Hersteller von Milch-Alternativen aus Soja, Reis, Hafer und Co. fordern eine Aufhebung des Bezeichnungsschutzes für Milch. Die Milchbranche zeigt sich darüber empört.
Bezeichnungen wie Milch, Butter oder Joghurt durften bislang laut EU-Recht beziehungsweise schon zuvor laut dem Codex Alimentarius nur für von Tieren stammende Milch-Erzeugnisse verwendet werden. Mit dem Aufstieg veganer Alternativen fordern Hersteller und Lobbyisten seit Jahren eine Gesetzesänderung, die wiederum die Molkereien und ihre Vertreter unbedingt verhindern wollen. Einer von ihnen ist VÖM-Präsident und Kärntnermilch-Geschäftsführer Helmut Petschar. "Damit würde nicht nur der Konsument hinters Licht geführt, sondern auch die nachhaltige Milchproduktion in Österreich und unsere Eigenversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln gefährdet", erörtert Petschar und appelliert damit an die verantwortlichen Politiker auf EU-Ebene und in Österreich. "Es geht der Milchwirtschaft nicht darum, pflanzenbasierte Produkte zu verbieten oder schlecht zu machen, es muss aber klar ersichtlich sein, dass diese etwas gänzlich anderes und keine Milchprodukte sind, weil ja ganz andere Inhaltsstoffe und Verarbeitungsschritte dahinterstehen."
Abstimmung im Oktober
Der EuGH hat den Bezeichnungsschutz 2017 mit einem Urteil bestätigt, in dem unter anderem festgehalten wurde, dass "d
er Ausdruck Milch ausschließlich dem durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnenen Erzeugnis der normalen Eutersekretion, ohne jeglichen Zusatz oder Entzug" vorbehalten ist. Im Oktober soll das EU-Parlament dann über eine Reform der Agrarmarktordnung abstimmen, bei der auch der Fortbestand des Bezeichnungsschutzes für Milch ein Thema sein wird.
Die Hersteller von veganen Lebensmitteln und Milch-Alternativen aus Soja, Hafer und Co. haben sich kürzlich mit einem Brief an die Abgeordneten gewandt und fordern eine Aufhebung des Bezeichnungsschutzes, der ihnen zufolge anlässlich der geänderten Essensgewohnheiten und des Klimawandels unzeitgemäß sei. Mitunterzeichner des Briefs sind unter anderem Nestlé und Unilever. Ersterer erntet als Abnehmer von tierischen Milcherzeugnissen deshalb große Kritik vom EU-Milchverband EDA (European Dairy Association).
"Harter Schlag"
Für den VÖM-Präsidenten wäre ein Kurswechsel der EU in dieser Thematik ein "harter Schlag gegen eine klare Kennzeichnung". Denn damit wäre es für Konsumenten nicht mehr ersichtlich, was sie kaufen, kritisiert Petschar. "Aber große multinationale Konzerne könnten mit billigen Imitaten und dem guten Image der Milch ihre Gewinne weiter steigern, weil die Imitate oft viel billiger sind und höhere Spannen winken. Auf der Strecke bleiben würden dabei neben dem Konsumenten auch die Versorgungssicherheit mit sehr hochwertigen Lebensmitteln in Österreich und in der EU, weiters die gesamten zusätzlichen Leistungen, welche die Milchwirtschaft für unser Land erbringt. Bedauerlicherweise wird dieser Anschlag auf Konsumenten und Bauern auch von scheinbar umwelt- oder tierschutzbewegten Organisationen aus Österreich unterstützt", führt Petschar aus.