Winzer Krems: Weingut arbeitet Vergangenheit ...
 
Winzer Krems

Weingut arbeitet Vergangenheit auf

Winzer Krems
Winzer Krems-Geschäftsführer Franz Ehrenleiter, Juana-Charlotta Robitschek und Obmann ÖkR Franz Bauer (v.l.). © Winzer Krems
Winzer Krems-Geschäftsführer Franz Ehrenleiter, Juana-Charlotta Robitschek und Obmann ÖkR Franz Bauer (v.l.). © Winzer Krems

Gedenktafel in Erinnerung an Paul und Johanna Robitschek enthüllt.

Im Zuge der Veröffentlichung des historischen Romans „Wein des Vergessens“ von den Historikern Bernhard Herman und Robert Streibel wurden die Winzer Krems – Sandgrube 13 mit kritischen Aspekten ihrer Gründungsgeschichte konfrontiert: Teile des Weingutes Sandgrube hatten bis 1938 dem jüdischen Weinhändler Josef Robitschek sowie seiner Mutter Johanna Robitschek gehört und infolge des sogenannten „Anschlusses“ an Deutschland arisiert. Das Weingut hat die Publikation zum Anlass genommen, eine wissenschaftliche Aufarbeitung in Auftrag zu geben. Die wesentlichen Erkenntnisse dieser Aufarbeitung liegen nun vor.

Man müsse den Tatsachen ins Auge schauen, so die Historikerin Dr. Brigitte Bailer-Galanda: „In Folge des sogenannten Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich haben einzelne Gründungsmitglieder der Genossenschaft – und hier vor allem der erste Obmann der Genossenschaft, Franz Aigner – die speziellen Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Herrschaft gezielt ausgenutzt, um die Kellerei und einzelne Weingärten der Familie Robitschek in den Besitz der Genossenschaft zu bringen.“

Während Paul Robitschek die Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung gelang, wurde seine Mutter im Jahr 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Nach dem Krieg sei es 1949 zwar zu einem Restitutionsvergleich zwischen den Winzer Krems und Paul Robitschek gekommen, eine historische und moralische Aufarbeitung des Geschehens sei jedoch bis heute ausgeblieben.

Franz Bauer, Obmann der Winzer Krems – Sandgrube 13 dazu: „Über 80 Jahre nach der Gründung der Winzer Krems – Sandgrube 13 ist es an der Zeit, dass wir uns auch den unbequemen Aspekten der Geschichte unserer Genossenschaft umfassend, offen und ehrlich stellen. Die Entschuldigung, die Paul Robitschek gebührt, kann er leider nicht mehr annehmen. Es ist uns daher umso mehr eine große Ehre, dass Juana-Charlotta Robitschek unserer Einladung nach Krems zur Enthüllung der Gedenktafel gefolgt ist. Gleichzeitig bedanken wir uns bei den Autoren Bernhard Herrman und Robert Streibel, dass sie mit ihrem Roman den Anstoß zur Aufarbeitung unserer Geschichte gegeben haben.“

Franz Ehrenleitner, Geschäftsführer der Winzer Krems, betonte, dass das ehrenden Andenken an Paul Robitschek sowie an seine Mutter Johanna "uns, genauso wie unseren vielen Besuchern eine dauerhafte Mahnung und Erinnerung sein soll.“
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