"Der Mehrwert von Gleichstellung für die Unternehmen und den Wirtschaftsstandort wird nach wie vor unterschätzt. Die wahrgenommene Bedeutung für Unternehmen sinkt sogar noch weiter, wenn es explizit um die Relevanz für den eigenen Betrieb geht", erklärt Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich.
Deloitte hat anlässlich des anstehenden Internationalen Frauentages eine Umfrage zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der österreichischen Wirtschaft veröffentlicht. Das Ergebnis: Österreichische Unternehmen unterschätzen den wirtschaftlichen Mehrwert von Gleichstellung.
314 Führungskräfte haben sich an der landesweiten Umfrage beteiligt, die die Geschlechtergleichstellung in der österreichischen Arbeitswelt untersuchte. Daraus ergab sich, dass das wirtschaftliche Potenzial von Geschlechtergleichstellung nicht erkannt wird. Vielmehr sehen die Befragten, 62 Prozent, Gleichstellung im Sinne einer sozialen Fairness, während klare unternehmerische Argumente wie Wettbewerbsvorteile oder Kosteneinsparungen als nachrangig eingestuft werden. "Unternehmen müssen sich bewusstmachen: Gleichstellung ist nicht nur eine Sache der Fairness, sondern bringt auch viele Vorteile auf wirtschaftlicher Ebene mit sich", betont Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Österreich.
Warum das mit der Gleichstellung nicht klappt
Die Umfage zeigt gleich mehrere Faktoren, warum Frauen es schwerer haben, Karriere zu machen. Das spielt sich vor allem auf einer gesellschaftlichen Ebene ab. Die Vereinbarkeit oder Nichtvereinbarkeit von Familie und Beruf steht dabei an erster Stelle. Konservative Rollenbilder, nach denen die Frau sich um die Familie zu kümmern hat, tragen ihren Teil dazu bei. Hinzukommen gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen wie fehlende Kinderbetreuung und Ganztagsschulangebote, die es Frauen schwer machen, sich beruflich zu entfalten. Mit Faktoren wie dem Verhalten von Führungskräften und dem gesellschaftlichen Verständnis von Führung als Vollzeitkonzept werden aber auch Hürden in der unternehmerischen Sphäre genannt.
Dass Frauen weniger verdienen, liegt laut zwei Drittel der Befragten an schlechtem Verhandlungsgeschick. Die tatsächliche Leistung hat laut den Führungspersonen nichts mit der ungleichen Bezahlung zu tun. Lediglich rund 2 % sind der Meinung, dass Männer mehr leisten und deshalb besser entlohnt werden.
Was man ändern könnte
Also besonders wichtige Maßnahmen für einen Schritt in Richtung Gleichstellung am Arbeitsplatz sehen ein Großteil der Befragten in besseren Kinderbetreuungsangeboten sowie in zeitlich und örtlich flexiblen Arbeitsmodellen. Überraschenderweise wird von 60 Prozent auch die Geschlechterquote als wirksam erachtet. Die Mehrheit spricht sich dabei für die – zumindest befristete – Einführung von Geschlechterquoten auf allen politischen und wirtschaftlichen Ebenen aus.
"Die breite Befürwortung von Geschlechterquoten als gleichstellungsfördernde Maßnahme seitens der Wirtschaft ist ein klarer Auftrag für die Politik. Neben Quoten braucht es aber auch die Sensibilisierung für das wirtschaftliche Potenzial sowie die Schaffung passender Rahmenbedingungen", fasst Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich, die wichtigsten Handlungsfelder zusammen.