Norbert Marcher, Chef der Marcher Fleischwerke.
Der überwiegende Ausfall von Schlüsselarbeitskräften aus dem Ausland käme einer Betriebsstilllegung gleich.
Mit der Bekanntgabe der Verkehrsbeschränkungs-Verordnung seitens der Regierung kam es zu einem massiv sprunghaften Anstieg an Fleisch- und Wurstbeschränkungen seitens des LEH. Alle Läger und Kühlschränke waren zu dem Zeitpunkt gut gefüllt und die Bestellungen haben sich wieder normalisiert. Laut Norbert Marcher, Geschäftsführer der Marcher Fleischwerke, wird man erst in den nächsten Wochen merken, in welchem Ausmaß sich der Absatz im LEH über den Durchschnittsabsatz der Vor-Corona-Zeit einpendelt. "Es kommt zu einer Verlagerung des Außer-Haus-Verzehrs zugunsten des Zuhause-Verzehrs – allerdings kann man nicht davon ausgehen, dass sich hier der Absatz die Waage halten wird. Auf hohen Niveau hat sich der Absatz von Wurst, vor allem Dauerwurst-Artikeln, gefestigt", so Marcher im CASH-Gespräch. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass die Zuwächse im LEH die Verluste im Außer-Haus-Verzehr ausgleicht, zumindest was Schweinefleisch angeht, da diese zu Wurst, Schinken und Co. veredelten Artikel überwiegend zu Hause verzehrt werden.
Rindfleisch hingegen wird meist zu Burgern und hochwertigen Steaks verarbeitet, die zum größten Teil außer Haus verzehrt werden. Dementsprechend ist laut Marcher abzusehen, dass sich bei Rind ein Angebotsüberhang aufbaut.
Lieferfähigkeit hängt von ausländischen Fachkräften ab
"Die Lieferfähigkeit hängt ausschließlich an der Verfügbarkeit unserer Schlüsselarbeitskräfte, die aufgrund der Verschärfung an den Außengrenzen zum Beispiel zu Tschechien und Ungarn, nicht mehr problemlos nach Hause fahren können", so Marcher. "Für unsere Arbeitsabläufe, die sowohl innerbetrieblich als auch zwischenbetrieblich vernetzt sind, käme der überwiegender Ausfall von Schlüsselarbeitskräften einer Betriebsstilllegung gleich." In allen neun Betrieben sind mehr als 1.000 ausländische Arbeitskräfte beschäftigt. Das Unternehmen stellt Kost und Quartier zur Verfügung und versuchen so, ihnen den Aufenthalt in Österreich so angenehm wie möglich zu gestalten. Allerdings ist das auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. "Schon seit letztem Jahr investieren wir verstärkt in die Lehrlingsausbildung und konnten an einigen unserer Standorte fleißige, junge Mitarbeiter gewinnen. Vielleicht gelingt es jetzt in dieser Krisensituation, ein Imageaufwertung des Berufs des Fleischers und Fleischverarbeiters zu erreichen. Es ist gerade für jedermann erkennbar, dass der Lebensmittelbranche in einer Krise eine systemerhaltende Funktion zukommt", so Marcher.
Die gute Nachricht ist, dass die Marcher Fleischwerke im Bereich Logistik nicht behindert sind. Die LKWs können problemlos liefern, auch die innerbetrieblichen Warenströme funktionieren wie immer.
Verstärkte Hygienemaßnahmen
Zwar gehört das Tragen eines Mundschutzes, regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren für alle Mitarbeiter zum täglichen Ritual, trotzdem wurden auch bei den Marcher Fleischwerken die Hygienemaßnahmen noch zusätzlich verschärft. So werden keine Versammlungen mehr abgehalten, die Mitarbeiter werden via Screens und Mitteilungsblätter informiert, die Sitzordnung in der Kantine wurde angepasst, um den Mindestabstand einhalten zu können und die Schichtpläne der Mitarbeiter wurden überarbeitet.