Fritz Floimyr
Der oberösterreichische Fleischverarbeiter Gourmetfein geht ganz bewusst einen völlig anderen Weg als viele seiner Mitbewerber. CASH sprach mit Firmengründer und Geschäftsführer Fritz Floimayr über die Gratwanderung zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit und über die einzige Überlebenschance der Lebensmittelproduktion.
CASH: Herr Floimayr, Schweinepreise im Sinkflug, Gastronomie und Hotellerie als wichtige Absatzkanäle geschlossen, Kaufkraftverluste bei Konsumenten. Wie ist die Stimmung angesichts der Entwicklungen der letzten Monate?
Fritz Floimayr: Es ist für uns alle eine sehr herausfordernde Zeit. Insbesondere die heimischen Landwirte machen sich große Sorgen um ihre Zukunft, gerade auch angesichts des gewaltigen Konkurrenzdrucks aus Deutschland. Da erleben wir derzeit die krisenbedingte Zuspitzung einer grundsätzlich schon sehr negativen Dynamik, die uns alle alarmieren sollte. Jeder geschlossene Bauernhof, jedes geschlossene Gasthaus oder Hotel sind ein Verlust für die Vitalität des ländlichen Raums, auf die wir nicht zuletzt als Tourismusnation angewiesen sind. Wir versuchen darauf als Unternehmen unsere Antworten zu finden, wollen aber gleichzeitig auch einen Beitrag dazu leisten, dass gesamtgesellschaftlich etwas in Bewegung kommt. Aber wir lassen uns jetzt sicher nicht davon runterziehen, sondern begegnen der Krise mit einer Intensivierung unserer Anstrengungen.
Wie können Sie als mittelständischer Fleischproduzent auf derartige Krisen reagieren? Unsere Stärke im Gourmetfein-Wertschöpfungsverbund war schon immer der gelebte Zusammenhalt. In der Krise zeigt sich etwa sehr deutlich, dass kurze und transparente Lieferketten besonders robust sind. Unsere Investitionen in 100-prozentige Regionalität machen sich also bezahlt und wir können dadurch auch unseren Partnerbauern die Sicherheit geben, die sie gerade jetzt dringend benötigen. Wir bezahlen ihnen deutlich mehr und garantieren ihnen die Abnahme. Das ist auch für den Erhalt regionaler Wirtschaftskreisläufe wichtig. Wir spüren aber natürlich auch, dass wir am Beginn einer Reihe von großen Veränderungen stehen, die auch Chancen mit sich bringt. Und darauf müssen wir jetzt reagieren.
Welche Veränderungen meinen Sie konkret?Die Coronakrise hat eine Entwicklung verstärkt, die sich schon vorher abgezeichnet hat: Menschen verlangen beim Essen nach mehr Transparenz, Regionalität und Tierwohl. Immer mehr sind bereit, dafür auch zu bezahlen, zumindest wenn sie das Gefühl haben, dass sie dem Angebot trauen können. Das ist für mich gerade beim Essen ein Schlüsselkriterium: Glaubwürdigkeit. Ich bin also davon überzeugt, und darin bestätigen mich die Entwicklungen der letzten Monate, dass die Zukunft der österreichischen Lebensmittelproduktion nicht in der Masse liegen kann. Wir müssen den vielbeschworenen „Feinkostladen Österreich“ jetzt wirklich beginnen zu bauen. Und zwar gemeinsam, dann haben wir auch eine Chance das gewaltige Potenzial dieser Veränderungsprozesse zu nutzen.
Das gesamte Interview lesen Sie in unserer Printausgabe Februar 2021.