Pflanzliche Milchersatzprodukte werden immer beliebter und können das Marktvolumen jedes Jahr steigern. Werden Sie die Nische also bald verlassen oder ist das noch ein langer Weg?
Immer mehr Verbraucher greifen zumindest gelegentlich zu pflanzlichen Drinks und ersetzen damit tierische Milchprodukte. Gründe dafür gibt es viele, neben veganen und vegetarischen Ernährungsformen oder Unverträglichkeiten, sind viele Konsumenten neugierig auf den Geschmack dank des immer breiteren Angebots an Milchersatzprodukten, die auf Basis von Soja, Hafer, Dinkel, Mandel und Co. hergestellt werden. Die wachsende Nachfrage beschert dieser Warengruppe seit einigen Jahren steigende Umsatzzahlen. Das Marktvolumen der pflanzlichen Milchalternativen belief sich 2020 auf 73,4 Millionen Euro – ein Plus von 35 Prozent zu 2019 (Nielsen, LEH+DFH inkl. H/L, MAT KW53/2020). Als sehr beliebt erwiesen sich dabei vor allem pflanzliche Drinks: Sie wuchsen im selben Zeitraum um 44 Prozent - Haupttreiber dabei war Hafer (+67 % ggü. 2019).
Laut Sandra Bayer, Senior Consultant bei GfK Austria, brachte die Coronakrise dieser Kategorie einen zusätzlichen Schub. Die Produktgruppe der pflanzlichen Alternativen zu Milchgetränken und -desserts wurde 2020 von knapp 40 Prozent aller österreichischen Haushalte zumindest einmal gekauft. "Die Kategorie konnte langfristig Käufer gewinnen. 2014 lag die Penetration noch bei etwa einem Fünftel. Auch die Wiederkaufrate konnte seither um fast 7 Prozent auf 72 Prozent gesteigert werden", schildert Bayer.
Laut Veronika Breyer, Marketingleiterin bei der NÖM, wird sich langfristig auch in diesem Bereich regionale Qualität durchsetzen. "Während die angebotene Sortimentsbreite im Handel die letzten Jahre massiv ausgebaut wurde und der Regalanteil aufgrund der Sortenvielfalt meist nicht der Marktgröße entsprach, werden sich auch in diesem Segment nur gewisse Standards durchsetzen und langfristig etablieren. Zum Beispiel verändert sich die Basis von Soja hin zu Getreideprodukten. Nischenprodukte wie Lupinen oder Erbse setzen sich kaum durch."
Dass die Konsumenten den Unterschied zwischen pflanzlichen und tierischen Produkten sehr wohl erkennen, davon ist man bei Mona Naturprodukte überzeugt, und sieht das aussagekräftigste Argument gegen einen Bezeichnungsschutz in den Ergebnissen einer Gallup-Studie. Diese kam zum Schluss, dass sich die österreichische Bevölkerung eine Differenzierung zwischen tierischen und pflanzlichen Produkte selbst zutraut. So antworteten etwa 87 Prozent der befragten Personen auf die Frage: "Welche der folgenden Beschreibung trifft Ihrer Meinung nach auf dieses Produkt mit der Bezeichnung 'Vegane Alternative zu Joghurt auf Haferbasis' zu?", dass es sich dabei um ein Produkt pflanzlichen Ursprungs handelt, das nicht mit tierischer Milch hergestellt wurde. Wenn sich Konsumenten in diesem Aspekt nicht als schutzbedürftig sehen, sei die Diskussion hinfällig oder dürfte anderen Motivationen folgen, hieß es auf CASH-Nachfrage.
Pflanzliche Drinks, Desserts, Joghurts oder Aufstriche haben die Nische bislang noch nicht ganz verlassen, sie sind aber, wie das immer breitere Angebot sowie der immer größere Zuspruch zeigen, auf einem guten Weg dahin.