag zwar ein edles Ziel haben, macht sich aber am Ende des Tages etwas vor – um nur ein Beispiel zu nennen.
In unserem Bestreben, Menschen, Tieren oder der Umwelt mit unserer Ernährungsweise etwas Gutes zu tun – oder zumindest weniger zu schaden – geht es nicht nur darum, was wir essen, sondern vielmehr darum, wie und wo das Lebensmittel produziert wurde. Ich kann als Fleischesser dem Klima schaden, indem ich argentinisches Rindfleisch kaufe, das unter enormem Ressourcenverbrauch produziert und dann auch noch tausende Kilometer weit zu uns transportiert wird. Ich kann aber auch als Vegetarier oder gar Veganer dem Klima schaden, indem ich die sogenannten Frühkartoffeln aus Ägypten oder Spargel aus Peru konsumiere. Wenn ich, andersherum, als Fleischesser Fleisch erstens maßvoll und zweitens aus art- und standortgerechter Produktion kaufe, kann ich ebenso klimafreundlich konsumieren wie jemand, der sich vegetarisch ernährt und auf Saisonalität achtet. So kommt man plötzlich weg von Trends und hin zu Werten, die sich durchgängig durch unser Konsumverhalten ziehen.
Man sieht: Die Einteilung in gut und schlecht reicht nicht aus, um mit unserer Ernährung die Welt zu verbessern. Dazu müssen wir schon die Zusammenhänge erkennen. Das mag auf den ersten Blick aufwändig erscheinen, und zusätzlich verzerren die Werbung auf der einen und skandalisierende Berichte auf der anderen Seite unsere Wahrnehmung. Doch wer sich die Mühe macht und beim Einkauf zweimal hinschaut, was er da eigentlich wirklich in sein Einkaufswagerl legt, dem eröffnen sich plötzlich völlig neue Möglichkeiten. Und die Erkenntnis, dass ein völliger Verzicht oft gar nicht die beste Lösung ist – ganz egal, welchem Ernährungstrend wir morgen wieder folgen werden. Denn Trends kommen und gehen, Werte aber bleiben.