Florian Czink hat im Krisenjahr 2020 die Geschäftsführung von Top Spirit übernommen. Mit innovativen Produkten und der Nähe zum Kunden möchte er möglichst schnell raus aus der wirtschaftlich angespannten Lage.
Es sind deutliche Worte, die der Top Spirit Geschäftsführer Florian Czink findet: "Aus Sicht des Unternehmens hat die Krise einen Bruch verursacht, der uns die Chance gegeben hat, über Prozesse und Marktmodelle zu reflektieren." Das ist auch dringend notwendig, denn der Profi für den Spirituosen-Vertrieb hat im vergangenen Jahr rund 80 Millionen Euro erwirtschaftet - ein Rückgang im zweistelligen Prozentbereich. Geschuldet ist das, so Czink, der geschlossenen Gastronomie, die rund 40 Prozent des Geschäfts von Top Spirit ausmacht. Zwar habe man ein solides Wachstum der alkoholischen Getränke im LEH gesehen, das konnte jedoch den Verlust durch das ausbleibende Gastro-Geschäft nicht kompensieren. Im Branchendurchschnitt gab es im Außer-Haus-Konsum einen Rückgang von 44 Prozent. Dem gegenüber steht im LEH ein durchschnittlicher Anstieg von 15 Prozent. Top Spirit kann sich hierbei mit 17 Prozent Marktanteil im Spirituosensegment als Marktführer etablieren, mit 80 vertriebenen Marken stellt das Unternehmen die meistverkauften Produkte vieler Kategorien.
Daher möchte Czink so schnell wie möglich aus der Krise kommen - das soll mit dynamisch wachsenden Neuheiten und einer Umstrukturierung bei der Kundenbetreuung geschehen. Zunächst zu den Produkten: Top Spirit freut sich, das erste "ready to drink"-Getränk in das eigene Sortiment aufzunehmen. "White Claw" heißt das Hard Selzer - prickelndes Near-Water mit Alkohol. In den USA hat es beim Umsatz bereits bekannte Biermarken wie Budweiser überholt. Czink sieht auch in Österreich enormes Wachstum und schätzt, das der Alkopop-Boom der frühen 2000er mit Hard Selzer eine kalorienarme Fortsetzung finden könnte. Eine Neuheit für die Gastronomie möchte Top Spirit mit "Undone" anbieten - Spirituosen, die nach der Destillation alkoholfrei gemacht wurden. So gibt es Gin, Rum, Vermouth und Bitter mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,3 Prozent. Für die Gastronomie ein Türöffner, was das Mixen von alkoholfreien Cocktails angeht.
Organisatorisch hat sich bei Top Spirit auch etwas getan: Die Vertriebsregionen werden nun in Ost (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich) und West (Wien, Niederösterreich, Steiermark, Burgenland und Kärnten) geteilt. Während Samuel Schwalb die Ostregion managen wird, übernimmt Markus Walch den Westen. Beide Veteranen mit zusammen mehr als 35 Jahren an Branchenerfahrung fungieren als zentraler Punkt zwischen den Kundenbetreuern vor Ort und dem Geschäftsführer.
Einen vorsichtigen Ausblick auf 2021 wagt Czink auch, obwohl laut ihm die Geschäftspläne vom Oktober jetzt bereits hinfällig sind. Er hofft auf eine Öffnung der Gastronomie in Richtung Sommer und eine hohe Impfquote der Bevölkerung bis in den Herbst. Preiserhöhungen wird es laut ihm geben, die eigenen Schaumwein-Marken sein davon aber nicht betroffen. Um ein weiteres Standbein zu schaffen, prüft Top Spirit aktuell, ob ein eigener Webshop sich auszahlen würde. Czink geht davon aus, dass man das Geschäftsergebnis von 2020 überbieten werde, den Anschluss an 2019 wird das Unternehmen aber noch nicht schaffen.